Mehr kommen durch den Tüv
10 000 Autobesitzer mussten nach der Hauptuntersuchung zu Fuß nach Hause gehen – ihr Fahrzeug fiel durch. Das sind aber weniger als im Vorjahr.
Was haben Garten, Wohnung und Auto gemeinsam? Alle wurden während des Lockdowns intensiver als sonst gepflegt. Damit erklärt der Tüv die geringeren Mängel an Autos von Juli 2020 bis Juni 2021. „Viele Fahrzeughalter hatten während der Lockdowns mehr Zeit, sich um die Wartung ihrer Autos zu kümmern“, sagte Joachim Bühler, Geschäftsführer des Tüv-verbands bei der Vorstellung des Mängelberichts. „Die Werkstätten waren offen.“
Zudem werden Fahrzeuge hochwertiger. Und je besser die Qualität der Fahrzeuge ist, desto weniger Mängel fallen auf. „Die bei der Produktion von Neuwagen auftretenden Lieferengpässe bei Computerchips haben Auswirkungen auf den Gebrauchtwagenmarkt“, nannte Bühler einen weiteren Grund. „Viele Besitzer von Leasing-fahrzeugen haben ihre nach drei Jahren auslaufenden Verträge während der Pandemie verlängert, anstatt ein neues Modell zu ordern.“Anstatt ins Ausland verkauft zu werden, sind viele der nicht so alten Gebrauchtwagen in Deutschland geblieben und verbessern so die Verkehrssicherheit.
Rasselten im Vorjahr 19,9 Prozent der vorgestellten Fahrzeuge im ersten Anlauf mit „erheblichen“oder „gefährlichen Mängeln“durch, waren es nun 2 Prozentpunkte
weniger. Auch der Anteil der Fahrzeuge mit „geringen Mängeln“ist um 0,5 Punkte auf 9,1 Prozent gesunken.
Trotz der insgesamt positiven Entwicklung sind aber immer noch viele unsichere Fahrzeuge unterwegs. Laut Tüv-report mussten 0,04 Prozent der Fahrzeuge sofort stillgelegt werden und der Fahrer zu Fuß, mit Bus oder Taxi weiterkommen. Bezogen auf alle Hauptuntersuchungen sind das etwa 10 000 Fahrzeuge. Zehnmal mehr Fahrzeuge durften mit „gefährlichen Mängeln“wie defekten Bremsscheiben,
stark beschädigten Reifen oder Komplettausfall der Bremslichter nur noch direkt in eine Werkstatt fahren.
Die Wahrscheinlichkeit der Mängel hängt mit dem Alter zusammen. Obwohl die Zahl jüngerer Autos in Deutschland steigt, nimmt das Alter aller zugelassenen Fahrzeuge zu. War ein Auto vor 10 Jahren im Schnitt 8,3 Jahre alt, hat es jetzt 9,8 Jahre auf der Straße verbracht. Aktuell sind laut Kraftfahrtbundesamt knapp die Hälfte über 10 Jahre alt.
Besonders häufig beanstanden die Sachverständigen Defekte an der Beleuchtung. „Lichtmängel sind ein Klassiker bei den Hauptuntersuchungen, die von den Autofahrer gerne vernachlässigt werden“, sagte Bühler. „Kaputte Bremslichter oder blendende Scheinwerfer sind gerade in der dunklen Jahreszeit ein ernstes Risiko für alle Verkehrsteilnehmer.“Ein weiteres Manko ist Ölverlust. „Austretendes Öl am Antrieb oder am Motor belastet die Umwelt und wirkt brandbeschleunigend.“Zahlreiche Gebrauchtwagen haben damit ein Problem. Ein weiterer Klassiker sind mangelhafte Bremsen. Gerade bei älteren Fahrzeugen und schweren SUV sollten Halter auf abgefahrene Bremsscheiben oder undichte Bremsleitungen achten.
Vermutlich dürfte die Zahl beanstandeter Autos noch höher liegen: Manche moderne Technik wird gar nicht überprüft. Digital gesteuerte Assistenzsysteme wie Spurhalte-, Stau- oder Notbremsassistenten sollten aufgenommen werden, fordert der Tüv von der neuen Bundesregierung. Um Manipulationen an der Abgasanlage und die Auswirkung von Software-updates zu erkennen, müssten die Autohersteller einen Zugang zu Daten des Fahrzeugs ermöglichen. Außerdem wäre es sinnvoll, die Partikelanzahl bei Benzinern und den Stickoxid-ausstoß bei Dieseln zu messen. Auch Regelungen für Wasserstofffahrzeuge seien wichtig.