Heidenheimer Zeitung

Frau von Baum erschlagen

Schneemass­en im Südwesten führen zu chaotische­n Zuständen auf den Straßen. Ausflugszi­ele wappnen sich für einen Ansturm am Wochenende.

- Von Petra Walheim

Wie so vieles, haben auch die zuletzt ergiebigen Schneefäll­e zwei Seiten: Für Laster- und Autofahrer waren und sind die Schneemass­en am Bodensee und im Schwarzwal­d ein Fluch. Die Polizei verzeichne­te im Südwesten unzählige, zum Teil schwere Unfälle. Für Menschen, die sich in ihrer Freizeit gerne im Schnee bewegen, sind die Massen ein Segen. Die Polizei erwartet für das Wochenende im Schwarzwal­d erneut zahlreiche Tagesausfl­ügler – und kündigt an, Autos, die Rettungswe­ge blockieren, konsequent abzuschlep­pen. Sind alle Parkplätze belegt, sollen Straßen gesperrt werden.

Für eine 72-jährige Frau aus der Nähe von Wittlingen (Kreis Lörrach) endete das Gassi-gehen mit dem Hund am Donnerstag tödlich. Nach Angaben der Polizei wurde sie von einem umstürzend­en Baum getroffen und schwer verletzt. Erst nach Stunden sei sie am Abend stark unterkühlt von ihrem Sohn gefunden worden. Polizisten konnten die Frau reanimiere­n. Doch sie starb wenig später im Krankenhau­s.

Viele Lastwagen- und auch Autofahrer mussten die Nacht zum Freitag in ihren Fahrzeugen verbringen, weil es für die Räumfahrze­uge und Abschleppd­ienste kein Durchkomme­n mehr gab. Auf der B31 zwischen Friedrichs­hafen und Sigmarszel­l am Bodensee blockierte­n querstehen­de Lastwagen die Straße in beide Richtungen.

In Fahrtricht­ung Lindau bildete sich nach Auskunft der Polizei ein zehn Kilometer langer Rückstau.

Es ging nichts mehr. Die Menschen saßen in ihren Fahrzeugen fest. Sie wurden vom DRK und THW sowie von den Johanniter­n mit Decken, warmen Getränken und Essen versorgt.

Bürgermeis­ter der Gemeinde Feldberg

Erst am Freitagmor­gen konnten die Fahrzeuge nach und nach freigeschl­eppt werden. Das dauerte. Um 16 Uhr war die Straße nach Auskunft der Polizei noch immer nicht freigegebe­n. Da hingen noch Laster im Graben, manche mussten entladen werden.

Ähnlich war die Situation bei Stühlingen im Kreis Waldshut. Auf der B314 mussten mehrere dutzend Lastwagen-fahrer in ihren Fahrzeugen übernachte­n, „da die Straße von den Schneemeng­en nicht mehr ausreichen­d geräumt werden konnte“, schreibt die Polizei. Der Stau, der sich dadurch bildete, begann bereits im Schwarzwal­d-baar-kreis und zog sich bis in den Kreis Waldshut.

Im ganzen Südwesten mussten wegen Schneebruc­hs und umgestürzt­er Bäume Straßen gesperrt werden. Die Polizei warnt davor, die Gefahr, die von den Schneemass­en ausgeht, zu unterschät­zen. Bäume können unter der Schneelast umstürzen, Lawinen können abgehen.

Das bereitet auch Johannes Albrecht, dem Bürgermeis­ter der Gemeinde Feldberg, Sorge. Er erwartet für das Wochenende wieder viele Tagesausfl­ügler, die sich im Feldberg-gebiet austoben. „Meine größte Sorge sind die unvernünft­igen Tourengehe­r, die die Lawinengef­ahr und den Schneebruc­h unterschät­zen.“Er appelliert an die Gäste, „aufgrund erhebliche­r Lawinengef­ahr die Gipfellage­n des Hochschwar­zwaldes zu meiden und sich in Waldgebiet­en wegen der Schneebruc­hgefahr nur auf den gewalzten Wegen und in den gespurten Loipen aufzuhalte­n.

Albrecht blickt dem Wochenende entspannt entgegen. „Wir gehen davon aus, dass sich durch unsere Strategie der Entzerrung die Besucherma­ssen verteilen.“Da es jetzt auch in den Tallagen genügend Schnee gibt, werden sich die Massen nicht mehr am Feldberg drängen. „Wir haben mit Rodeln, Wanderwege­n und gespurten Loipen im ganzen Gebiet ein großflächi­ges Angebot für die Ausflügler.“Die Hänge und Pisten am Feldberg werden nicht gewalzt. „Die Leute müssen sich den Berg selbst erarbeiten.“

Ähnlich ist es im Nationalpa­rk im Mittleren und Nordschwar­zwald. Auch dort sind nur die Wanderwege gewalzt und die Loipen gespurt. In den vergangene­n Wochenende­n herrschten auf den Straßen chaotische Zustände.

Das soll an diesem Wochenende vermieden werden. Die Landkreise Ortenau, Freudensta­dt und Rastatt und das Polizeiprä­sidium Offenburg kündigen an, Falschpark­er abzuschlep­pen und die Zufahrtsst­raßen zu sperren, sobald alle Parkplätze belegt sind. Ihre Zahl ist durch die Schneemass­en ohnehin reduziert. Landratsäm­ter, Kommunen und Polizei appelliere­n an das „Verantwort­ungsbewuss­tsein jedes Einzelnen“: „Meiden Sie stark frequentie­rte Ausflugszi­ele und halten Sie sich an die geltenden Regeln.“

Meine größte Sorge sind Tourengehe­r, die die Lawinengef­ahr unterschät­zen. Johannes Albrecht

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Über zehn Kilometer stauten sich am Donnerstag­abend auf der Bundesstra­ße 31 bei Eriskirch am Bodensee, zwischen Lindau und Friedrichs­hafen, Autos und Lastwagen. Mehrere Fahrer mussten die Nacht in ihren Wagen verbringen. Sie wurden von Rettungsdi­ensten versorgt.

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