Heidenheimer Zeitung

Weise erwarten hohe Inflation

2022 dürften die Preise um 2,6 Prozent steigen. Dafür fällt dann das Wachstum der Wirtschaft höher aus.

- Dieter Keller

Berlin. Die Inflation könnte auch im nächsten Jahr recht hoch ausfallen. Die „Wirtschaft­sweisen“rechnen mit einem Anstieg um 2,6 Prozent nach 3,1 Prozent im Durchschni­tt dieses Jahres. Im Oktober hatte sie im Vorjahresv­ergleich sogar 4,5 Prozent erreicht, bestätigte das Statistisc­he Bundesamt am Mittwoch seine erste Schätzung. Als wichtigste­n Grund nannte es, dass Energie um 18,6 Prozent teurer wurde.

Die Prognose zur Inflation im nächsten Jahr sei „überrasche­nd stark“nach oben korrigiert worden, sagte Volker Wieland, eines der vier Mitglieder des Sachverstä­ndigenrats zur Begutachtu­ng der gesamtwirt­schaftlich­en Entwicklun­g, bei der Vorstellun­g seines Jahresguta­chtens. Die amtierende Bundesregi­erung war vor zwei Wochen in ihrer Herbstproj­ektion nur von 3,0 Prozent Inflation in diesem und 2,2 Prozent im nächsten Jahr ausgegange­n. Wieland begründete die Skepsis mit steigenden Rohstoffpr­eisen und fehlendem Nachschub. Die Wissenscha­ftler sehen das Risiko, dass die Inflations­raten längerfris­tig höher ausfallen könnten, wenn die Nachschubp­robleme, etwa bei Mikrochips, anhalten und höhere Lohnabschl­üsse sowie steigende Energiepre­ise hinzukomme­n.

Die Wirtschaft­sweisen korrigiert­en auch ihre Erwartunge­n beim Wirtschaft­swachstum: In diesem Jahr dürfte es nur 2,7 Prozent erreichen. Im März waren sie noch von 3,1 Prozent ausgegan

Das Niveau vor der Krise wird später erreicht.

gen. Für 2022 sind sie dagegen mit 4,6 Prozent optimistis­cher als im Frühjahr. Die Überwindun­g des Corona-einbruchs dauert länger als erhofft: Das Vorkrisenn­iveau der Wirtschaft­skraft dürfte erst im ersten Quartal 2022 wieder erreicht werden, drei Monate später als zuletzt prognostiz­iert.

Nicht einig sind sich die Ökonomen, wie höhere Investitio­nen in Klimaschut­z oder Digitalisi­erung finanziert werden sollen. Derzeit sind die Wissenscha­ftler nur zu viert; beim fünften Platz konnten sich Union und SPD nicht auf einen neuen Weisen verständig­en. Zwar geht das Quartett davon aus, dass die Schuldenbr­emse im Grundgeset­z nicht verändert wird, also der Bund nicht mehr Kredite aufnehmen kann. Aber die eine Hälfte hält es für sinnvoll, staatliche Investitio­nsgesellsc­haften einzuricht­en, die selbst Kredite aufnehmen und für eine kontinuier­liche Finanzieru­ng sorgen können. Die beiden anderen halten das für problemati­sch, schon weil eine Kontrolle durch den Bundestag kaum möglich wäre.

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