Waches Auge auf die Republik
Enthüllungen veröffentlicht, Skandale aufgedeckt – Das Magazin „Der Spiegel“wird 75.
Hamburg. „Sturmgeschütz der Demokratie“– diesen Ruf erwarb sich der „Spiegel“schon vor Jahrzehnten. Das Nachrichtenmagazin hat in den 75 Jahren seines Bestehens viele Skandale aufgespürt. Im Eingangsbereich des Verlags in Hamburg steht der Satz von Gründer Rudolf Augstein: „Sagen, was ist“. Das Magazin ist ein Stück deutscher Zeitgeschichte. Ein Rückblick in Berichten.
„Bedingt abwehrbereit“(1962): Ein Nato-testmanöver soll zeigen, wie abwehrbereit die Bundeswehr ist. „Der Spiegel“berichtet über das verheerende Ergebnis. Wegen Verdachts des Verrats von Staatsgeheimnissen dringt die Polizei in die Redaktionsräume ein, Herausgeber Augstein und Mitarbeiter werden verhaftet. Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU) verliert sein Amt.
„Der Herausforderer“(1976): Das Verhältnis zwischen Helmut Kohl (CDU) und der eher als linksorientiert eingestuften „Spiegel“-redaktion gilt als angespannt.
„Was ist los in der DDR?“(1978): „Der Spiegel“veröffentlicht ein Thesenpapier, das als „Manifest“einer Sed-internen Opposition bezeichnet wird. „Der Spiegel“muss sein Korrespondentenbüro in Ost-berlin schließen.
„Watergate in Kiel“(1987): Kurz vor der schleswig-holsteinischen Landtagswahl berichtet der „Spiegel“, dass Björn Engholm, Spd-herausforderer von Ministerpräsident Uwe Barschel (CDU), bespitzelt worden sein soll. Barschel tritt zurück, am 11. Oktober wird seine Leiche in einem Genfer Hotel gefunden.
„Der Todesschuss“(1993): Beim Gsg-9-einsatz in Bad Kleinen sollen die Raf-terroristen Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld festgenommen werden. Grams und ein Gsg-9-beamter sterben. Grams brachte sich laut Gutachten um. Es gibt Gerüchte, dass er hingerichtet worden sei. Der „Spiegel“greift dies auf. 2020 ist von einem journalistischen Fehler die Rede.
„Sagen, was ist“(2018): Der gefeierte „Spiegel“-reporter Claas Relotius hat in seinen Reportagen betrogen. „Der Spiegel“macht den Fälschungsskandal öffentlich. Das Magazin überarbeitet seine redaktionellen Standards.
„Die Saubermänner“(2019): Eine gemeinsame Enthüllung von „Spiegel“und „Süddeutscher Zeitung“thematisiert ein 2017 heimlich auf Ibiza gedrehtes Video: FPÖ-CHEF Heinz-christian Strache, der im Gespräch mit einer vermeintlichen russischen Oligarchen-nichte anfällig für Korruption wirkt. Strache muss zurücktreten.