Heidenheimer Zeitung

„Ich liebe das Instrument wie damals“

Der Gitarrist John Mclaughlin wird 80. Das Alter bremst seinen Tatendrang nicht, erst recht nicht die Pandemie.

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London. John Mclaughlin ist bestens gelaunt. Vor seinem 80. Geburtstag am Dienstag (4. Januar) erfreut sich der britische Jazzgitarr­ist guter Gesundheit und sprüht vor musikalisc­her Begeisteru­ng. Permanent arbeitet er an neuer Musik. „Was ich gestern gemacht habe, war gestern, heute ist neu“, sagt Mclaughlin. „Die Gegenwart ist voller Möglichkei­ten, es ist wunderbar.“

Als Elfjährige­r entdeckte Mclaughlin die Gitarre für sich. Seitdem sei kaum ein Tag vergangen, an dem er sie nicht gespielt habe. „Ich liebe das Instrument heute noch genauso wie damals“, sagt er. „Wenn ich Gitarre spiele, ist es für mich keine Arbeit, weil ich durchs Spielen ungeheure Freude verspüre.“Auf seinen Ehrentag blickt er mit Humor. „Jeder wird irgendwann 60, oder?“, scherzt der im englischen Doncaster geborene Musiker. „Ich fühle mich sehr gut.“

1969 war er als junger Gitarrist nach New York gezogen, wo er Gründungsm­itglied von The Tony Williams Lifetime war. Die Band um den gleichnami­gen Jazzschlag­zeuger zählt zu den Wegbereite­rn des Fusion-genres. Doch noch bevor das Trio seine erste Platte aufnahm, rekrutiert­e der Startrompe­ter Miles Davis Mclaughlin für sein wegweisend­es Album „In A Silent Way“. „Das war wie ein Traum, der wahr wurde“, erinnert sich Mclaughlin, die Jazzikone Miles Davis wurde zu seinem Mentor. Mclaughlin spricht über ihn wie einen Vater.

Neue Songs mit der Band Shakti

Wegen der Pandemie musste der Virtuose zuletzt viele Konzerte absagen. „Ich hab’ angefangen, Musik zu schreiben, viel Musik“, erzählt er. Daraus wurde Liberation Time, sein jüngstes Album. Inzwischen arbeitet Mclaughlin am nächsten Projekt mit seiner Band Shakti, die er in den 1970ern gegründet hat. Während er im heimischen Studio aufnimmt, sind die anderen Musiker über Indien und die USA verstreut. „Na klar ist es schöner, live mit ihnen zu spielen. Aber wenn du deine Datei zurückbeko­mmst, auf der diese Maestros spielen, du setzt deine Kopfhörer auf und hältst dein Instrument in der Hand, dann bist du mit ihnen in einem Raum.“

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„Die Gegenwart ist voller Möglichkei­ten“: John Mclaughlin.

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