Heidenheimer Zeitung

Wo bleiben die Promis?

- Thomas Zeller zum Endspurt beim Bundestags­wahlkampf Thomas.zeller@hz.de

Früher war beim Bundestags­wahlkampf vieles besser. Das musste jetzt einfach mal gesagt sein, auch wenn der Satz mittlerwei­le ausgewalzt ist wie der frühere Teddy-kreisel, an dem man seit dieser Woche an einer Ampel warten darf. Aber zurück zum Thema. Normalerwe­ise ist der Bundestags­wahlkampf ein Schaulaufe­n der Berliner Prominenz und wer hat sich da nicht schon alles bei uns blicken lassen. Aber in diesem

Jahr muss irgendetwa­s passiert sein. Vermutlich hat irgendein Software-entwickler versehentl­ich Heidenheim aus einigen Berliner Navigation­ssystemen entfernt.

Nur so ist es zu erklären, dass Armin Laschet versehentl­ich in Essingen statt in Heidenheim, Annalena Baerbock in Ulm statt in Königsbron­n und Olaf Scholz in Stuttgart statt in Giengen gelandet sind. Und wie Politiker so sind, werden die sich dann gedacht haben, hier ist es ja auch ganz schön, machen wir doch lieber hier Wahlkampf als diesen mysteriöse­n Kreis Heidenheim zu suchen.

Der Cdu-bundestags­abgeordnet­e Roderich Kiesewette­r kann davon ein Lied singen. Monatelang hatte er einen Termin mit Annette Schavan geplant. Und dann kam es, wie es kommen musste. Die frühere Forschungs­ministerin und Kanzlerin-vertraute fand einfach nicht den Weg nach Herbrechti­ngen und verspätete sich zur angesetzte­n Wertedisku­ssion.

Das mag bei einer Ex-ministerin gerade noch so verschmerz­bar sein, aber stellen

Sie sich mal vor, die Kanzlerin wäre nicht vor vier Jahren, sondern 2021 nach Heidenheim gekommen. Welch ein Drama hätte sich da entwickelt. Wegen der zu erwartende­n Verspätung aufgrund der vielen geschlosse­nen Autobahnzu­fahrten hätten die stark verunsiche­rten Protokollb­eamten den roten Teppich im Congress-centrum vermutlich fünfmal ein- und ausgerollt, bis Angela Merkel dann vermutlich vollkommen entnervt eingetroff­en wäre. Das erklärt auch, warum Kiesewette­r für den Besuch der Bundesvert­eidigungsm­inisterin Annegret Kramp-karrenbaue­r ein rein virtuelles Format wählte.

Einen anderen Ansatz fand in dieser Woche die SPD. Sie quartierte ihre gesamte Landtagsfr­aktion gleich für ein paar Tage in Heidenheim ein. Da waren Anreisepro­bleme verschmerz­bar. Und wem das zu wenig politische Prominenz war, für den zauberte die Bundestags­abgeordnet­e Leni Breymaier auch noch kurz vor der Tagung den Spd-generalsek­retär Lars Klingbeil aus dem Hut. Da war schon ein Hauch von rotem Teppich vor dem Konzerthau­s zu spüren.

Über die prominente Unterstütz­ung von Margit Stumpp durch ihre Bundespart­ei legen wir lieber gleich den Mantel des Schweigens. Na gut, nicht ganz. Die grüne Bundestags­abgeordnet­e ist in dieser Hinsicht Kummer gewohnt und kämpft vor allem mit Unterstütz­ung aus Heidenheim und Stuttgart um die Stimmen in ihrem Wahlkreis.

Doch in diesem Jahr ist leider nicht nur die Prominenz abhandenge­kommen. Nein, es sind auch die kleinen und größeren Geschenke, die einfach woanders verteilt wurden. So darf sich das kleine Böbingen im Ostalbkrei­s nun deutlich schneller über einen neuen Gemeindetu­nnel für die Kleinigkei­t von 215 Millionen Euro freuen. Da werden sich sicherlich nicht wenige Heidenheim­er verwundert fragen, was sie denn bei ihrem Innenstadt­tunnel falsch machen. Vermutlich sind bei uns die Kosten einfach viel zu schwäbisch bescheiden geplant. Angesichts der gerade in Böbingen bewilligte­n Summe, will sich doch kein echter Beamter im Bundesverk­ehrsminist­erium mit Peanuts von gerade mal rund 25 Millionen Euro die Hände schmutzig machen.

Irgendwie ist also in diesem Jahr für den Kreis Heidenheim der Wurm beim Bundestags­wahlkampf drin oder wie eingangs geschriebe­n: Früher war es schon mal besser.

PS: Jetzt noch ganz ernsthaft. Am 22.9. können Sie sich ab

18:15 Uhr selbst ein Bild von den Kandidaten der größeren Parteien machen. Dann findet das Hz-wahlforum im Pressehaus statt. Anmelden können Sie sich für die Veranstalt­ung per Mail an redaktion@hz.de.

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