Maschinenbauer machen sich Sorgen
Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, trotzdem läuft es bei vielen Betrieben nicht rund. Wenn bei einem Unternehmen der Stromvertrag ausläuft, kann es besonders schwierig werden.
Energiepreise waren für Maschinenbauer eigentlich kein drängendes Thema. An den Gesamtkosten vieler Unternehmen in BadenWürttemberg machten sie gerade mal 3 Prozent aus. Das hat sich in den vergangenen Wochen grundlegend geändert. „Nun müssen viele Unternehmen mit Kostenschüben in ungeahnten Ausmaßen zurechtkommen“, sagt Dietrich Birk, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinenund Anlagenbau (VDMA) BadenWürttemberg bei einer Pressekonferenz.
Nicht das einzige Problem: Bei manchen Unternehmen laufen zum Jahresende die Verträge mit ihren Energieversorgern aus. „Mir hat ein Maschinenbauer erzählt, dass das Unternehmen im Verbund mit anderen 200 Stadtwerke angeschrieben, aber kein einziges Angebot bekommen hat“, erzählt Birk. Wenn es doch Angebote gebe, dann seien sie extrem teuer und die hohen Preise müssten über einen längeren Zeitraum akzeptiert werden. Sich tagesaktuell selbst am Spotmarkt Strom zu besorgen, sei ebenfalls teuer und Gift für jegliche Planungssicherheit. Und so sind Energiepreise nun auch für den Maschinenbau im Südwesten zu einem großen Thema geworden. Fast 80 Prozent der Unternehmen gaben in der Konjunkturumfrage des VDMA an, dass die Energiekrise deutliche oder sogar starke Auswirkungen auf ihr Geschäft habe.
Dazu kommen weitere Umstände, die den Unternehmen das Leben schwer machen: zum einen anhaltende Probleme in den Lieferketten und mit Vorprodukten, zum anderen fehlende Fachkräfte und hohe Personalkosten. Das hat Folgen. 35 Prozent der Firmen denken über eine Verlagerung von Standorten ins Ausland nach oder wollen Stellen streichen. Für die Branche ein hoher Wert. „Das ist noch kein Alarmzeichen, aber ein klarer Weckruf“, sagt Birk dazu.
Dabei stehen die Südwest-maschinenbauer derzeit gar nicht schlecht da. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt – noch. 62 Prozent
Milliarden Euro. Aber: „Preisbereinigt wird es eher eine Seitwärtsbewegung werden, eventuell sogar eine Nulllinie“, sagt Birk. Auch für 2023 erwartet der Verband noch ein Wachstum von 5,5 Prozent.
Es gibt auch Optimisten
Besonders optimistisch sind Hersteller von Werkzeugmaschinen und Fertigungssystemen, von Software und Elektronik. Unternehmen, die Mess- und Prüftechnik oder Nahrungsmittelmaschinen produzieren, rechnen mit einer geringeren Umsatzsteigerung. 57 Prozent der befragten Unternehmen haben in der vergangenen sechs Monaten Personal aufgebaut, nur 11 Prozent ab. Fast 90 Prozent melden offene Stellen, gesucht sind vor allem Ingenieure und Facharbeiter.
Die Maschinenbauer stellen nun Forderungen. Mathias Kammüller, Vorsitzender VDMA Baden-württemberg, appelliert angesichts der „nie dagewesenen Explosion der Energiekosten und der realen Gefahr einer Gasmangellage“an die Politik, Bürokratie abzubauen, die Energieversorgung schnell und umfassend sicherzustellen und den Strompreis zu deckeln. „Eine Verdopplung des Preises ist schwierig, aber für die meisten Unternehmen handhabbar. Wenn es deutlich mehr ist, allerdings nicht mehr.“In Einzelfällen sei das existenzgefährdend. In den USA koste Energie derzeit nur ein Viertel, in Asien teilweise sogar noch weniger, das habe Auswirkungen auf den Stand der deutschen und europäischen Unternehmen im Weltmarkt.