„Das fühlt sich nach Häuserkampf an“
Der weltweite Halbleitermangel macht auch vor dem Sportwagenbauer nicht halt. Beschaffungsvorstand Uwe-karsten Städter stemmt sich erfolgreich dagegen.
Gab es für den Chef-einkäufer von Porsche Uwe-karsten Städter auch mal entspannte Zeiten? Wohl nicht. Derzeit ist die Lage besonders anspruchsvoll. Auf seinen privaten Einkaufsbummel schlägt es aber nicht durch.
Weltweit fehlen Halbleiter. Auch bei Porsche?
Uwe-karsten Städter:
Es sind viele Branchen betroffen, auch die Automobilindustrie. Wir arbeiten daran, die Auswirkungen zu minimieren. Die Fertigung unserer Fahrzeuge haben wir so optimiert und gesteuert, dass es bislang nur geringe Auswirkungen auf unsere Produktion gab. Wir sind gut durchgekommen.
Es drohen keine Unterbrechungen?
Momentan sehen wir keine. Manchmal fühlt es sich aber ein bisschen an wie Häuserkampf: Wir kämpfen buchstäblich um jeden Meter, bewerten die Lage täglich neu. Aktuell gehe ich davon aus, dass die Chip-versorgung in den kommenden Monaten weltweit angespannt bleiben wird.
Sind andere Produkte betroffen?
Ja. Sie können sich das wie Dominospielen vorstellen. Kunststoffe werden knapp, auch Stahl, Kautschuk und Aluminium. Rohstoffe, die viele Branchen brauchen. Gleichzeitig steigen die Preise.
Sie wollen einen Lagerbestand aufbauen.
Um unsere Flexibilität zu erhöhen. Es geht um Bestände, die uns einen Puffer von zwei Wochen verschaffen. Die Entscheidung hatten wir zum Glück schon vorher getroffen, um uns auf den Brexit vorzubereiten. Das hilft uns jetzt. Bei den Just-in-time-teilen, die vom Lieferanten direkt ans Band geliefert werden, bleibt es herausfordernd.
Hätte man nicht früher Vorsorge treffen können?
Unsere Lieferketten sind global und komplex. Nicht alle Eventualitäten sind vorhersehbar. Ich blicke aber nach vorne. Aus jedem Problem kann man lernen, auch aus der Halbleiterknappheit. In der Zukunft werden wir unsere Teileversorgung noch intensiver absichern, das Risikomanagement weiter verstärken.
Es kommt künstliche Intelligenz zum Einsatz, um Sublieferanten zu kontrollieren.
Seit letztem Jahr setzen wir künstliche Intelligenz ein. Das ist eine Art Frühwarnsystem. Es hilft uns, kritische Rohstoffregionen besser zu analysieren. So haben wir die Möglichkeit, von weltweiten Nachhaltigkeitsvergehen zu erfahren und schnell darauf zu reagieren.
Corona schwächt Zulieferer. Unterstützen Sie diese?
Ja, das tun wir. Einige Zulieferer sind momentan in Schwierigkeiten. Wir helfen Unternehmen, mit denen wir gut zusammenarbeiten. Etwa mit Projekten, Investitionen und veränderten Zahlungszielen.
Wir lassen langjährige nicht im Regen stehen.
Partner
Sie befürchten keine Ausfälle?
Nein.
Warum setzt Porsche auf synthetische Kraftstoffe?
Weil das grüne Benzin innovativ und klimaschonend ist. Die nahezu Co2-neutralen efuels ergänzen unsere Elektromobilität sinnvoll. Zum Beispiel für den 911, der auch aus baulichen Gründen ein Verbrenner bleiben wird. Unsere Kunden können dann mit synthetischem Kraftstoff fahren, der aus regenerativen Energien stammt. Insgesamt werden bis zum Jahr 2030 mehr als 80 Prozent unserer Fahrzeuge mit einem Elektroantrieb fahren – vollelektrisch oder als Hybrid.
Wasserstoff-antrieb verfolgen Sie gar nicht?
Wasserstoff macht bei anderen Fahrzeugkonzepten sehr viel mehr Sinn als bei Sportwagen. Wir verfolgen aber, wie sich diese Technologie entwickelt.
Wann wird es den ersten 911er mit Elektromotor geben?
Wir denken hier an eine sehr sportliche Hybridisierung, wie man sie aus dem Motorsport kennt. Aber das wird noch etwas dauern.
Sie bauen eine Batteriezellenproduktion in Tübingen.
Wir führen gerade Gespräche mit mehreren Unternehmen. Grundsätzlich
ist die Forschung und Fertigung von hochleistungsfähigen Batteriezellen für uns sehr interessant. Deshalb verfolgen wir hier konkrete Schritte. An der Standortfrage arbeiten wir.
50 Prozent des Gewinns des Vw-konzerns kommt allein von Porsche. Ist da Stolz oder Ärger dabei, so viel Geld nach Wolfsburg zu überweisen?
Wir sind stolz auf das, was wir leisten – und bleiben zugleich bodenständig. In einer großen Familie hält man zusammen. Wir haben auch viele Vorteile durch unsere Arbeit im VW Konzern, etwa durch Preisvorteile in der Beschaffung oder gemeinsame