Großes Theater vor Alpenkulisse
Seit Jahren liefern sich die Gemeinde Mittenwald und ein Investor aus Heidenheim eine juristische Schlacht um die Karwendelbahn – mit harten Bandagen. Ein Besuch vor Ort.
Es ist der Stolz der Mittenwalder Bürger, dass sie die Karwendelbahn gebaut haben.“Stolz – Gudrun Rademacher, Chefin des Hotel-restaurants „Post“, verwendet dieses Wort, und es dürfte ganz gut die Stimmungslage in der bayerischen Marktgemeinde ganz im Süden Deutschlands wiedergeben. Über ein Jahrzehnt haben sie an dieser Bahn vom Tal hinauf zur westlichen Karwendelspitze auf 2244 Metern Höhe gebaut. Trotz vieler Widrigkeiten wurde sie schließlich 1967 eröffnet.
Und nun? Seit Jahren folgt ein Gerichtsprozess auf den nächsten im Kampf um die Bahn, um die Macht. Alles wird immer kleinteiliger, irrwitziger und auch brutaler. Mittenwalds Bürgermeister Enrico Corongiu weiß gar nicht, wo und wie er anfangen soll, über den Streit mit dem Investor Wolfgang Wilhelm Reich zu berichten. „Insgesamt hat es sicher mehr als 40 zivilrechtliche Verfahren gegeben“, sagt der Sozialdemokrat, der seit März 2020 im Rathaus regiert. Die meisten davon hat noch sein Vorgänger Adolf Hornsteiner von der CSU abbekommen und durchgefochten.
Corongiu hat den Unternehmer Reich das letzte Mal vor dem Münchner Oberverwaltungsgericht gesehen. Da wurde über dessen Klage gegen den Bebauungsplan für das Gelände an der Talstation der Bahn geurteilt. Ergebnis, so Corongiu: „Es gab im Plan
Wir ärgern uns, das beruht auf Gegenseitigkeit.
Wolfgang Reich den Fehler, dass die Zufahrten zu Garagen und Stellplätzen nicht im Text festgesetzt sind.“Laut Gericht könne das aber bereinigt werden. Wolfgang Reich hingegen sagt gegenüber dieser Zeitung: „Der Bebauungsplan wurde für unwirksam erklärt. Er ist ein enteignungsgleicher Vorgang.“
So gehen die Deutungen auseinander, in allen Dingen. Der Unternehmer sagt über den Bürgermeister: „Der soll mich einfach in Ruhe lassen. Ich klage, die klagen, das ist mir egal.“Wolfgang Reich, 42 Jahre alt, leitet im schwäbischen Heidenheim an der Brenz ein weit verzweigtes Geflecht an Firmen. Unterstützt wird er von seinem Vater Wolfgang Erhard Reich. Der ist Rechtsanwalt und führt auch die Prozesse.
Gemeinde hält nur Minderheit
Reichs Konsortium AG, die sich hauptsächlich an Immobilienprojekten beteiligt, kaufte 2012 die Mehrheit an der Karwendelbahn. Die Gemeinde Mittenwald hält nur einen Minderheitenanteil. Reich erinnert sich: „Eine Woche, nachdem ich hierhergekommen bin, gab es schon den ersten Zoff.“Immer wieder werfe man ihm „Knüppel zwischen die Beine“. Ex-bürgermeister Hornsteiner reagiert