Computer-kunst statt Farbkleckserei
Karl-heinz Stufft-fischer vermisst das Malen nicht – er setzt auf Digitaldrucke. Sein Atelier hat der Heidenheimer Künstler in der Scheffler-villa, bis vor Kurzem stellte er noch im neuen Unverpackt-laden aus.
Der Heidenheimer Künstler Karlheinz Stufft-fischer führt durch sein Atelier und zeigt seine Werke aus dem Unverpackt-laden.
Ein Maler, der den Pinsel meidet? Klingt wie ein Widerspruch in sich, gibt es aber tatsächlich. Wer das Atelier des Heidenheimer Künstlers Karl-heinz Stufft-fischer betritt, sucht vergeblich nach Farbeimern und Leinwand, nach Paletten und Skizzenbuch. Trotzdem bezeichnet sich Stufft-fischer selbst als Maler. „Allerdings male ich seit 2016 ausschließlich digital“, erzählt er.
Digital malen – wie geht das eigentlich? Im Wesentlichen greife er dabei auf Fotomaterial zurück, so Stufft-fischer. Per Mausklick bearbeitet er das Motiv dann so lange, bis es ihm gefällt, recherchiert, kombiniert Bilddateien und druckt es anschließend aus. Wobei dabei selbstverständlich kein x-beliebiger A4-drucker zum Einsatz kommt. Große, hochwertig bedruckte Polystyrol-platten, etwa 1,50 auf 2 Meter im Format, lässt Karl-heinz Stufft-fischer bei Siebdruck Esslinger in Großkuchen anfertigen.
Galerie und Lagerraum
Etwa ein Dutzend seiner Werke hängen in der sogenannten Scheffler-villa, welche Stufft-fischer und seiner Frau Evi Fischer sowohl als Wohnhaus als auch als Arbeitbereich dient. Wobei Stufft-fischers Atelier mehr einer kleinen Galerie und einem Lagerraum ähnelt als einer Arbeitsstätte: Hohe, weiße Wände, sanftes Oberlicht, zwei etwas verblichene Ledersessel, in der Mitte des Raumes ein Stapel Digitaldrucke.
Lediglich die rund drei Meter hohen Holzrahmen neben der Eingangstür verfestigen den Ateliercharakter – sie sind Überbleibsel einer Zeit, in der Karl-heinz Stufft-fischer noch Pinsel statt Computermaus schwang.
Als seine Frau 2012 anfängt, mit digitaler Bildbearbeitung zu liebäugeln, findet auch KarlHeinz Stufft-fischer Gefallen daran. Im Gegensatz zu Evi Fischer, die ihre ausgedruckten Werke oftmals übermalt, konzentriert sich Stufft-fischer fortan ausschließlich auf Kunst, die am Computer entsteht. „Dabei kann man komplexe Formen erschaffen, die man mit Pinsel und Farbe gar nicht hinbekommt – zumindest nicht, ohne dabei wahnsinnig zu werden“, findet der Künstler.
Derwisch-ornamente
Deutlich wird das bei nahezu jedem der Werke, welche die Wände des Ateliers rundum schmücken, besonders jedoch bei dem „Sufi“, oder auch „Derwisch“– „eines meiner liebsten Werke“, wie Karl-heinz Stufft-fischer anmerkt. Der darauf abgebildete Sufist, ein Anhänger einer Strömung im Islam, ist mehr Silhouette als Porträt; unscharf und bei näherem Hinsehen doch erstaunlich detailliert. „Das Muster, das aus diesen Strukturen entsteht, soll auf religiöse Ornamente anspielen“, erklärt Stufft-fischer. Gleichzeitig stellen sie biologisch-organische Formen dar.
Kunst im Unverpackt-laden
Göttlichkeit und Natur – sie sind oftmals wiederkehrende Elemente in den Werken des Heidenheimer Künstlers. Die Kreativität der Natur sei für Menschen eigentlich unbegreiflich. Einer der Drucke, der sich mit dieser Thematik auseinandersetzt, hing bis vor Kurzem noch im Schaufenster des Unverpackt-ladens „Tante Heidi“. Stufft-fischer ist einer von vielen Kunstschaffenden, die ihre Kunst im Zuge der Corona-pandemie und in Ermangelung von Alternativen öffentlich in der Heidenheimer Innenstadt präsentieren oder präsentiert haben.
„Vermutlich wird es dieses Jahr wieder keine ‚Open‘ geben“, bedauert Stufft-fischer, der bei der Ausstellung seit 2008 regelmäßig mitwirkt. Erst habe er gedacht, dass es bei der Schaufenster-aktion gar keine Räumlichkeiten geben würde, die Platz für seine vergleichsweise großen Werke hätten. Im damals noch leerstehenden Unverpackt-laden fand er dann aber doch ein temporäres Zuhause für eine kleine Auswahl seiner Bilder.
Ob er es nicht doch hin und wieder vermisse, mit Pinsel und Farbe zu malen? „Nö“, antwortet Stufft-fischer. Außerdem: „Ein malerisches Auge, ein Blick für Komposition braucht man bei digitalen Kunstwerken ja genauso wie bei Gemälden. Vielleicht sogar noch mehr.“