Heidenheimer Zeitung

Auf einen Bewerber kommen 1,5 Lehrstelle­n

Foto: Voith Hydro

- Sorge bereitet ihm die um 9 Prozent gesunkene

abgeben musste, hält Bendig mit Blick auf die Größe der jeweiligen Märkte für keinen Beinbruch. Auch seien die deutschen Hersteller trotz der steigenden Qualität der Maschinen aus Asien in einer guten Position, um langfristi­g Platz zwei oder drei in der Welt zu festigen.

In der Vergangenh­eit, so Bendig, sei die Branche auch zu Unrecht dafür kritisiert worden, dass sie die Digitalisi­erung verschlafe­n habe. Eine App sei schnell entwickelt, die Produktion­sketten von verschiede­nen Zulieferer­n im Maschinenb­au zu digitalisi­eren, sei ungleich schwierige­r. Die Unternehme­n hätten diese Herausford­erung aber angenommen. Er erwartet in den nächsten Jahren viele Innovation­en, die die Effizienz der Maschinenb­au-kunden im verarbeite­nden Gewerbe sprunghaft verbessern werde. Den größten Vorteil der deutschen Maschinenb­auer sieht Bendig in deren Personal: „Deutsche Ingenieure sind spitze darin, wie sie Kundenanfo­rderungen aufnehmen und umsetzen. Viele von ihnen verstehen, was die Kunden brauchen, lieben es zu tüfteln und Maschinen effiziente­r zu machen.“

Diese Nähe zum Kunden sei für die Maschinenb­auer von elementare­r Bedeutung. Im so genannten After-sales-geschäft, zu dem

Wartung, Reparatur und anderer Service gehören, sei die Gewinnmarg­e deutlich besser als beim Verkauf der Maschinen. Der enge Kundenkont­akt wird nach seiner Einschätzu­ng in Zukunft noch aus einem anderen Grund wichtiger.

Nähe zum Kunden entscheide­t

Bei den digitalen Geschäftsm­odellen gehe es darum, welchen Mehrwert die Kunden durch die Daten haben, die die Maschinen liefern. Die Maschinenb­au-branche müsse aufpassen, dass nicht große Tech- und Software-firmen maschinenu­nabhängige Plattforme­n zur Verfügung stellen,

Der Umsatz des Maschinenb­aus im Südwesten ist nach der Corona-delle 2020 (75,7 Milliarden Euro) 2021 wieder auf mehr als 80 Milliarden Euro gestiegen. Nach dem Rückgang auf 339 400 Beschäftig­e 2020 legte auch deren Zahl wieder zu, sagt Vdma-geschäftsf­ührer Birk.

Schlüsselp­ositionen im Maschinenm­arkt erobern und den Großteil der Wertschöpf­ung abgreifen. „Wer die Daten hat und definiert, wie die Maschinen aussehen, bestimmt die Geschäftsm­odelle“, warnt Bendig. In der deutschen Branche müsse daher ein Umdenken stattfinde­n. Ein gutes Öko-system bestehe aus Maschine, Service und Software. „Das kann man nicht alleine schaffen“. Künftig reiche es nicht, die beste Maschine anzubieten, das gesamte Ökosystem müsse passen. Daher müssten viele Mittelstän­dler stärker als bisher Kooperatio­nen eingehen, sagt Bendig.

Zahl der Ausbildung­sverträge. „Auf einen Bewerber kommen derzeit 1,5 gemeldete Stellen“, sagt Birk. Viele Praktikas hätten in der Pandemie nicht stattfinde­n können. Auch blieben zehn Prozent der angebotene­n Stellen offen. Gegen den Fachkräfte­mangel helfe nur ein Bündel an Maßnahmen. Deutlicher als bisher müsse die Branche zeigen, dass sie für die großen Fragen von Klima bis Umwelt technologi­schen Lösungen bieten, um für junge Leute attraktiv zu sein.

Vdma-geschäftsf­ührer Dietrich Birk ist sich dieser Gefahr der Digitalisi­erung bewusst. Der Maschinenb­au müsse die neuen Geschäftsm­odelle von sich aus vorantreib­en. Dabei geht es unter anderem um digitale Ansätze von der vorausscha­uenden Instandhal­tung bis zu Abrechnung­smodellen für die tatsächlic­he Nutzung der Maschinen entweder nach Laufzeit oder Teileherst­ellung. Entscheide­nd für den Erfolg in der neuen Ära sei, so Birk, dass die weltweit gültigen Standards für die Digitalisi­erung aus Europa mitgeprägt werden.

Neben dem Megathema Digitalisi­erung müssen die Maschinenb­auer mit den Herausford­erungen des Materialma­ngels umgehen. Vier von fünf Maschinenb­auern spüren die Lieferprob­leme mehr oder weniger stark, vor allem bei Elektronik­komponente­n. Dieser Engpass, so Birk, dürfte mindestens bis Mitte 2022 anhalten. „Da sind Improvisat­ionstalent und Kreativitä­t gefragt“, sagt der Vdma-geschäftsf­ührer. Mitunter würden Unternehme­n sich damit behelfen, Halbleiter aus fertigen Maschinen auszubauen und in andere einzusetze­n. In Einzelfäll­en würden Elektronik­komponente­n aus neuen Haushaltsg­eräten genutzt, um Maschinen ausliefern zu können.

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Eine Kaplan-turbine im Wasserkraf­twerk Wanapum (USA): Deutsche Maschinen und Anlagen sind im Ausland gefragt
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Dietrich Birk, VDMA -Geschäftsf­ührer Baden-württember­g

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