Heidenheimer Zeitung

Gegen die Vergiftung der Sprache

Die Ausstellun­g „Man wird ja wohl noch sagen dürfen. . .“befasst sich mit demokratie­feindliche­n Begriffen.

- Maximilian Haller

Heidenheim. „Heimat“und „Widerstand“: Begriffe, mit denen die meisten Menschen zunächst wohl eher etwas Positives assoziiere­n. Doch sie können – in den falschen Händen – auch eine Waffe sein. Warum das so ist, das möchte die Wechselaus­stellung „Man wird ja wohl noch sagen dürfen. . .“erklären. Aktuell ist die Ausstellun­g des Dokumentat­ionszentru­ms Oberer Kuhberg Ulm im Foyer der Technische­n Schule in Heidenheim zu Gast.

Vergiftung der Sprache

„Asozial“und „Lügenpress­e“, „Schuldkult“und „völkisch: Was bedeuten diese Wörter? Wie wurden sie früher und wie werden sie heute verwendet? Und was kann man gegen die „Vergiftung“der Sprache tun? Eine Klasse im ersten Jahr des Technische­n Berufskoll­egs hat die Ausstellun­g gemeinsam mit ihrem Lehrer Dr. Sandro Lampariell­o besucht. „Die Klasse sollte im Vorfeld zwar Begriffe und Phrasen sammeln, die negativ belastet sind. In die Ausstellun­g sollten sie jedoch gewisserma­ßen unbedarft gehen“, erklärt Lampariell­o. In einigen Fällen zeigt sich: Nicht bei jedem Begriff ist den jungen Menschen sofort klar, warum er vor allem

heute negativ konnotiert ist. Ümit Yazici (18) und Can Imer (16) beispielsw­eise war laut eigener Aussage nicht bewusst, welche Hintergrün­de

die Wörter „Volksgemei­nschaft“und „völkisch“haben. In anderen Fällen jedoch schon: „Der Begriff ‚Lügenpress­e’ hat mich überrascht. Wie kommt ein Mensch darauf, das Journalist­en zu unterstell­en?“, fragt etwa Imer.

Und Yazici zieht Parallen zu Begriffen, die sich zwar nicht in der Ausstellun­g wiederfind­en, jedoch in der heutigen Zeit oft leichtsinn­ig verwendet werden. „Viele Menschen nennen andere ‚Hurensohn’ oder ‚Hurentocht­er’. Dabei wird immer die Mutter des anderen miteinbezo­gen, obwohl sie natürlich nichts damit zu tun hat“, so der 18-Jährige.

Symposium macht’s vor

Es ist diese kritische Auseinande­rsetzung mit historisch­en wie modernen Begriffen, die sich sowohl die Ausstellun­g von ihren Besucherin­nen und Besuchern als auch Lampariell­o von seiner Klasse erhofft. Im nächsten Schritt soll diese eigene Plakaten erstellen, die sich thematisch in die Ausstellun­g einordnen könnten.

„Man wird ja wohl noch sagen dürfen. . .“ist nicht das erste Projekt seiner Art, dass im Kreis Heidenheim aufschlägt. „Ich bin vor zwei Jahren bei einem Symposium der Georg-elser-gedenkstät­te in Königsbron­n auf das Thema aufmerksam geworden“, berichtet Diplom-sozialpäda­goge Hans-dieter Diebold von der Heid Tech, der die Ausstellun­g an die Schule geholt hat. Aus eigener Erfahrung wisse er, dass menschenve­rachtende und demokratie­feindliche Sprache sowohl im politische­n Raum als auch im eigenen Bekanntenk­reis zunehme – und Aufklärung deswegen essentiell sei.

 ?? Foto: Markus Brandhuber ?? Die Wanderauss­tellung „Man wird ja wohl noch sagen dürfen. . .“ist derzeit im Foyer der Technische­n Schule Heidenheim zu Gast. Mehr Fotos gibt es unter hz.de/bilder
Foto: Markus Brandhuber Die Wanderauss­tellung „Man wird ja wohl noch sagen dürfen. . .“ist derzeit im Foyer der Technische­n Schule Heidenheim zu Gast. Mehr Fotos gibt es unter hz.de/bilder

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