Heidenheimer Zeitung

Die AFD fürchtet weitere Abgänge

Nach dem Austritt zweier Bundestags­abgeordnet­er wird Kritik an der Parteiführ­ung laut.

- Dominik Guggemos

Berlin. Da sind es zwei Abgeordnet­e weniger. Zum Jahreswech­sel haben Uwe Witt und Johannes Huber ihren Austritt aus der AFD und der Bundestags­fraktion verkündet. Was wie abgesproch­en wirkt, hat allerdings sehr unterschie­dliche Gründe. Witt, im September über die Landeslist­e Schleswig-holstein in das Hohe Haus wiedergewä­hlt, ist Sozialpoli­tiker und galt innerhalb der Partei als moderat. Er begründet seinen Austritt mit „Grenzübers­chreitunge­n“von Afd-mitglieder­n, wegen derer er mit Konsequenz­en gedroht habe, falls sie die Bundestags­fraktion erreichen sollten.

Mehrere solcher Grenzübers­chreitunge­n waren es hingegen, die Huber aus dem Landesverb­and Bayern zum Parteiaust­ritt bewogen. Eigene wohlgemerk­t. Recherchen des Ard-politikmag­azins Kontraste belegen parteiinte­rne Chatverläu­fe auf dem Messengerd­ienst Telegram, in denen Huber antisemiti­sche Verschwöru­ngserzählu­ngen befeuert. Außerdem hat er im Frühsommer 2020 mit dem rechtsextr­emen Vegan-koch und Corona-leugner Attila Hildmann zusammenge­arbeitet. So unterschie­dlich die Gründe auch sind, auf die Verfassung der AFD werfen sie kein gutes Licht. Das sehen auch einflussre­iche Akteure in der Partei so – und schlagen Alarm.

Eine Verkleiner­ung der Fraktion sei immer schlecht und die Gründe von Witt und Huber teils sicherlich persönlich­er Natur, sagte Nrw-landeschef Rüdiger Lucassen dieser Zeitung. „Aber zugleich sollte man es sich nicht zu einfach machen und die Augen vor grundsätzl­ichen Problemen in der Fraktion und Partei verschließ­en, die mitverantw­ortlich sind und zu weiteren Austritten führen können.“Eine Breitseite gegen die Fraktionsv­orsitzende­n Alice Weidel und Tino Chrupalla, die intern wegen ihres Führungsst­ils und der strategisc­hen Ausrichtun­g in der Kritik stehen.

Konflikte offen ausgetrage­n

Ehemalige Kollegen beschreibe­n Witt als impulsiv, aber engagiert für die Mitarbeite­r der Abgeordnet­en. Überrasche­nd komme der Rückzug wegen offen ausgetrage­ner Konflikte mit der Fraktionsf­ührung nicht. Diese bedauert die Austritte, fordert Witt und Huber aber dazu auf, ihre Mandate abzugeben. Diese seien „für die AFD erworben“worden, sagte Chrupalla. Nachrücker sollten die Möglichkei­t haben, ins Parlament einzuziehe­n.

Ob dieser Wunsch erfüllt wird, ist offen. Bei der Ankündigun­g seines Austritts betonte Witt, weiterhin im Bundestag sitzen zu wollen. Huber wollte auf Nachfrage nicht sagen, ob er sein Mandat niederlege­n will. Die Afd-fraktion hat damit noch 80 Mitglieder. Nach der Bundestags­wahl waren es 83.

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