Auf einen Bewerber kommen 1,5 Lehrstellen
Foto: Voith Hydro
abgeben musste, hält Bendig mit Blick auf die Größe der jeweiligen Märkte für keinen Beinbruch. Auch seien die deutschen Hersteller trotz der steigenden Qualität der Maschinen aus Asien in einer guten Position, um langfristig Platz zwei oder drei in der Welt zu festigen.
In der Vergangenheit, so Bendig, sei die Branche auch zu Unrecht dafür kritisiert worden, dass sie die Digitalisierung verschlafen habe. Eine App sei schnell entwickelt, die Produktionsketten von verschiedenen Zulieferern im Maschinenbau zu digitalisieren, sei ungleich schwieriger. Die Unternehmen hätten diese Herausforderung aber angenommen. Er erwartet in den nächsten Jahren viele Innovationen, die die Effizienz der Maschinenbau-kunden im verarbeitenden Gewerbe sprunghaft verbessern werde. Den größten Vorteil der deutschen Maschinenbauer sieht Bendig in deren Personal: „Deutsche Ingenieure sind spitze darin, wie sie Kundenanforderungen aufnehmen und umsetzen. Viele von ihnen verstehen, was die Kunden brauchen, lieben es zu tüfteln und Maschinen effizienter zu machen.“
Diese Nähe zum Kunden sei für die Maschinenbauer von elementarer Bedeutung. Im so genannten After-sales-geschäft, zu dem
Wartung, Reparatur und anderer Service gehören, sei die Gewinnmarge deutlich besser als beim Verkauf der Maschinen. Der enge Kundenkontakt wird nach seiner Einschätzung in Zukunft noch aus einem anderen Grund wichtiger.
Nähe zum Kunden entscheidet
Bei den digitalen Geschäftsmodellen gehe es darum, welchen Mehrwert die Kunden durch die Daten haben, die die Maschinen liefern. Die Maschinenbau-branche müsse aufpassen, dass nicht große Tech- und Software-firmen maschinenunabhängige Plattformen zur Verfügung stellen,
Der Umsatz des Maschinenbaus im Südwesten ist nach der Corona-delle 2020 (75,7 Milliarden Euro) 2021 wieder auf mehr als 80 Milliarden Euro gestiegen. Nach dem Rückgang auf 339 400 Beschäftige 2020 legte auch deren Zahl wieder zu, sagt Vdma-geschäftsführer Birk.
Schlüsselpositionen im Maschinenmarkt erobern und den Großteil der Wertschöpfung abgreifen. „Wer die Daten hat und definiert, wie die Maschinen aussehen, bestimmt die Geschäftsmodelle“, warnt Bendig. In der deutschen Branche müsse daher ein Umdenken stattfinden. Ein gutes Öko-system bestehe aus Maschine, Service und Software. „Das kann man nicht alleine schaffen“. Künftig reiche es nicht, die beste Maschine anzubieten, das gesamte Ökosystem müsse passen. Daher müssten viele Mittelständler stärker als bisher Kooperationen eingehen, sagt Bendig.
Zahl der Ausbildungsverträge. „Auf einen Bewerber kommen derzeit 1,5 gemeldete Stellen“, sagt Birk. Viele Praktikas hätten in der Pandemie nicht stattfinden können. Auch blieben zehn Prozent der angebotenen Stellen offen. Gegen den Fachkräftemangel helfe nur ein Bündel an Maßnahmen. Deutlicher als bisher müsse die Branche zeigen, dass sie für die großen Fragen von Klima bis Umwelt technologischen Lösungen bieten, um für junge Leute attraktiv zu sein.
Vdma-geschäftsführer Dietrich Birk ist sich dieser Gefahr der Digitalisierung bewusst. Der Maschinenbau müsse die neuen Geschäftsmodelle von sich aus vorantreiben. Dabei geht es unter anderem um digitale Ansätze von der vorausschauenden Instandhaltung bis zu Abrechnungsmodellen für die tatsächliche Nutzung der Maschinen entweder nach Laufzeit oder Teileherstellung. Entscheidend für den Erfolg in der neuen Ära sei, so Birk, dass die weltweit gültigen Standards für die Digitalisierung aus Europa mitgeprägt werden.
Neben dem Megathema Digitalisierung müssen die Maschinenbauer mit den Herausforderungen des Materialmangels umgehen. Vier von fünf Maschinenbauern spüren die Lieferprobleme mehr oder weniger stark, vor allem bei Elektronikkomponenten. Dieser Engpass, so Birk, dürfte mindestens bis Mitte 2022 anhalten. „Da sind Improvisationstalent und Kreativität gefragt“, sagt der Vdma-geschäftsführer. Mitunter würden Unternehmen sich damit behelfen, Halbleiter aus fertigen Maschinen auszubauen und in andere einzusetzen. In Einzelfällen würden Elektronikkomponenten aus neuen Haushaltsgeräten genutzt, um Maschinen ausliefern zu können.