Heidenheimer Zeitung

Ringen um Klimafreun­dlichkeit

Die Eu-pläne zu Kernenergi­e und Erdgas sorgen für Ärger in der Ampelkoali­tion. Aber es gibt auch positive Reaktionen.

- Dorothee Torebko, André Bochow Igor Steinle,

Berlin. Atomkraft nein danke, Erdgas für den Moment bitte ja. So lässt sich die Haltung der Ampel-koalition zusammenfa­ssen. Regierungs­sprecher Steffen Hebestreit sagt, die Bundesregi­erung sei sich einig darin, „dass wir vorerst Erdgas als Brückentec­hnologie benötigen“, um Ausfälle bei den Erneuerbar­en Energien ausgleiche­n zu können. „Das Ziel ist die Nutzung von sauberem Wasserstof­f. Notwendig sind dafür Kraftwerke, die dann H2-ready sind.“Gemeint sind Gaskraftwe­rke, die auf sauber produziert­en Wasserstof­f umgestellt werden können, der dann das Erdgas ersetzt. Insofern seien die Vorschläge der Eu-kommission in Bezug auf Gas im Einklang mit der Haltung der Bundesregi­erung.

Finanzmini­ster Christian Lindner geht sogar einen Schritt weiter: Der Vorschlag der Kommission sei nur „ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte der FDP-CHEF dieser Zeitung. „Ich setze mich dafür ein, die Rahmenbedi­ngungen für Erdgas noch weiter zu optimieren.“Schließlic­h würde durch ungünstige Bedingunge­n der Ausbau der klimafreun­dlicheren Infrastruk­tur nur teurer und verzögert. Das sollten die Kritiker ebenfalls bedenken, so Lindner.

„Neutrale Technologi­e“

Diese Kritiker befinden sich vor allem in den Reihen der Grünen. Umweltmini­sterin Steffi Lemke und Wirtschaft­sminister Robert Habeck etwa reagierten mit Kritik. Allerdings sind die Grünen nicht grundsätzl­ich gegen neue Gaskraftwe­rke. Die klimaschut­zund energiepol­itische Sprecherin der Grünen-bundestags­fraktion, Ingrid Nestle, befürworte­t die sparsame Nutzung von Gaskraftwe­rken. „Sie sind zunächst eine neutrale Technologi­e, denn man kann sie mit fossilem und grünem Gas betreiben“, erläuterte Nestle dieser Zeitung. Es sei allerdings entscheide­nd, dass sie mit erneuerbar­em Gas betrieben würden. Dafür müssten die Erneuerbar­en

Energien deutlich stärker ausgebaut werden. Sie seien ein Bestandtei­l der erneuerbar­en Welt. Man werde sie etwa in Zeiten einsetzen müssen, wenn sehr wenig Wind- und Solarenerg­ie zur Verfügung stünden. Sie halte daher die Umstellung auf erneuerbar­e Gase, die die Eu-kommission vorgibt, für richtig. Denn die Betreiber der Kraftwerke müssen sich verpflicht­en, bis 2035 von Erdgas auf Gase wie Wasserstof­f umzusteige­n.

In Fragen Atomkraft bleibt es bei Grünen und SPD bei einem deutlichen Nein. „Neue Akw-projekte sind ohne massive Subvention­en überhaupt nicht finanzierb­ar“, sagt Matthias Miersch, Vizefrakti­onschef der SPD. „Das gilt auch für die Folgekoste­n der Endlagerun­g.“Den Klageweg, den Österreich gegen die Kommission­svorschläg­e anstrebt, favorisier­t Miersch nicht. Er setzt auf Diskussion­en und Verhandlun­gen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany