Der „Grüne Mörder“ist äußerst gefährlich
Der Grüne Knollenblätterpilz ist einer der giftigsten Pilze hierzulande und leicht zu verwechseln.
Gerstetten. Der Grüne Knollenblätterpilz ist einer der giftigsten Pilze in unseren Breiten, berichtet der Gerstetter Pilzexperte Georg Schabel. Der Anteil an allen Pilzvergiftungen liegt laut Fachliteratur je nach Land bei etwa zwei Prozent, in pilzreichen Jahren auch bei rund zehn Prozent. Die Mortalität liegt ohne ärztliche Hilfe bei über 90 Prozent und ist somit für die meisten tödlich verlaufenden Pilzvergiftungen verantwortlich. Durch Aufklärung und rechtzeitige ärztliche Intervention konnte die Todesrate auf etwa 30 Prozent gesenkt werden, trotzdem fordert der auch als „Grüner Mörder“bezeichnete Pilz jedes Jahr seine Opfer.
Der Grüne Knollenblätterpilz löst nach einer durchschnittlichen Latenzphase von sechs bis acht Stunden ein Multiorganversagen aus, beginnend mit der gastrointestinalen Phase mit kolikartigen Brechdurchfällen. An die vermeintliche Besserung der meist ruhigen Übergangsphase am zweiten Tag schließt sich die hepatische Phase an.
Die Amanitine führen über einen enterohepatischen Kreislauf und die damit verbundene Kumulierung der Gifte schließlich zum Zusammenbruch der nekrotischen Leber. Die Niere wird mit enormen Mengen der Gifte belastet und versagt nach etwa sechs Tagen ihre Ausscheidungsfunktion, manchmal auch früher, zum Schluss wird das Blut betroffen.
Die tödliche Giftmenge für einen Erwachsenen ist bereits in fünf bis 50 Gramm Frischpilz enthalten, je nach Toxingehalt der Rasse – für Kinder gilt entsprechend weniger. Wer Pilze zu Speisezwecken sammelt, muss die Merkmale dieses Pilzes kennen. Die Knolle mit sackartiger Scheide am Stielgrund ist sein wichtigstes Bestimmungsmerkmal, deshalb sollte man unbekannte Pilze nicht abschneiden.
Woran erkennt man diesen Pilz?
Merkmale sind: ein weißer Stiel, der im Reifestadium auch eine gelblich-grünliche Färbung annehmen kann, sein oft flüchtiger, hoch sitzender, oberseits geriefter Ring, immer weiße Lamellen, sein olivgelber, olivbräunlicher, olivgrünlicher bis rein weißer ungeriefter Hut mit radialfaseriger Hutzeichnung sowie der süßliche, an Kunsthonig erinnernde Geruch, der bald ins Widerliche umschlägt.
Gerade im Landkreis Heidenheim kommt die rein weiße Form im Laubwald vermehrt vor und kann bei unvorsichtigen Sammlern leicht zur Verwechslung mit Champignons führen, die jedoch nie derartige weiße Lamellen aufweisen.
Für Pilzsammler gilt: Speisepilze immer getrennt von Giftpilzen im Sammelkorb transportieren, wenn zu Hause eine Bestimmung/nachbestimmung erfolgen soll, damit kein Übertrag von Fragmenten stattfindet. Bei geringsten Anzeichen einer Pilzvergiftung ist sofort ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Pilze, Pilzputzreste, Mahlzeitreste oder Erbrochenes sind mit in die Klinik
oder zum Arzt mitzunehmen. Keine Hausmittel wie Milch oder Salzwasser zu sich nehmen, bei Durst nur klares Wasser trinken.
Manche Mythen sind Unsinn
Das Mitkochen einer Zwiebel oder eines Silberlöffels zur Feststellung von giftig/essbar ist lebensgefährlicher Unsinn, der nicht auszurotten ist, betont der Gerstetter Pilzexperte. Nur genaue Artkenntnis schützt vor Vergiftung.