Was kommt 2022 auf die Kreisgemeinden zu?
Die Pandemie wird sicherlich auch noch im neuen Jahr eine prägende Rolle spielen. Dennoch stehen in den Gemeinden des Landkreises noch viele andere Dinge auf der Agenda. Das sind die wichtigsten. Foto: Rudi Penk Grafik: Godel Bau Foto: Rudi Penk
Gleich drei Bürgermeister-wahlen, enorme Bauvorhaben, große und kleine Feste und das drohende Aus für den Archäopark: Auch abseits der Entwicklungen in der Corona-pandemie wird die Bewohnerinnen und Bewohner der Landkreis-gemeinden 2022 einiges beschäftigen.
Gerstetten: Bürgermeister Roland Polaschek nannte sie jüngst eine „Jahrhundertchance“: die Erweiterungspläne von Gardena in Heuchlingen. Der Gartengerätehersteller möchte seine Produktionsfläche dort bis 2025 verdreifachen und hierfür einen dreistelligen Millionenbetrag in die Hand nehmen. Die für die Gemeinde wohl wichtigste Kennziffer ist die der möglichen Arbeitsplätze, die hinzukommen könnten: Derzeit arbeiten am Standort 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es könnten irgendwann 900 sein. Bereits im Sommer 2022 könnte der Spatenstich erfolgen.
Eine deutlich kleinere Dimension hat ein Bauwerk in Gussenstadt, das allerdings auch der Startschuss für etwas Großes ist: Der Kindergarten-neubau soll im Juni fertiggestellt sein. Während die Kinder nach drei Jahren im Container in ihr neues Domizil ziehen können, kann dann auch im zweiten Bauabschnitt mit dem Neubau der Turn- und Festhalle begonnen werden. Nachdem im Rahmen der Planungen 2020 die Kosten zeitweise explodierten und vieles umgeplant werden musste, dürfte das vor allem die Gussenstadter freuen.
Königsbronn: 2022 ist für drei Gemeinden im Landkreis ein Wahl-jahr. Auch in Königsbronn steht im März eine Bürgermeisterwahl
an. Anders als in Dischingen und Sontheim/brenz wird sich der Amtsinhaber wieder zur Wahl stellen: Michael Stütz strebt eine fünfte Amtszeit an. Gegenüber der HZ begründete er seine Entscheidung unter anderem damit, dass er vieles, was jüngst angestoßen worden war, noch aktiv voranbringen möchte.
Eines der wichtigsten Projekte
Eines dieser Projekte – und für Königsbronn wohl eines der wichtigsten der kommenden Jahre – ist die Neugestaltung der Ortsmitte, die 2022 mit dem Abriss einiger Gebäude im Bereich der Brenzquellstraße beginnen soll. Es kommt wohl nur selten vor, dass sich das Gesicht eines Ortes so radikal verändern wird. Im vergangenen Jahr entschied sich der Gemeinderat für das Stuttgarter Büro Godel Bau, das dort Wohngebäude, einen öffentlichen Platz und eine Art Stadthaus bauen möchte.
Steinheim: Wegen noch ausstehender Gutachten hat sich die Erschließung der Erweiterung der Baugebiets Königsbronner Feld in Steinheim verzögert. Dieses Jahr soll es aber endlich losgehen. Auch in Söhnstetten sollen „In der Breite“wieder neue Wohnbauplätze entstehen. Herzensangelegenheit vieler Steinheimer – auch ihres Bürgermeisters Holger Weise – ist der Zehntstadel. Das Jahrhunderte alte Gebäude soll nicht nur saniert, sondern zum neuen Veranstaltungsort für Feste und Kultur werden. Wie und in welchem Umfang steht allerdings noch nicht fest. Nicht jeder im Gemeinderat ist davon überzeugt, dass sich die Kosten und Folgekosten auch tatsächlich lohnen würden.
Nattheim: Schließungen, Umzüge, Geschäftsaufgaben – Corona hinterlässt seine Spuren. Umso erfreulicher ist es, dass in Nattheim dieses Jahr eine große Eröffnung ansteht. Die Privatbrauerei Schlumberger stellt der Gemeinde mit dem „Ochsengarten“einen öffentlichen Park in der Ortsmitte zur Verfügung. 2022 feiert das Familienunternehmen sein 175-jähriges Bestehen. Statt einem großen Fest will die Familie Schlumberger etwas Nachhaltiges schaffen. Auf der rund 1,4 Hektar großen Fläche entstehen unter anderem eine Wiesenfläche mit Sitzbänken, eine kleine Ansammlung von 31 Obstbaum-sorten sowie ein waschechter Hopfengarten in Form einer Pergola. Eine Kneipp-anlage sowie eine kleine Veranstaltungsbühne sind ebenfalls geplant.
Noch ein bisschen Geduld
Ein bisschen müssen sich die Anwohnerinnen und Anwohner der Nattheimer Schulstraße noch gedulden. Bis Oktober werden die Sanierungsarbeiten wohl noch laufen. Über gut zwei Jahre erstreckt sich das Großprojekt in der Gemeinde, insgesamt 2,8 Millionen Euro Kosten fallen dafür an. Die gute Nachricht: Die Arbeiten liegen im Zeitplan. Und schon bald wird man in der Schulstraße über nagelneuen Asphalt schreiten können.
