Heidenheimer Zeitung

Die To-do-liste von Grün-schwarz

Für 2022 haben die Ministerie­n im Land viele Pläne. So sollen ein „Hundeführe­rschein“, Spezialdez­ernate gegen Hasskrimin­alität und die Photovolta­ik-pflicht kommen. Foto: Uwe Anspach/dpa Foto: Caroline Seidel/dpa Foto: Christoph Schmidt/dpa Foto: Uwe Anspa

- Von Roland Muschel

Was Grün-schwarz im neuen Jahr an Gesetzesvo­rhaben anpacken will, und was sich für die Baden-württember­ger ändert, das verrät unser Überblick.

Justiz und Migration: Justizmini­sterin Marion Gentges (CDU) will den Kampf gegen Hasskrimin­alität im Netz und gegen Kinderporn­ografie verstärken. „Wir werden bei allen Staatsanwa­ltschaften Spezialdez­ernate zur Bekämpfung gegen Hasskrimin­alität einrichten“, kündigt Gentges gegenüber dieser Zeitung an. Ein weiterer Schwerpunk­t ihres auch für Migration zuständige­n Ressorts wird der Ausbau der Kapazitäte­n der Erstaufnah­mestellen sein, da die Zahl der Asylsuchen­den zuletzt stark gestiegen ist.

Sicherheit: Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) verspricht einen baldigen einen Anstieg der Zahl der Polizistin­nen und Polizisten. 2021 sei der tiefste Punkt der infolge der Pensionier­ungswelle entstanden­en personelle­n Talsohle durchschri­tten worden. „In den kommenden Jahren werden die seit meinem Amtsantrit­t hohen Einstellun­gszahlen eine spürbare personelle Stärkung und Verjüngung unserer Landespoli­zei bewirken“, sagt Strobl dieser Zeitung. Weiteres zentrale Vorhaben seines Ressorts fürs neue Jahr seien die Umsetzung der Cybersiche­rheitsstra­tegie und der Breitbanda­usbau.

Schulen und Kitas: Die Pandemie wird auch im neuen Jahr den Alltag der Schulen und Kitas im Land stark dominieren. „Jetzt steht erst einmal Omikron vor der Türe. Was zum Beispiel in England gerade passiert, zeigt uns, dass diese Variante für uns eine riesige Herausford­erung wird“, sagt Kultusmini­sterin Theresa Schopper (Grüne). Neben dem Steuern der Schulen durch die Pandemie wird ihr Ressort weiter versuchen, den Mangel an Lehrkräfte­n und Kita-fachkräfte­n zu bekämpfen. Schopper will auch erreichen, dass digital gestützter Unterricht selbstvers­tändlicher wird.

Wissenscha­ft und Kultur: Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer (Grüne) will „ohne Pause daran arbeiten“, die drei Innovation­scampus mit den Zukunftsth­emen Künstliche Intelligen­z im Raum Tübingen/stuttgart, Lebensund Gesundheit­swissensch­aften in Heidelberg und Mannheim sowie Mobilität in Karlsruhe und Stuttgart voranzubri­ngen. Das auch für Kultur zuständige Ressort strebt 2022 zudem erste Restitutio­nen von Benin-bronzen an Nigeria an, etwa aus dem Linden-museum in Stuttgart. „Wir werden weiterhin nachdrückl­ich Verantwort­ung für die historisch­e Aufarbeitu­ng des Kolonialis­mus und seiner Auswirkung­en bis in die Gegenwart übernehmen. Aufgrund des historisch­en Kontextes von Raub, Gewalt und Unrecht spreche ich mich grundsätzl­ich für die Restitutio­n aller Benin-objekte an Nigeria aus“, so Bauer. Sie verbinde damit den Wunsch nach einem gemeinsame­n Weg, um auch weiterhin Benin-objekte in Museen wie dem Linden-museum zu zeigen.

Klima- und Umweltschu­tz: Als wichtigste Aufgabe ihres Hauses für 2022 sieht Umweltmini­sterin Thekla Walker (Grüne) die Energiewen­de. „Wenn wir unsere ehrgeizige­n Klimaschut­zziele erreichen wollen, braucht es einen schnellen Ausstieg aus den fossilen Energieträ­gern – und damit den massiven Ausbau der Erneuerbar­en Energien. Es geht um das Stoppen der Klimakrise, und zugleich um die Versorgung­ssicherhei­t unsers Landes“, sagt Walker. Sie will im Frühsommer konkrete Zahlen vorlegen, welcher Sektor

Danyal Bayaz (Grüne)

wie viel zum Abbau der Co2-emissionen beitragen muss. In der Folge sollen konkrete Maßnahmen in einem neuen Energieund Klimaschut­zkonzept hinterlegt werden. Ein bereits beschlosse­ner Beitrag zur Energiewen­de wird ab Mai 2022 für alle Häuslebaue­r spürbar: Dann gilt die Photovolta­ik-pflicht auch für neue Wohngebäud­e.

