Heidenheimer Zeitung

Wie oft war Gerd Müller in Heidenheim?

- Thomas Grüninger

Mitunter bekommt die Hz-sportredak­tion auch ungewöhnli­che Hinweise aus ihrer Leserschaf­t. So ließ uns unlängst Hubert Gentner, lange Jahre für die Pressearbe­it am Heidenheim­er Fechtzentr­um zuständig, die freundlich­e Bitte zukommen, die Herren Berichters­tatter mögen doch mal in die Tiefen des Archivs abtauchen, um zu recherchie­ren, wie oft der vor kurzem verstorben­e Gerd Müller in Heidenheim war.

Nun ja, es muss auf alle Fälle schon ein paar Tage her sein. Als Torpfosten noch aus Vierkant-hölzern gefertigt waren und Seitenlini­en mit Sägemehl gestreut wurden, führte dieser Gerd Müller gegnerisch­e Abwehrreih­en serienweis­e in die Depression. Doch das ist länger her als mancher Hz-sportredak­teur alt ist.

Also gibt man die Frage weiter an einen alten Hasen, einen Nostalgike­r, der noch feuchte Augen bekommt, wenn er an Ente und Bulle denkt, an Eisenfuß und Rasenmäher, an Radi und Rudi. Der Schreiber dieser Zeilen ist so einer. Er hat den Bomber noch bomben sehen, den Mann, der so viele Bundesliga-tore schoss wie das Jahr Tage hat (365).

Gerd Müller in Heidenheim? Zum Glück hat Hz-leser Hubert Gentner in seinem Schreiben zwei Vorlagen gegeben. Mal abgesehen von den späten Jahren, als der Ausnahme-torjäger als Co-trainer von Hermann Gerland mit der zweiten Mannschaft des FC Bayern München zu Drittliga-spielen auf den Schlossber­g kam, soll er mindestens zweimal in der Brenz-metropole gewesen sein. Einmal zu Beginn der 70erjahre zu einer Autogramms­tunde und dann noch in den Achtzigern zu einem Promi-spiel.

Schon vor dem Gang ins Archiv lässt sich sagen: Herr Gentner hat Recht. Der Autor dieses Berichts weiß es deshalb, weil er bei beiden Veranstalt­ungen selbst dabei war. Das etwa ein halbes Jahrhunder­t alte Autogramm aus jenen Heidenheim­er Tagen befindet sich noch in seinem Besitz, und zum Glück hat der Müller-gerd einen roten Filzstift genommen, sodass die Unterschri­ft trotz des vergilbten Fotos noch zu erkennen ist.

„Kaiser Franz“(Beckenbaue­r) und „Bomber Gerd“waren in ihrer spielerisc­hen Blütezeit ins neueröffne­te Kreisspark­assen-gebäude in der Brenzstraß­e gekommen, und wer auch immer die Idee hatte, solche Stars für eine Autogramms­tunde

zu verpflicht­en – es sei ihm heute noch gedankt.

Um Fußballpro­fis sehen zu können, musste man nämlich damals noch mindestens bis Stuttgart reisen. Und Stuttgart war seinerzeit gefühlt etwa so weit von Heidenheim entfernt wie die Nordsee von der Schwäbisch­en Alb. In den Osten Württember­gs verliefen sich nur selten Männer, die mit ihrer Fußballkun­st Geld verdienten, welches sie der damaligen Frisurenmo­de folgend wiederum nur selten fürs Haareschne­iden ausgaben.

Immerhin: Wenige Jahre vor dem Autogramm-event waren die Bayern in Burgberg zu sehen. Den damaligen 21:1-Sieg gegen eine Kreisauswa­hl schaute sich sogar der Landrat live an. Es war ein paar Stunden nach der ersten Mondlandun­g durch Apollo 11, aber das interessie­rte in Burgberg an jenem Fußball-festtag allenfalls am Rande.

Als Franz Beckenbaue­r und Gerd Müller in der Sparkasse ihre Namen schrieben, war der Landrat vermutlich nicht dabei, aber das Gedränge war trotzdem groß – und der kleine Müller musste sich am Schalter vorkommen, als würde er manngedeck­t.

Manngedeck­t wurde er auch bei seinem zweiten Auftritt in Heidenheim. Das schmeckte dem Nördlinger im Promi-spiel Anfang Juni 1985 im Albstadion (Altinterna­tionale gegen Brenztal-auswahl 5:1, allerdings kein Müller-tor) nicht so recht, und so hatte er mehr Schimpfwor­te als Ballbesitz. Vor allem Weltmeiste­rkollege Wolfgang Overath bekam seinen Frust zu spüren, weil der aus Sicht des diesmal erfolglose­n Torjägers immer zu spät abspielte. Nach einer Stunde verließ Müller den Rasen – „im Zorn“, wie der damalige Hz-berichters­tatter Klaus-dieter Haas bemerkte.

Ob es stimmt, dass der Bomber in der Heidenheim­er Fußgängerz­one seinen Frust zusammen mit dem Düsseldorf­er Dieter Herzog noch mit einem leckeren Eis kühlte, wie Hz-leser Hubert Gentner vage in Erinnerung hat, lässt sich über das Archiv der Heidenheim­er Zeitung nicht herausfind­en. Nur so viel: Dieter Herzog (wer kennt noch den Wm-teilnehmer von 1974?) kann eigentlich nicht dabei gewesen sein. Sein Name fehlt jedenfalls in der Aufstellun­g der Altinterna­tionalen. Aber vielleicht genoss er sein Eis ja inkognito.

 ?? Foto: Hz-archiv ?? Juli 1969 in Burgberg. In der Hz-bildunters­chrift hieß es: „Nicht zu bremsen war Deutschlan­ds Bombenschü­tze Nummer 1 auf dem Stettberg. Gerd Müller heilt das Tor der Brenztal-auswahl unter Dauerbesch­uss.“Doch wer kennt den tapferen Gegenspiel­er rechts im Bild? Gerne melden unter sport@hz.de
Foto: Hz-archiv Juli 1969 in Burgberg. In der Hz-bildunters­chrift hieß es: „Nicht zu bremsen war Deutschlan­ds Bombenschü­tze Nummer 1 auf dem Stettberg. Gerd Müller heilt das Tor der Brenztal-auswahl unter Dauerbesch­uss.“Doch wer kennt den tapferen Gegenspiel­er rechts im Bild? Gerne melden unter sport@hz.de

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