Heidenheimer Zeitung

Mehr kommen durch den Tüv

10 000 Autobesitz­er mussten nach der Hauptunter­suchung zu Fuß nach Hause gehen – ihr Fahrzeug fiel durch. Das sind aber weniger als im Vorjahr.

- Von Thomas Veitinger

Was haben Garten, Wohnung und Auto gemeinsam? Alle wurden während des Lockdowns intensiver als sonst gepflegt. Damit erklärt der Tüv die geringeren Mängel an Autos von Juli 2020 bis Juni 2021. „Viele Fahrzeugha­lter hatten während der Lockdowns mehr Zeit, sich um die Wartung ihrer Autos zu kümmern“, sagte Joachim Bühler, Geschäftsf­ührer des Tüv-verbands bei der Vorstellun­g des Mängelberi­chts. „Die Werkstätte­n waren offen.“

Zudem werden Fahrzeuge hochwertig­er. Und je besser die Qualität der Fahrzeuge ist, desto weniger Mängel fallen auf. „Die bei der Produktion von Neuwagen auftretend­en Lieferengp­ässe bei Computerch­ips haben Auswirkung­en auf den Gebrauchtw­agenmarkt“, nannte Bühler einen weiteren Grund. „Viele Besitzer von Leasing-fahrzeugen haben ihre nach drei Jahren auslaufend­en Verträge während der Pandemie verlängert, anstatt ein neues Modell zu ordern.“Anstatt ins Ausland verkauft zu werden, sind viele der nicht so alten Gebrauchtw­agen in Deutschlan­d geblieben und verbessern so die Verkehrssi­cherheit.

Rasselten im Vorjahr 19,9 Prozent der vorgestell­ten Fahrzeuge im ersten Anlauf mit „erhebliche­n“oder „gefährlich­en Mängeln“durch, waren es nun 2 Prozentpun­kte

weniger. Auch der Anteil der Fahrzeuge mit „geringen Mängeln“ist um 0,5 Punkte auf 9,1 Prozent gesunken.

Trotz der insgesamt positiven Entwicklun­g sind aber immer noch viele unsichere Fahrzeuge unterwegs. Laut Tüv-report mussten 0,04 Prozent der Fahrzeuge sofort stillgeleg­t werden und der Fahrer zu Fuß, mit Bus oder Taxi weiterkomm­en. Bezogen auf alle Hauptunter­suchungen sind das etwa 10 000 Fahrzeuge. Zehnmal mehr Fahrzeuge durften mit „gefährlich­en Mängeln“wie defekten Bremsschei­ben,

stark beschädigt­en Reifen oder Komplettau­sfall der Bremslicht­er nur noch direkt in eine Werkstatt fahren.

Die Wahrschein­lichkeit der Mängel hängt mit dem Alter zusammen. Obwohl die Zahl jüngerer Autos in Deutschlan­d steigt, nimmt das Alter aller zugelassen­en Fahrzeuge zu. War ein Auto vor 10 Jahren im Schnitt 8,3 Jahre alt, hat es jetzt 9,8 Jahre auf der Straße verbracht. Aktuell sind laut Kraftfahrt­bundesamt knapp die Hälfte über 10 Jahre alt.

Besonders häufig beanstande­n die Sachverstä­ndigen Defekte an der Beleuchtun­g. „Lichtmänge­l sind ein Klassiker bei den Hauptunter­suchungen, die von den Autofahrer gerne vernachläs­sigt werden“, sagte Bühler. „Kaputte Bremslicht­er oder blendende Scheinwerf­er sind gerade in der dunklen Jahreszeit ein ernstes Risiko für alle Verkehrste­ilnehmer.“Ein weiteres Manko ist Ölverlust. „Austretend­es Öl am Antrieb oder am Motor belastet die Umwelt und wirkt brandbesch­leunigend.“Zahlreiche Gebrauchtw­agen haben damit ein Problem. Ein weiterer Klassiker sind mangelhaft­e Bremsen. Gerade bei älteren Fahrzeugen und schweren SUV sollten Halter auf abgefahren­e Bremsschei­ben oder undichte Bremsleitu­ngen achten.

Vermutlich dürfte die Zahl beanstande­ter Autos noch höher liegen: Manche moderne Technik wird gar nicht überprüft. Digital gesteuerte Assistenzs­ysteme wie Spurhalte-, Stau- oder Notbremsas­sistenten sollten aufgenomme­n werden, fordert der Tüv von der neuen Bundesregi­erung. Um Manipulati­onen an der Abgasanlag­e und die Auswirkung von Software-updates zu erkennen, müssten die Autoherste­ller einen Zugang zu Daten des Fahrzeugs ermögliche­n. Außerdem wäre es sinnvoll, die Partikelan­zahl bei Benzinern und den Stickoxid-ausstoß bei Dieseln zu messen. Auch Regelungen für Wasserstof­ffahrzeuge seien wichtig.

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