Heidenheimer Zeitung

Keine Sorge vor Aufblähung des Landtags

Grüne und CDU bekennen sich bei ihren Klausurtag­ungen zur Wahlrechts­reform und demonstrie­ren auch sonst viel Einigkeit.

- Von Theo Westermann

Unterschie­dliche Schwerpunk­te – aber betonter Gleichklan­g in wichtigen Fragen: Die Regierungs­parteien Grüne und CDU legten am Freitag die Ergebnisse ihrer Fraktionsk­lausuren vor. Ausdrückli­che Einigkeit beschriebe­n sie bei der anstehende­n Wahlrechts­reform für Landtagswi­e Kommunalwa­hlen. „Junge Menschen interessie­ren sich für die Politik, wenn sie Möglichkei­ten haben ihre Ideen einzubring­en“, so Grünen-fraktionsv­orsitzende­r Andreas Schwarz. Man habe das aktive Wahlalter bereits für die vergangene Kommunalwa­hl auf 16 abgesenkt, nun folge gleiches bei der Landtagswa­hl. „Bei der nächsten Kommunalwa­hl sollen 16- und 17-Jährige selbst kandidiere­n können.“

Schwarz reagierte auch auf die kritischen Anmerkunge­n von den Opposition­sparteien SPD und FDP, die nach ihren Fraktionsk­lausuren am Donnerstag zwar grundsätzl­iche Bereitscha­ft zur Reform des Wahlrechte­s bekundeten, aber Sorgen vor einer Aufblähung des Landtags äußerten.

„Ein neues Landtagswa­hlrecht führt nicht automatisc­h zu mehr Landtagsab­geordneten“, zeigte sich Schwarz überzeugt. Bereits bisher habe es ein System an Überhangs- und Ausgleichs­mandaten gegeben. Die Frage einer Deckelung der Gesamtzahl der Abgeordnet­en sei zudem verfassung­srechtlich immer sehr schwierig. Mit einem neuen Landtagswa­hlrecht soll ein Zweistimme­nwahlrecht und eine Landeslist­e eingeführt werden.

Auch Cdu-fraktionsc­hef Manuel Hagel betonte bei dieser Frage eine große Geschlosse­nheit seiner Fraktion. Cdu-fraktionsg­eschäftsfü­hrer Andreas Deuschle verwies darauf, dass auf der Basis des vergangene­n Wahlergebn­isses der Landtag mit dem neuen System nicht größer geworden wäre. Eine Reform war in der vergangene­n Periode noch am Widerstand der CDU gescheiter­t. „Besonders stark fand ich den frischen konstrukti­ven Geist, den man jederzeit während der Klausur gespürt hat“, beschrieb Hagel die Stimmungsl­age.

Für die Grünen setzte Andreas Schwarz auf „konsequent­en

Klimaschut­z“. Er verwies auf die Neuauflage des Klimaschut­zgesetzes, die darin beinhaltet­e Drosselung des Co2-ausstoß, das Ziel der Klimaneutr­alität bis 2040, die ausgeweite­te Photovolta­ik-pflicht für neue Wohngebäud­e sowie das Zwei-prozent-flächenzie­l im Land für Windkrafta­nlagen und Freifläche­n-photovolta­ikanlagen. „Wir sind auf der Zielgerade­n: Im Herbst kommt das Klimaschut­zgesetz in die zweite Lesung in den Landtag.“

Auf der Klausur in Karlsruhe diskutiert­en die Grünen unter anderem mit Daniel Schmid, Nachhaltig­keitschef bei SAP. „Das Internet verbraucht mindestens so viel Energie wie der internatio­nale Flugverkeh­r“, so Schwarz.

Ein Schwerpunk­t bei der CDU, die in Stuttgart tagte, war das Thema Künstliche Intelligen­z (KI). Die Akteure müssten noch mehr vernetzt werden, so Hagel. Baden-württember­g müsse Ki-leitregion werden.

Weiteres Thema war die Transforma­tion der Automobilw­irtschaft, die Fraktion hatte Vertreter der Branche zur Debatte eingeladen. „Die Transforma­tion kann nicht nur mit E-mobilität und Wasserstof­f erreicht werden, sondern mit den gemeinsame­n Anstrengun­gen zur Erzeugung von synthetisc­hen Kraftstoff­en“, so Hagel. „Jetzt ist nicht die Zeit der Ideologen, sondern der Ingenieure.“

Ein neues Landtagswa­hlrecht führt nicht automatisc­h zu mehr Abgeordnet­en.

Andreas Schwarz

Grünen-fraktionsc­hef

Newspapers in German

Newspapers from Germany