Ein seltener Gast: das Braunkehlchen (Saxicola rubetra)
Als typischer Wiesenvogel bewohnt das Braunkehlchen (Saxicola rubetra) blumenreiche, vielfältige und extensiv genutzte Wiesen. Für das Brutgeschäft benötigt es etwas mehr als einen Monat. So viel Zeit bleibt dem Insektenfresser in intensiv genutzten Wiesen nicht: Ehemals nur extensiv genutzte Grünlandbereiche, artenreiche Streuwiesen sowie Heide- und Moorgebiete werden in monotone Grassaaten, Ackerland oder Nadelwälder umgewandelt. Mit Hilfe intensiver Düngung werden Wiesen frühzeitig und mehrmals gemäht. Ausgebrachte Insektizide und Herbizide vermindern die für das Braunkehlchen unerlässlichen Nahrungsgrundlagen. In vielen Regionen ist der „Wiesenschmätzer“– ein alternativer Name – daher praktisch verschwunden. Deutschlandweit ist der Brutbestand „stark gefährdet“und in Baden-württemberg „vom Erlöschen bedroht“. Letzte, größere Rückzugsgebiete finden sich im Biosphärengebiet „Ehemaliger Truppenübungsplatz
Münsingen“, dem Federsee-ried und Naturschutzflächen auf der Baar. Wenn die Braunkehlchen im Frühjahr zu uns kommen, haben sie mehr als 5000 Kilometer hinter sich. Denn sie überwintern als Langstreckenzieher im tropischen Afrika – und auch dort haben sie mit Lebensraumverlust zu kämpfen. Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich von Westeuropa bis Sibirien. Im Gegensatz zu seinen Verwandten, Rot-, Blau- oder Schwarzkehlchen ist die Kehle des Braunkehlchens übrigens gar nicht braun. Sie ist beim Weibchen weiß, und beim Männchen orangebeige. Das Wort „Kehlchen“hat sich hier als Typusbegriff verselbstständigt. Der Name bedeutet so viel wie: „ein vom Gesamteindruck brauner Vogel, der zur Gruppe der ‚Kehlchen‘ gehört“. In geeigneten Gebieten lohnt es sich erhöhte Warten wie Pfosten oder Zäune abzusuchen – zu den Zugzeiten zusätzlich die Ränder von Raps- oder Maisfeldern.