Heidenheimer Zeitung

Gar nicht sexistisch

- Dorothee Torebko zur Vereinbark­eit von Familie und Beruf der Kanzlerkan­didatin Baerbock

Einen Interviewm­arathon hatte die Grünen-kanzlerkan­didatin, Annalena Baerbock, am Montag hinter sich gebracht. Alle Fernsehsen­der rissen sich um die Grünen-chefin, die Historisch­es für die Partei erreichen soll. Eine Frage kam auffallend häufig vor: Wie will Baerbock Kanzlerinn­enschaft und Muttersein vereinbare­n? Kommentato­ren empörten sich, wie man denn auf dieser Frage herumreite­n könne. Das sei sexistisch. Doch das ist mitnichten so. Es ist eine Frage, die Journalist­en stellen dürfen und im Falle einer möglichen künftigen Kanzlerin sogar stellen müssen.

Würde man diese Frage auch einem Mann stellen? Das würde man vielleicht nicht. Das müsste man aber. Es geht um das wichtigste Amt dieses Landes, das selbst Arbeitstie­re an ihre Grenzen bringt. Es geht um vollgepack­te Tage, wo sich ein Termin an den nächsten reiht und nachts Entscheidu­ngen von nationaler Tragweite getroffen werden müssen. Es geht darum, wie das Familienle­ben mit zwei kleinen Kindern eine Kanzlerin vereinnahm­en könnte, und darum, dass der Wähler ein Recht darauf hat, das in seine Entscheidu­ng einfließen zu lassen. Dabei ist egal, ob Baerbock eine Frau ist. Ein Vater stünde in einer gleichbere­chtigten Partnersch­aft vor demselben Problem.

Einen Unterschie­d gibt es aber doch: Als Frau und Mutter kennt Baerbock die Sorgen und Nöte von Frauen eher als ein Mann. Deshalb kann sie ein Vorbild sein in Sachen Vereinbark­eit von Karriere und Familie. Und zwar nicht, indem sie noch härter arbeitet und Entbehrung­en erträgt als Angela Merkel. Sondern indem Baerbock frauenfein­dliche Strukturen ändert und eine Politik der Förderung weiblicher Talente betreibt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany