„Halbe Treppe“kooperiert mit Café Swing
Das Heidenheimer Café Swing und die Kulturbühne „Halbe Treppe“bündeln ihre Kräfte in der Coronakrise. Das gemeinsame, bunt gemischte Programm für den Sommer steht nun fest.
Die Kulturbühne und das Café haben ein gemeinsames Programm für den Sommer ausgearbeitet. Es gibt Blues, Jazz und „Anti-folk“.
Die Leute sind ausgehungert.“Treffender hätte Michael Kneule es kaum formulieren können. Als vergangenen Oktober das Jazzduo „Black Patti“im Heidenheimer Café Swing auftrat, war der Andrang groß. Obwohl damals aufgrund der Corona-verordnung nur 45 Personen „Black Patti“lauschen konnten, hat man laut Kneule gemerkt: Die Lust auf Kultur ist groß.
Dass dieses Konzert überhaupt stattfinden konnte, ist dem Konzept „Mischkultur“zu verdanken. Die Kulturbühne „Halbe Treppe“kooperiert mit dem „Swing“– gemeinsam stellen die beiden Etablissements ein Kulturprogramm auf die Beine, das einzeln gar nicht zu bewerkstelligen wäre. Und auch wenn Heidenheim weiterhin im Lockdown festhängt: Das Sommerprogramm der „Mischkultur“steht bereits fest.
„Wir haben uns für eine Mischung aus Alt und Neu entscheiden“, erzählt Dorothee Schenck, die Teil der Veranstaltungsgruppe der „Halben Treppe“ist. Zusammen mit Kneule, der für das künstlerische Programm im „Swing“verantwortlich ist, hat Schenck den Kultursommer in dem Café organisiert. Herausgekommen ist eine Mischung aus Blues-band, Jazz-trio, „schrägem Anti-folk“und vielem mehr (siehe
Regionale Musiker unterstützen
Hin und wieder haben die beiden bei der Planung laut eigener Aussage auch Kompromisse eingehen müssen. Doch in einem Punkt waren Kneule und Schenck sich von Anfang an einig: „Uns ist wichtig, Musiker aus der Region zu unterstützen“, betont Kneule. So kommen die Künstler unter anderem aus Ulm, Aalen, Schwäbisch
Gmünd oder eben Heidenheim. Diese Entscheidung hatte auch pragmatische Gründe. Da die Übernachtungs-lage in Hotels weiterhin unsicher ist, halten Kneule und Schenck es für naheliegend, Musiker einzuladen, die keinen allzu weiten Anfahrtsweg haben. Einige der gebuchten Musiker kennen das „Swing“zudem bereits von früheren Auftritten.
Die Räumlichkeiten des Cafés sind auch der Hauptgrund, warum das Konzept „Mischkultur“ geboren wurde. „In der Coronapandemie haben wir beide schnell gemerkt, dass wir einzeln an unsere Grenzen stoßen“, sagt Kneule. Er und Dorothee Schenck kennen sich bereits seit Jahren. Im vergangenen Jahr kam daher schnell die Idee auf, die Kräfte des „Swing“und der „Halben Treppe“zu bündeln.
Kein Streaming
Die Idee: Das Café stellt seine Räumlichkeiten zur Verfügung, gemeinsam erstellt man ein Kulturprogramm, das dem Stammpublikum beider Einrichtungen zusagt. „Ins ‚Swing‘ passen mit den Abstandsregeln so viele Leute wie in der ‚Halben Treppe‘ generell“, sagt Schenck.
Kurzzeitig standen sogar Streaming-veranstaltungen im Raum: „Das war tatsächlich ein Gedankenspiel von uns“, erzählt Schenck. „Allerdings hätten wir das nur unter der Voraussetzung gemacht, dass es hybride Veranstaltungen werden würden“, ergänzt Kneule. Damit sind Kulturveranstaltungen gemeint, die live vor Publikum stattfinden und parallel ins Internet übertragen werden, wo weitere Zuschauer, die beispielsweise aus Platzgründen nicht vor Ort sein können, die Möglichkeit haben, trotzdem zuzuschauen.
Kooperation mit Zukunft?
Letztlich scheiterten diese Überlegungen an der Finanzierung. Denn: „Künstlerisch und technisch hohe Ansprüche kosten eben Geld“, so Kneule. Trotzdem seien beide mit dem Programm sehr zufrieden. „Wir verstehen uns gut“, sagt Schenck lächelnd. So gut, dass sich beide vorstellen könnten, das Konzept „Mischkultur“auch nach Corona beizubehalten.
Doch was, wenn der Lockdown erneut dazwischenfunkt und das Programm für 2021 über den Haufen wirft? „Dann müssen wir’s halt nochmal verschieben“, antwortet Kneule achselzuckend. „Aufgeben ist keine Option.“