Heidenheimer Zeitung

Ganztags-ausbau: Kommunen entgehen Fördermill­ionen

Die Betreuung von Grundschül­ern im Südwesten kommt nicht voran, Zuschüsse werden zu wenig abgerufen. Der Rechtsansp­ruch steht in Frage.

- Von Axel Habermehl

Der Ausbau von Kinderbetr­euungs-einrichtun­gen im Südwesten zur Vorbereitu­ng eines geplanten Rechtsansp­ruchs stockt. Den Kommunen entgehen dabei voraussich­tlich Fördergeld­er des Bundes in Millionenh­öhe. Bund und Länder hatten 2021 die schrittwei­se Einführung eines Rechtsansp­ruchs auf 40 Wochenstun­den Unterricht und Betreuung für Grundschül­er ab 2026 beschlosse­n. Umsetzen sollen das Kreise und Kommunen, die Angebote massiv ausbauen müssen, um den Anspruch

zu erfüllen. Nötig sind mehr Räume und Personal.

Dafür zahlt der Bund Finanzhilf­en an Träger von Betreuungs­einrichtun­gen. In der ersten Förderrund­e wurden aber laut Bundesfami­lienminist­erium nur 60 Prozent des auf Baden-württember­g entfallene­n Anteils abgerufen. Nur Berlin (31 Prozent) und Bayern (20) lagen dahinter. Hessen, Rheinland-pfalz oder Nordrheinw­estfalen riefen je mehr als 80 Prozent ab, Bremen und Hamburg 100. Vertreter von Städten und Gemeinden, die größten Betreuungs­träger,

erklären das mit Überlastun­g, der Corona-pandemie und knappen Antragsfri­sten. Anträge sind zwar noch bis Jahresende möglich, jedoch muss die Maßnahme im Juni begonnen worden sein. Beobachter erwarten daher keine gravierend­e Änderung mehr. Nicht abgerufene Gelder werden in der nächsten Tranche erneut auf alle Länder verteilt – der Südwesten erhält also ein kleineres Stück vom Kuchen.

Kommunalve­rtreter kritisiere­n Bund und Land. „Wir fürchten, dass dieser Rechtsansp­ruch unter den aktuellen Rahmenbedi­ngungen im Südwesten nicht erfüllbar sein wird“, sagt Steffen Jäger, Präsident des Gemeindeta­ges. Der Anspruch müsse „als Ganzes nochmal auf den Prüfstand“. Der Städtetag fordert das Land auf, den Ausbau echter Ganztags-grundschul­en zu erleichter­n. Aktuell gebe es hohe Hürden und geringe Ressourcen. 2014 ging das Land davon aus, dass bis 2023 rund 70 Prozent aller Grundschul­en Ganztagssc­hulen würden. Stand jetzt sind es rund 20 Prozent.

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