Täglich grüßt das Moodle-tier
Die Crash-propheten saßen Montagfrüh sicher schon freudig erregt in den Startlöchern: Ferien vorbei, digitaler Fernunterricht – das kann ja nur schiefgehen. Prompt folgten zur ersten Stunde die Horror-meldungen: Die Lern-plattform „Moodle“im Streik, Eltern entnervt, Lehrkräfte verzweifelt. Das Bild war gesetzt, Baden-württemberg ist halt doch digitales Entwicklungsland. Die Opposition hatte die Twitter-messer schon gewetzt und fiel über Kultusministerin Susanne Eisenmann
(CDU) her: Versagen, Chaos, Armutszeugnis – und so weiter.
Wenn das der Auftakt für den Corona-bedingten Digital-wahlkampf war, halten Sie besser das Popcorn bereit. Opposition, Regierung, Wahlvolk, Medien: Es sitzen ja quasi eh alle nur noch am PC oder Handy. Da kann man sich gleich ein Dauer-online-live-battle liefern – ein bisschen wie bei „Big Brother“. Nur ob am Ende jemand rausgewählt wird, ist noch unklar.
Nun gehört in einer Woche, die für Eisenmann manchen Dämpfer brachte, zur Wahrheit, dass schon ab der zweiten Stunde Moodle eigentlich ordentlich lief und von Digital-chaos seither wenig zu hören war. Aber wen interessiert das nach der ersten Aufwallung noch?
Dass aus Bayern auch noch gehässige Zwischenrufe kamen, mit Microsoft-produkten laufe alles dufte, dürfte die Ministerin endgültig zu Betablockern greifen lassen: Schließlich will sie „Office“und „Teams“längst einführen, doch der Datenschutzbeauftragte und eine Phalanx aus Bildungsverbänden wehren sich heftig. So ungerecht kann Wahlkampf sein.