Verkehr: Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) will die „Verkehrswe­nde hin zu einer klimaschon­enden Mobilität“ein gutes Stück voranbring­en. „Ein großes Leuchtturm­projekt ist die Einführung eines landesweit­en 365-Euro-jugendtick­ets für den öffentlich­en Personenna­hverkehr“, sagt Hermann. Damit können junge Leute bis 21 Jahre – in Ausbildung, Studium oder Freiwillig­endienst bis 27 – landesweit den ÖPNV nutzen. „So gewinnen wir hoffentlic­h dauerhaft neue Fahrgäste.“2022 will Hermann auch die gesetzlich­e Grundlage für einen „Mobilitäts­pass“schaffen. Kommunen können dann von der gesamten Bürgerscha­ft eine Nahverkehr­sabgabe erheben, die den Öpvn-ausbau mitfinanzi­eren soll.

Finanzen: Finanzmini­ster Danyal Bayaz (Grüne) plant eine zweite Emission von Greenbonds, also nachhaltig­en Anlagen – und grüne Impulse für den Finanzplat­z Stuttgart: „Wir wollen Kapital eine Richtung geben und zwar hin zu mehr Nachhaltig­keit. Deshalb legen wir als Land nachhaltig an. Und dafür wollen wir auch privates Kapital mobilisier­en. Auch die Finanzmärk­te müssen zunehmend Grün werden und dafür können wir auch im Land Impulse setzen.“Ein Schwerpunk­t des Ressorts bleibt die Bekämpfung der Folgen der Pandemie.

Wirtschaft: Die Corona-folgen treiben auch Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-kraut um. „Es ist weiterhin unser oberstes Ziel, Unternehme­n, Betriebe und Soloselbst­ständigen im Land bestmöglic­h zu unterstütz­en um Existenzen und Arbeitsplä­tze zu sichern“, sagt die Cdu-politikeri­n. Zugleich wolle sie die Wirtschaft im Land für die Zukunft rüsten. So soll 2022 der Innovation­spark Künstliche Intelligen­z in Heilbronn „sichtbar durchstart­en“. Im ersten Quartal 2022 lobt das Ministeriu­m 30 Millionen Euro an Fördermitt­eln für Innovation­en für den Klimaschut­z aus.

Wir wollen Kapital eine Richtung geben und zwar hin zu mehr Nachhaltig­keit.

Landesfina­nzminister

Verbrauche­rschutz: Als Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz will Peter Hauk (CDU) die Wälder stabilisie­ren und Landwirten verstärkt bei Investitio­nen in die Emissionsm­inderung und das Tierwohl unter die Arme greifen. Die bestehende­n Regelungen zu gefährlich­en Hunden will er auf eine neue gesetzlich­e Grundlage stellen. „Damit verbunden soll ein allgemeine­r Sachkunden­achweis, der sogenannte Hundeführe­rschein, sowie eine allgemeine Kennzeichn­ungs- und Registrier­pflicht und eine Versicheru­ngspflicht eingeführt werden“, kündigt Hauk an.

Soziales: Neben der Bekämpfung der Pandemie, die sein Ressort enorm fordert, steht auf der Agenda von Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) die Stärkung der Pflege sowie Ausbau und Reform des Maßregelvo­llzugs in der Psychiatri­e. Die Förderung des unabhängig­en Ombudssyst­ems in der Jugendhilf­e sowie der Beratungss­tellen für Opfer von häuslicher und sexueller Gewalt werden ausgebaut – wie auch Aktivitäte­n, die Frauen besser vor Gewalt schützen sollen.

Wohnen: Für 2022 kündigt Wohnbaumin­isterin Nicole Razavi (CDU) eine neue Initiative an: „Wichtig sind uns Konzepte für Wohnen im Kulturdenk­mal. Dafür werden wir Geld in die Hand nehmen. Die Konzepte sollen individuel­le Wohnlösung­en bringen, die im Moment noch niemand erwartet.“Das Förderprog­ramm „Flächen gewinnen durch Innenentwi­cklung“wird finanziell aufgestock­t und nimmt ab dem Frühjahr mit der Schaffung von Wohnraum in Gewerbegeb­ieten einen neuen Schwerpunk­t auf. Im ersten Quartal will Razavi das neue Förderprog­ramm für sozialen Wohnungsba­u ins Kabinett einbringen.

 ?? ?? Hat das Herrchen den Hund wirklich unter Kontrolle? In 2022 will das Land einen „Hundeführe­rschein“einführen.
Hat das Herrchen den Hund wirklich unter Kontrolle? In 2022 will das Land einen „Hundeführe­rschein“einführen.
 ?? ?? Wer ab Mai 2022 ein neues Wohnhaus baut, muss eine Photovolta­ik-anlage installier­en.
Wer ab Mai 2022 ein neues Wohnhaus baut, muss eine Photovolta­ik-anlage installier­en.
 ?? ?? Benin-bronzen im Stuttgarte­r Lindenmuse­um: 2022 will das Land erste Stücke an Nigeria zurückgebe­n.
Benin-bronzen im Stuttgarte­r Lindenmuse­um: 2022 will das Land erste Stücke an Nigeria zurückgebe­n.
 ?? ?? Mehr Polizistin­nen und Polizisten verspricht Innenminis­ter Thomas Stronl (CDU) fürs neue Jahr.
Mehr Polizistin­nen und Polizisten verspricht Innenminis­ter Thomas Stronl (CDU) fürs neue Jahr.

Newspapers in German

Newspapers from Germany