Sontheim/brenz: 2022 steht den Sontheimern ein Wahljahr bevor. Der Termin ist bereits gefunden: Am 20. März wird ein neuer Bürgermeister gewählt. Erreicht beim ersten Durchgang kein Kandidat die absolute Mehrheit, steht am 10. April eine Neuwahl an. Amtsinhaber Matthias Kraut wirft seinen Hut nicht mehr in den Ring – so viel ist schon sicher. Dafür kandidiert der 31-jährige Sontheimer Simon Hörger. Er hat als bislang Einziger seine Bewerbungsunterlagen für den Posten eingereicht. Die Bewerbungsfrist endet allerdings erst am 21. Februar.
Spannend bleibt es auch in Sachen Schloss Brenz. Nachdem im Zuge der Beseitigung eines Wasserschadens massive Altschäden an dem Jahrhunderte alten Gemäuer entdeckt wurden, ist mit einer aufwendigen und zudem sehr teuren Sanierung zu rechnen. Verfaulte Balken, Insektenbefall, Risse – wahrlich keine schöne Geburtstagsüberraschung, die da zu Tage getreten ist. Geburtstag? Im Juni 2022 steht der 350. Ehrentag des Wahrzeichens an. Ob unter diesen Bedingungen wenigstens ein bisschen gefeiert werden kann? Neben dem Verlauf der Bauarbeiten wird da wohl auch die Pandemie noch ein Wörtchen mitzureden haben.
Niederstotzingen: Der Kalender für 2022 ist schon prall gefüllt – wohl in der Hoffnung, dass im neuen Jahr endlich wieder mehr
Normalität einkehrt. Für zahlreiche Traditionsveranstaltungen, die in den vergangenen zwei Jahren unter den Virus-auswirkungen zu leiden hatten, stehen die Termine bereits fest. Zum Beispiel für den Rosenmarkt, der am 25. Juni stattfinden soll. Auch ein Kinderfest soll’s wieder geben, dieses Jahr am 9. Juli, außerdem am 6. August das „Diner en blanc“, das der Arbeitskreis Städtepartnerschaft organisiert, und das Lindenfest der Vereine am Wochenende 27./28. August.
Ein Thema, das Niederstotzingen 2022 ebenfalls weiter beschäftigen wird, ist die Zukunft des Archäoparks. Noch im Januar sollen Gespräche zwischen dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, den Trägern der Stiftung Urgeschichtliches Museum Blaubeuren sowie dem Vogelherd-ausgräber Prof. Dr. Nicholas Conard von der Uni Tübingen stattfinden. Auch von Seiten der Landesregierung hofft man in Niederstotzingen auf Unterstützung bei der Finanzierung des laufenden Betriebs. Bleibt eine Lösung aus, könnte das Worst-case-szenario eintreten und der Welterbe-park dem Niederstotzinger
Grundsatzbeschluss von 2019 folgend Ende des Jahres 2022 schließen.
Dischingen: Irgendwann im Frühjahr wird es sein, so viel steht fest. Einen genauen Wahltermin gibt es in Dischingen aber noch nicht. Bekannt ist dafür die Entscheidung des amtierenden Bürgermeisters Alfons Jakl: Er wird nach zwei Amtszeiten und insgesamt fast 50 Jahren im Dischinger Rathaus nicht mehr antreten. Ende August wird also ein Neuer oder eine Neue den Dienst antreten und sicherlich auch seinen oder ihren eigenen Stil mit in die Gemeinde bringen.
Themen auf den Weg gebracht
Die Themen aber, mit denen sich Jakls Nachfolger oder Nachfolgerin wird beschäftigen müssen, sind schon jetzt auf den Weg gebracht. Etwa der mehrere Millionen Euro teure Rathausneubau, für den im Rahmen eines Architektenwettbewerbs bereits ein Entwurf gefunden wurde. Gegenüber dem denkmalgeschützten jetzigen Rathaus soll der Erweiterungsbau entstehen – mit Standesamt, Trauzimmer, Bürgerbüro, Sitzungssaal und Hauptamt. Übrigens: Auch der oder die neue Dischinger Bürgermeister/in wird dort sein oder ihr Büro haben.
Hermaringen: Daumen drücken, dann klappt’s 2022 vielleicht wieder mit diesen beiden Traditionsveranstaltungen in Hermaringen. Das Dorffest ist für das Wochenende 25./26. Juni geplant. Auf dem Rathausplatz soll dann wieder gefeiert werde – wenn Corona nicht dazwischenfunkt. Ebenfalls bereits terminiert ist das Hermaringer Kinderfest. Am 2. Juli sollen Kindergartenkinder und Grundschüler auf der Güssenburg ihren Spaß haben.
Ernst hingegen wird’s bei Ausgaben in Höhe von 580.000 Euro. So viel Geld plant die Gemeinde 2022 für den Neubau einer Fuß- und Radwegbrücke über die Brenzbahn ein. Der bisherige Steg hatte im Sommer aus Sicherheitsgründen gesperrt werden müssen.