Heidenheimer Zeitung

Eine Welt ohne Atombomben

Foto: Michael Kappeler/dpa

- Ellen Hasenkamp

Sie waren zuletzt nicht gerade erfolgreic­h, die internatio­nalen Bemühungen um atomare Abrüstung. Umso mehr will sich die neue Ampel-regierung nun dafür einsetzen. Nichts weniger als eine „Führungsro­lle“auf diesem Gebiet kündigte Außenminis­terin Annalena Baerbock (Grüne) kürzlich an. Dass Deutschlan­d zugleich an der nuklearen Teilhabe festhält, ist für sie kein Widerspruc­h.

Eines der wichtigste­n Instrument­e dabei ist der 1970 in Kraft getretene Nichtverbr­eitungsver­trag (NVV) – auch Atomwaffen­sperrvertr­ag genannt. Alle fünf Jahre steht auf einer Konferenz die Überprüfun­g an, im Januar ist es wieder soweit. Es steht viel auf dem Spiel, denn die letzte Runde endete ohne Ergebnis.

Der NVV gilt als das Fundament der nuklearen Weltordnun­g; sein Ziel ist eigentlich die vollständi­ge nukleare Abrüstung aller teilnehmen­den Kernwaffen­staaten. Im Gegenzug verzichten die anderen Staaten darauf, in den Besitz von Atomwaffen zu kommen. Dem Vertrag gehören 190 Staaten an, die De-facto-atommächte Indien, Pakistan und Israel allerdings nicht. Nordkorea war im Jahr 2003 ausgestieg­en. Auch der Iran droht im Atomstreit mit dem Westen mit dem Rückzug.

Vertrag soll gestärkt werden

Den Atomwaffen­sperrvertr­ag zu stärken, ist daher eines der Ziele der 2019 ins Leben gerufenen Stockholm-initiative. Die 16 Teilnehmer­staaten, zu denen auch Deutschlan­d gehört, setzen sich für ein „erfolgreic­hes Ergebnis“der anstehende­n Überprüfun­gsrunde ein. Zum Ministertr­effen der Initiative reiste Baerbock gleich in ihrer ersten Amtswoche in die schwedisch­e Hauptstadt.

Die Mitglieder der Initiative sind allesamt Staaten, die selbst keine Atomwaffen haben. Mit ihrem Zusammensc­hluss reagierten sie auf die jüngsten Rückschläg­e in Sachen nukleare Abrüstung, wie zum Beispiel das Auslaufen des Inf-vertrags zur Reduzierun­g der nuklearen Mittelstre­ckenwaffen im Jahr 2019. Zwischen den Atommächte­n USA und Russland gibt es mit dem New-start-abkommen nur noch eine atomare Abrüstungs­vereinbaru­ng.

Dem Friedensfo­rschungsin­stitut Sipri zufolge wurden allein im vergangene­n Jahr 2000 nukleare Sprengköpf­e in höchste Alarmberei­tschaft versetzt, die meisten davon in Russland und den USA. Hinzu kommen enorme technologi­sche Fortschrit­te sowie der Trend zu sogenannte­n kleinen Atomwaffen. Experten befürchten, dass diese die Hemmschwel­le für den Einsatz absenken könnten.

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Außenminis­terin Annalena Baerbock will abrüsten.

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