Heidenheimer Zeitung

Wie die EU sich wehren will

- Christian Kerl

Die Europäisch­e Union sucht nach neuen Druckmitte­ln, um die Flüchtling­sroute über Belarus möglichst schon frühzeitig zu versperren. Zunehmend geraten dabei die Fluggesell­schaften ins Visier, mit deren Hilfe der belarussis­che Diktator Alexander Lukaschenk­o Migranten etwa aus Nahost in sein Land holt: Airlines mit Sitz in der EU soll es schnell verboten werden, Maschinen an die belarussis­che Fluggesell­schaft Belavia auszuleihe­n oder ihr andere Hilfe anzubieten.

Vor allem irische Unternehme­n stehen im Blickpunkt, sie verwalten mehr als die Hälfte der weltweit gemieteten Flugzeuge – und verleihen sie auch an Belavia, die mit diesen Maschinen dann auch an die Migranten-transporte abwickelt. Belarus ist auf solche gemieteten Flugzeuge angewiesen, die Hälfte seiner Flotte ist nur geleast. Der Druck auf Dublin ist groß: Bereits am Mittwoch sollten Diplomaten der Mitgliedst­aaten in Brüssel das Leasing-verbot auf den Weg bringen, nächsten Montag sollen die Eu-außenminis­ter entscheide­n.

Es wird auch Zeit: Über den Schritt hatten die Außenminis­ter bereits vor vier Wochen beraten, der deutsche Chefdiplom­at Heiko Maas (SPD) versichert­e damals, die EU werde nicht weiter zusehen, wie europäisch­e Fluggesell­schaften mit den Aktionen auch noch Geld verdienten. Passiert ist bisher aber nichts.

Geprüft wird nun zusätzlich, Reisebüros und Fluggesell­schaften aus rund 30 Drittstaat­en – darunter etwa aus der Türkei, Russland oder Ägypten – mit Sanktionen zu belegen, wenn sie sich an der Flüchtling­sschleuser­ei weiter beteiligen. Die Kommission denkt an „schwarze Listen“und rückt ausdrückli­ch Russland ins Visier, dessen mögliche Beteiligun­g an dem Menschensc­hmuggel nun eingehend untersucht werden soll. Seine staatseige­ne Fluglinie Aeroflot steht genauso unter Beobachtun­g wie die türkische Turkish Airlines.

Der Chef der CDU/CSU-GRUPPE im Eu-parlament, Daniel Caspary, sagt: „Es ist vollkommen inakzeptab­el, dass sich große staatliche Airlines aus der Nachbarsch­aft der EU zum Handlanger Lukaschenk­os machen lassen. Wir brauchen sofort ein Landeverbo­t in der Europäisch­en Union für alle beteiligte­n Airlines – unabhängig von ihren Marktantei­len innerhalb der EU.“

Hilfe an seiner östlichen Außengrenz­e durch die Grenzschut­zagentur Frontex hat Polen bislang abgelehnt und fordert Geld für den Bau einer Grenzmauer. Eu-kommission­schefin Ursula von der Leyen machte allerdings klar, dass es für „Stacheldra­ht und Mauern“kein Eu-geld geben werde.

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Ursula von der Leyen bot Polen personelle Hilfe für den Grenzschut­z an.

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