Schlechte Noten für die Schule
Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland während der Pandemie unterdurchschnittlich ab.
Berlin. Andere Länder haben zum Teil viel besser auf die Herausforderungen durch die Corona-krise reagiert als Deutschland. Das geht aus einer Analyse der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor, die am Mittwoch vorgestellt wurde. Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Als wie fit haben sich während der Pandemie die Bildungssysteme der
Industrieländer erwiesen? Die Ergebnisse sind sehr unterschiedlich. Laut Oecd-bildungsdirektor Andreas Schleicher haben zum Beispiel Spanien und Portugal den Distanzunterricht vielfältiger gestaltet als Deutschland. Dort hat man Kinder und Jugendliche als Alternative zum Präsenzunterricht nicht nur online unterrichtet, sondern dafür auch Mobilfunk, Fernsehen und sogar Radio eingesetzt. Die Schulen in Estland und Tschechien wiederum seien schon vor der Pandemie digital besser ausgestattet gewesen als die Bildungseinrichtungen hierzulande. Japan und Neuseeland sei gelungen, in der Notsituation viele Lehrkräfte aus dem Ruhestand zu holen.
Am deutschen Bildungssystem lobte Schleicher die im Vergleich mit anderen Ländern relativ geringen Zeiten, in denen der Unterricht komplett gestrichen wurde. Außerdem bewertete er positiv, dass an Prüfungen grundsätzlich festgehalten wurde – anders als in Spanien, Norwegen und Frankreich.
Wie groß sind die Lernausfälle in Deutschland? Laut Deutschen Lehrerverband sind infolge der Pandemie bisher pro Schulkind im Schnitt 400 bis 600 Unterrichtsstunden entfallen. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte am Mittwoch im Bundestag, sie gehe davon aus, dass 20 bis 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler Unterstützung etwa in Form eines Nachholprogramms benötigen.
Oecd-experte Schleicher wies auf eine Studie aus den USA hin, die belegt, dass vor allem Lernschwache unter den Pandemiebedingungen zu leiden hätten. So habe sich die Nutzung digitaler Lernplattformen, die bis zur Pandemie in allen Schülergruppen etwa gleich stark ausgeprägt gewesen sei, ungleich entwickelt: Die Guten lernten intensiv weiter, die Schlechteren hielten nur losen Kontakt. „Die soziale Disparität“verschärfe sich durch die Krise, sagt Schleicher.
Wie können die Kinder und Jugendlichen die Rückstände aufholen?
Mit einem bundesweiten Aufholprogramm könne dies gelingen, ist Ministerin Karliczek überzeugt. Eine solche Schülernachhilfe soll vom Bund mit rund einer Milliarde Euro gefördert werden und in den Herbstferien starten. Karliczek forderte die eigentlich für die Bildung zuständigen Länder auf, jetzt die Lernstände bei den Schülerinnen und Schülern zu erheben. Denn nur so könne gezielt nachgesteuert werden.