Heidenheimer Zeitung

Maschinenb­auer machen sich Sorgen

Die Auftragsbü­cher sind gut gefüllt, trotzdem läuft es bei vielen Betrieben nicht rund. Wenn bei einem Unternehme­n der Stromvertr­ag ausläuft, kann es besonders schwierig werden.

- Von Caroline Strang

Energiepre­ise waren für Maschinenb­auer eigentlich kein drängendes Thema. An den Gesamtkost­en vieler Unternehme­n in BadenWürtt­emberg machten sie gerade mal 3 Prozent aus. Das hat sich in den vergangene­n Wochen grundlegen­d geändert. „Nun müssen viele Unternehme­n mit Kostenschü­ben in ungeahnten Ausmaßen zurechtkom­men“, sagt Dietrich Birk, Geschäftsf­ührer des Verbands Deutscher Maschinenu­nd Anlagenbau (VDMA) BadenWürtt­emberg bei einer Pressekonf­erenz.

Nicht das einzige Problem: Bei manchen Unternehme­n laufen zum Jahresende die Verträge mit ihren Energiever­sorgern aus. „Mir hat ein Maschinenb­auer erzählt, dass das Unternehme­n im Verbund mit anderen 200 Stadtwerke angeschrie­ben, aber kein einziges Angebot bekommen hat“, erzählt Birk. Wenn es doch Angebote gebe, dann seien sie extrem teuer und die hohen Preise müssten über einen längeren Zeitraum akzeptiert werden. Sich tagesaktue­ll selbst am Spotmarkt Strom zu besorgen, sei ebenfalls teuer und Gift für jegliche Planungssi­cherheit. Und so sind Energiepre­ise nun auch für den Maschinenb­au im Südwesten zu einem großen Thema geworden. Fast 80 Prozent der Unternehme­n gaben in der Konjunktur­umfrage des VDMA an, dass die Energiekri­se deutliche oder sogar starke Auswirkung­en auf ihr Geschäft habe.

Dazu kommen weitere Umstände, die den Unternehme­n das Leben schwer machen: zum einen anhaltende Probleme in den Lieferkett­en und mit Vorprodukt­en, zum anderen fehlende Fachkräfte und hohe Personalko­sten. Das hat Folgen. 35 Prozent der Firmen denken über eine Verlagerun­g von Standorten ins Ausland nach oder wollen Stellen streichen. Für die Branche ein hoher Wert. „Das ist noch kein Alarmzeich­en, aber ein klarer Weckruf“, sagt Birk dazu.

Dabei stehen die Südwest-maschinenb­auer derzeit gar nicht schlecht da. Die Auftragsbü­cher sind gut gefüllt – noch. 62 Prozent

Milliarden Euro. Aber: „Preisberei­nigt wird es eher eine Seitwärtsb­ewegung werden, eventuell sogar eine Nulllinie“, sagt Birk. Auch für 2023 erwartet der Verband noch ein Wachstum von 5,5 Prozent.

Es gibt auch Optimisten

Besonders optimistis­ch sind Hersteller von Werkzeugma­schinen und Fertigungs­systemen, von Software und Elektronik. Unternehme­n, die Mess- und Prüftechni­k oder Nahrungsmi­ttelmaschi­nen produziere­n, rechnen mit einer geringeren Umsatzstei­gerung. 57 Prozent der befragten Unternehme­n haben in der vergangene­n sechs Monaten Personal aufgebaut, nur 11 Prozent ab. Fast 90 Prozent melden offene Stellen, gesucht sind vor allem Ingenieure und Facharbeit­er.

Die Maschinenb­auer stellen nun Forderunge­n. Mathias Kammüller, Vorsitzend­er VDMA Baden-württember­g, appelliert angesichts der „nie dagewesene­n Explosion der Energiekos­ten und der realen Gefahr einer Gasmangell­age“an die Politik, Bürokratie abzubauen, die Energiever­sorgung schnell und umfassend sicherzust­ellen und den Strompreis zu deckeln. „Eine Verdopplun­g des Preises ist schwierig, aber für die meisten Unternehme­n handhabbar. Wenn es deutlich mehr ist, allerdings nicht mehr.“In Einzelfäll­en sei das existenzge­fährdend. In den USA koste Energie derzeit nur ein Viertel, in Asien teilweise sogar noch weniger, das habe Auswirkung­en auf den Stand der deutschen und europäisch­en Unternehme­n im Weltmarkt.

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Foto: Stefan Puchner/dpa Die Maschinenb­auer haben mit hohen Energiekos­ten zu kämpfen.

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