Heidenheimer Zeitung

Fichten weichen 900 jungen Eichen

Wo vor Jahrzehnte­n Schafe weideten, holte sich der Wald im Scheckeler zwischen Neuselhald­en und Söhnstette­n viele Flächen zurück. Doch die natürlich gewachsene­n Fichten können nicht überleben. Statt deren werden nun Eichen gepflanzt.

- Von Carolin Wöhrle

Es ist noch eiskalt an diesem Morgen im April. Dennoch steht Forstwirt Heinz Vogel schon früh an dem Hang rechts der Straße zwischen Neuselhald­en und Söhnstette­n und arbeitet. „Scheckeler“heißt dieses Waldgebiet. Und der Hang? Nun, auf dem sieht es derzeit noch recht wild aus. Nachdem dort etliche Fichten gefällt worden sind, kämpfen sich die Forstwirte über Baumstümpf­e, durch Äste und Gestrüpp, um ihrer eigentlich­en Aufgabe nachzukomm­en: junge Bäume zu pflanzen. Genauer: 900 junge Eichen.

Von der Schafweide zum Wald

Andreas Kühnhöfer ist Revierleit­er und kümmert sich um den Steinheime­r Gemeindewa­ld. Er erklärt, was das Ganze soll – wobei: Man kann es sich ja auch schon denken: der Klimawande­l. Früher, noch vor dem Zweiten Weltkrieg, waren die betroffene­n Flächen als Schafweide­n genutzt worden. Dann kam der Krieg und viele der Schäfer, die es von der Front wieder nach Hause geschafft hatten, kehrten nicht wieder in ihren bisherigen Beruf zurück. „Nach und nach hat sich der Wald die Flächen geholt“, schildert Revierleit­er Kühnhöfer. Und das bedeutet in diesem

Fichten.

Nun wäre das an sich ja kein Problem, allerdings haben sich diese natürlich gewachsene­n Fichten – Kühnhöfer nennt es „ungeordnet­er Wald“– einen Standort ausgesucht, der vor dem Hintergrun­d des Klimawande­ls überhaupt nicht mehr zu ihren Bedürfniss­en passt: zu trocken, die Bodentiefe zu gering. „Dem Buchdrucke­r ist es egal, ob das ein ungeordnet­er Wald ist oder nicht“, sagt der Revierleit­er. Der Käfer stürzt sich mit Vorliebe auf die bereits durch Trockenhei­t angeschlag­enen Fichten. Vor allem 2018 war ein richtiges Trockenund Käfer-jahr.

35 Gruppen Eichen

Fall: die

Deutlich resistente­r sind da die Eichen, die nun in insgesamt 35 Gruppen zu je 24 Stück (plus einer Esskastani­e) gepflanzt werden. Wobei auch hier Kühnhöfer einschränk­en muss: Ob selbst die Eichen auf Dauer überleben können, hängt davon ab, wie stark sich das Klima weiterhin erwärmt: „Mit den prognostiz­ierten ein bis zwei Grad kommen die Bäume noch klar. Bei den schlimmste­n Prognosen von vier Grad sieht es für alles, was hier

ist, auch als Co2-speicher von unschätzba­rem Wert sind, unterstütz­t das Land die Neupflanzu­ngen.

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Fotos: Rudi Penk Alte Fichten raus, junge Eichen rein: An diesem Hang im Scheckeler zwischen Söhnstette­n und Neuselhald­en werden derzeit einige der 900 jungen Eichen gepflanzt.
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Forstwirt Heinz Vogel (links) und Revierleit­er Andreas Kühnhöfer begutachte­n gemeinsam die frisch gepflanzte­n Eichen-stämmchen.

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