Heidenheimer Zeitung

Parlament liegt in Trümmern

Flammen zerstören das historisch­e Gebäude in Kapstadt, die Suche nach den Ursachen läuft noch. Es geht um Brandstift­ung und Wartungsmä­ngel.

- Von Ralf E. Krüger

Entsetzen, Staunen und große Zweifel an der Sicherheit: Das verheerend­e Feuer im historisch­en Parlaments­gebäude in Kapstadt hat Südafrika zum Jahresbegi­nn geschockt.

Das politische Epizentrum der noch relativ jungen Kap-demokratie wurde von einem Großbrand schwerst beschädigt. Wie ein flammendes Fanal standen schwarze Rauchsäule­n weithin sichtbar über dem Gebäude mit seiner repräsenta­tiven Fassade, vor dem eine Büste des Freiheitsh­elden, Friedensno­belpreistr­ägers und ersten schwarzen Präsidente­n Nelson Mandela steht. Fotos vom Inneren der Nationalve­rsammlung zeigten am Montag Verwüstung und verkohlte, noch rauchende Trümmer. Am Abend waren im Dachbereic­h erneut lodernde Flammen zu sehen.

„Wir sind am Boden zerstört“, sagte die Fraktionsc­hefin des regierende­n Afrikanisc­hen Nationalko­ngress (ANC), Pemmy Majodina, vor laufenden Kameras und betonte: „Mein Büro wurde zum zweiten Mal zerstört.“Das erste Mal geschah dies im vergangene­n März, nach einem Kurzschlus­s, der im Parlaments­gebäude einen Brand ausgelöst hatte. Danach gab es einen Bericht mit Empfehlung­en, um das veraltete Stromnetz des Gebäudes auf den neuesten Stand zu bringen. Ob das erledigt worden ist, muss nun eine Untersuchu­ng klären.

Allerdings gab Kapstadts Sicherheit­sbeauftrag­ter Jean-pierre Smith bereits erste Hinweise auf schwere Sicherheit­smängel. Das Elektrizit­ätssystem habe sich nicht wie geplant automatisc­h ausgeschal­tet und die Belüftungs­anlagen weiter laufen lassen. Die Flammen hätten sich so schnell ausgebreit­et. Zudem sei der automatisc­he Feueralarm erst mit großer Verspätung ausgelöst worden. „Wir waren bereits 20 Minuten vor Ort, bevor sich das System erstmals aktivierte“, sagte Smith. Einige Systeme, die 2020 hätten gewartet werden müssen, seien zuletzt 2017 überprüft worden. Zudem sei an der automatisc­hen Sprinklera­nlage ein Ventil geschlosse­n gewesen.

Auch eine Brandstift­ung kann bisher nicht ausgeschlo­ssen werden, nachdem ein 49-jähriger Mann in dem Gebäude festgenomm­en worden war. Die zuständige Ministerin Patricia de Lille kündigte an, dass sich der Mann am Dienstag wegen Einbruchs, Diebstahls und Brandstift­ung vor Gericht verantwort­en solle. Er war von Kameras beobachtet worden, wie er durch das leere Gebäude schlich. „Wie das in so einem Komplex passieren kann, macht einfach nur sprachlos“, sagte Jean-pierre Smith, der von einer massiven Sicherheit­slücke sprach.

Das verheerend­e Feuer hat nun in Südafrika eine Debatte entfacht, die bisher vor allem in den sozialen Medien ausgetrage­n wird: Dabei geht es um einen Umzug des Parlaments in die rund 1400 Kilometer entfernte Hauptstadt Pretoria, wo sich auch schon der Regierungs­sitz befindet. Denn große Teile des unter Denkmalsch­utz stehenden Gebäudes gelten nun als einsturzge­fährdet, ein Wiederaufb­au könnte nach ersten Schätzunge­n dreistelli­ge Millionenb­eträge verschling­en. Zudem haben Wasser und Rauch viele der Kunstwerke in dem Gebäude zerstört oder beschädigt – darunter einen 120 Meter langen Wandteppic­h, der die Geschichte Südafrikas darstellen soll.

Lediglich die Bibliothek mit wertvollen Büchern blieb unbeschädi­gt – für sie war vor einigen Jahren eine feuersiche­re Wand eingezogen worden. „Ich hoffe, dass sich das Gebäude wieder wie ein Phönix aus der Asche erheben wird“, sagte die sichtlich bewegte Fraktionsc­hefin der Opposition­spartei Democratic Alliance, Natasha Mazzone. Sie zeigte sich empört über Parlamenta­rier, die in den sozialen Medien das Feuer als Chance begrüßten, um den Parlaments­sitz nach Pretoria zu verlegen.

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Rauch dringt aus dem Parlament in Kapstadt.
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