Autos raus aus der Stadt
In Paris soll die Luft besser werden – die Maßnahmen treffen vor allem Handwerker und Pendler.
Es geht Schlag auf Schlag: Beim Umbau von Paris in eine umweltgerechte Stadt kann es der sozialistischen Bürgermeisterin Anne Hidalgo gar nicht schnell genug gehen. Einzig ihr jüngster Coup gleicht einem Schlag ins Wasser: die Ende August erfolgte Einführung von Tempo 30. Schließlich geraten motorisierte Zeitgenossen in der für ihre Dauerstaus berüchtigten Hauptstadt so gut wie nie in die Verlegenheit, eine solche Geschwindigkeit zu erreichen. In der grauen Wirklichkeit, das bestätigen die Messungen des Verkehrsamts, kommen Autofahrer in Paris schon seit Jahren nicht über ein Durchschnittstempo von 11,6 Kilometern pro Stunde hinaus.
Mittelfristig will Hidalgo das Auto sogar völlig aus der Stadt verbannen. Bereits 2024 sollen Dieselfahrzeuge im Stadtgebiet völlig verboten werden, ab 2030 dann auch die Benziner. Und auch sonst macht die Bürgermeisterin den Autofahrern das Leben schwer: Vor vier Jahren ließ sie die zuvor als Hauptverkehrsadern
dienenden Uferschnellstraßen entlang der Seine sperren und zu Rad- und Fußwegen umbauen. Die unmittelbare Folge: eine beträchtliche Verschlimmerung des Pariser Verkehrschaos. Und da weitere Maßnahmen, etwa sogenannte verkehrsberuhigende Umbauten von Knotenpunkten wie der Place de la République oder der Place de la Bastille und die Verengung breiter Boulevards auf eine einzige Fahrspur durch den Ausbau von Fahrradwegen und Buskorridoren, folgten, taumelt die Seinemetropole mittlerweile an jedem Arbeitstag ständig an einem Verkehrskollaps entlang.
Hidalgo indes hat die Verbesserung der Pariser Luftqualität zu ihrem großen Ziel erklärt und legte jüngst nach: Mitten in die Sommerferien platzte die Ankündigung, dass die Hälfte der oberirdischen Parkplätze gestrichen und das historische Pariser Zentrum für den Durchgangsverkehr gesperrt werden sollen. Zudem stiegen ebenfalls ab Ende August die innerstädtischen Parkgebühren um satte 50 Prozent.
Hidalgo genießt den Rückhalt beinahe aller Einwohner von Paris, die selbst kein Auto besitzen – und das ist inzwischen mehr als die Hälfte. Ganz anders sieht das in den Reihen der Handwerker und Pendler aus. Doch deren anhaltende Proteste lassen die Sozialistin ebenso kalt wie die wütender Autofahrer gegen Tempo 30.