Wegen Corona: Steiff sagt Nürnberg ab
Der Veranstalter setzt im Februar auf das „Live“-erlebnis. Der Plüschtierhersteller aber hat mehrere Gründe fürs Fernbleiben. Foto: Archiv/dieter Reichl
Mit einem großen Teddy, der über die nachempfundenen Fabrikhallen von 1903 blickt, grüßte der Plüschtierhersteller aus Giengen die Messebesucher bei der bedeutendsten Branchenmesse in Nürnberg: Das war Anfang 2020, als Corona noch hauptsächlich in China verortet wurde. Es war der bislang letzte Auftritt von Steiff aus Giengen bei der Neuheiten-schau in der Franken-metropole. Im vergangenen Jahr gab es im Winter eine digitale Plattform und die für den Sommer angedachte Messe war dann wegen unklarer Corona-lage letztlich doch noch abgesagt worden.
Veranstalter setzt auf „live“
Und 2022? Soll die Messe, Stand jetzt, nach Vorstellungen des Veranstalters live über die Bühne gehen. „Eine ganze Branche richtet ihre Augen derzeit auf ihre Auftaktveranstaltung des Jahres: die Spielwarenmesse. Die Mehrheit der Aussteller sowie der Besucherinnen und Besucher sehnt sich nach der Live-veranstaltung. Die neuen Beschlüsse der bayerischen Staatsregierung bekräftigen die sichere Durchführung auf dem Nürnberger Messegelände vom 2. bis zum 6. Februar 2022“, so eine Pressemitteilung eine Woche vor dem Weihnachtsfest.
Der Veranstalter, die Spielwarenmesse eg, treffe „beste Vorkehrungen, um dem ausdrücklichen Wunsch nach einem realen Messeerlebnis nachzukommen“.
Die Bereitschaft für eine Messeteilnahme sei groß. So spreche sich die Mehrheit der Aussteller und des Fachpublikums ausdrücklich für das Stattfinden der Spielwarenmesse aus, was eine Befragung unter den Unternehmen belege.
Steiff setzt andere Prioritäten
Die Aussagen des Veranstalters decken sich allerdings nicht mit den Vorstellungen eines der Gründungsmitglieder der Messe: Steiff wird, so die Mitteilung gestern, vom 2. bis 6. Februar „leider nicht dabei sein“.
Die Abstinenz des Plüschtierherstellers aus Giengen bei der Leitmesse in Nürnberg habe mehrere Gründe: So gebe es nach Angaben von Steiff deutliche Restriktionen für Aussteller und Besucher hinsichtlich Ablauf und Anzahl der Besucher.
Andererseits gehe es um den Schutz der Gesundheit der Mitarbeiter, die beim Aufbau beteiligt und während der Messe vor Ort sind.
Trotz der Ankündigung, die Messe abhalten zu wollen, bestehe nach Ansicht von Steiff eine „Unsicherheit, ob die Messe aufgrund der Corona-situation überhaupt stattfindet“. Damit einher gehe ein Risiko hinsichtlich der Investitionen für den Messestand.
Ins Feld geführt wird seitens des Giengener Traditionsunternehmens zudem, dass es aktuelle Reiserestriktionen aus dem Ausland gebe und dass in den vergangenen Wochen bereits mehrere Aussteller wie Schleich oder Märklin ihre Teilnahme abgesagt hätten.
Der Veranstalter betont, dass „in enger Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden und der Messe“ein tragfähiges Sicherheitsund Hygienekonzept erarbeitet worden sei. Die enorme Größe der Hallen, deren Luft mehrfach stündlich komplett ausgetauscht werde, biete dafür ideale Voraussetzungen. Außerdem würden Testkapazitäten auf dem Gelände verfügbar sein.
Seit 1950 dabei
Die Messe wird nun also ohne Steiff über die Bühne gehen. Nürnberg ohne Knopf im Ohr ist aber keine Neuheit: Von 1950 an war Steiff als Gründungsmitglied in jedem Jahr bei der Messe in der Noris mit einem imposanten Stand vertreten, um die Produktpalette und somit auch Neuerungen dem Fachpublikum, das aus aller Herren Ländern zur weltweit größten Schau dieser Art anreist, zu präsentieren. Bis 2012. Im Jahr darauf gab es keinen Knopf im Ohr auf dem Nürnberger Messegelände. 2014, 2015 und 2016 auch nicht.
Das Unternehmen führte seinerzeit unterschiedliche Gründe für den Messe-verzicht an: Zu großer Aufwand, zu wenig Ertrag und falscher Zeitpunkt, um Neuheiten vorzustellen. Dann kam die Rolle rückwärts: Im Februar 2017 war Steiff dabei. Grund für die Rückkehr waren sich ändernde strategische Zielsetzungen des Unternehmens und die internationale Ausrichtung.