„Ich lasse viel Vorteil laufen“
Schiedsrichter Chris Weiszhar von der TSG Schnaitheim im Interview.
Sie werden im Fußball gebraucht, haben aber keinen leichten Job: Schiedsrichter. In losen Abständen erzählen hier Unparteiische aus dem Kreis von ihrem Weg auf den Platz, von ihren bisherigen Erfahrungen und ihren Einschätzungen. Heute: Chris Weiszhar, der für die TSG Schnaitheim im Einsatz ist.
Was ist/war Ihr schönstes Fußballerlebnis?
Als Fußballspieler war mein schönstes Erlebnis der Aufstieg 2010 in die Kreisliga A mit dem BC Aufhausen. Als Schiedsrichter sind Relegationsspiele, Pokalspiele oder höherklassige Spiele im Gespann immer ein Highlight. Im letzten Jahr durfte ich das Bezirkspokalfinale der SG Bettringen gegen die TSG Hofherrnweiler II in Bopfingen leiten.
Was hat Sie dazu bewogen, Schiedsrichter zu werden?
Mein damaliger Verein, der BC Aufhausen, hat 2008 neue Schiedsrichter gesucht. Ich wollte mir das Thema mal anschauen und bin bis heute dabeigeblieben und bin mittlerweile im Ausschuss der Schiedsrichtergruppe Heidenheim tätig.
Welches war Ihr erstes Spiel, das Sie gepfiffen haben?
Am 17. September 2008 habe ich als Neuling mein erstes Spiel geleitet. Das war ein Bezirkspokalspiel der D-jugend des TV Steinheim gegen den 1. FC Heidenheim mit Betreuung. Als Neuling bekommt man hier immer relativ einfache Spiele. Das Spiel ging 0:14 aus und mein Betreuer war Ulrich Dannemann, der mittlerweile der älteste aktive Schiedsrichter der Schiedsrichtergruppe Heidenheim ist.
Wie lautet Ihre Leitlinie als Schiedsrichter?
Ich mag die Spielweise in England.
Daher lasse ich in meinen Spielen immer viel Vorteil laufen und pfeife nicht jeden Kontakt ab. Wenn es natürlich zu wild wird, muss man auch mal anziehen mit Gesprächen oder wenn es nicht mehr reicht, mit Karten.
Wie sollte ein Spiel für Sie als Schiedsrichter optimal laufen?
Am liebsten wäre es mir, wenn weder Spieler noch Zuschauer merken würden, dass ich auf dem Spielfeld bin. Das ist immer ein gutes Zeichen dafür, dass alle zufrieden sind. Im Nachhinein sitzt man gerne mit Spielern, Verantwortlichen und Zuschauern zusammen. Dann kann man einiges diskutieren.
Worauf hätten Sie denn in Ihrer Schiedsrichterlaufbahn gerne verzichtet?
Bisher hatte ich noch nie einen Spielabbruch oder wurde tätlich angegangen und hoffe auch, dass das so bleibt. Es gibt immer wieder Spiele, die nicht optimal laufen. Deshalb sind wir ja auch
Menschen, die Fehler machen. Das sollte jeder akzeptieren.
Sie dürfen eine Regel im Fußball abschaffen oder einführen: Welche?
Interessant fände ich, wenn das Abseits abgeschafft würde. Dadurch wäre es ein komplett neues Spiel. Alle taktischen Spielereien müssten überdacht werden und es würde wieder Richtung Manndeckung gehen.
Was halten Sie vom Videobeweis? Macht er die Sache für Profischiedsrichter leichter oder erschwert er deren Job?
Ich finde generell, dass der Videobeweis das Spiel/die Ergebnisse fairer macht. Ich hätte aber diesen nur in K.-o.-begegnungen (im Pokal, in der Champions League, in der Europa League oder bei Relegationen) eingesetzt, da in einer Saison es sich immer wieder ausgleicht. Die Profi-schiedsrichter haben es durch den Videobeweis nicht einfacher, wenn dieser nicht zu einer klaren Entscheidung führt.