Heidenheimer Zeitung

Täglich grüßt das Moodle-tier

- Der Schulstart wurde gleich zum Fiasko der digitalen Bildung – oder doch nicht? Roland Müller

Die Crash-propheten saßen Montagfrüh sicher schon freudig erregt in den Startlöche­rn: Ferien vorbei, digitaler Fernunterr­icht – das kann ja nur schiefgehe­n. Prompt folgten zur ersten Stunde die Horror-meldungen: Die Lern-plattform „Moodle“im Streik, Eltern entnervt, Lehrkräfte verzweifel­t. Das Bild war gesetzt, Baden-württember­g ist halt doch digitales Entwicklun­gsland. Die Opposition hatte die Twitter-messer schon gewetzt und fiel über Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann

(CDU) her: Versagen, Chaos, Armutszeug­nis – und so weiter.

Wenn das der Auftakt für den Corona-bedingten Digital-wahlkampf war, halten Sie besser das Popcorn bereit. Opposition, Regierung, Wahlvolk, Medien: Es sitzen ja quasi eh alle nur noch am PC oder Handy. Da kann man sich gleich ein Dauer-online-live-battle liefern – ein bisschen wie bei „Big Brother“. Nur ob am Ende jemand rausgewähl­t wird, ist noch unklar.

Nun gehört in einer Woche, die für Eisenmann manchen Dämpfer brachte, zur Wahrheit, dass schon ab der zweiten Stunde Moodle eigentlich ordentlich lief und von Digital-chaos seither wenig zu hören war. Aber wen interessie­rt das nach der ersten Aufwallung noch?

Dass aus Bayern auch noch gehässige Zwischenru­fe kamen, mit Microsoft-produkten laufe alles dufte, dürfte die Ministerin endgültig zu Betablocke­rn greifen lassen: Schließlic­h will sie „Office“und „Teams“längst einführen, doch der Datenschut­zbeauftrag­te und eine Phalanx aus Bildungsve­rbänden wehren sich heftig. So ungerecht kann Wahlkampf sein.

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