Heidenheimer Zeitung

Humor aus dem Netz ist eine Altersfrag­e

Wissenscha­ftlerin untersucht, wer welche Bild-text-witze in sozialen Medien lustig findet.

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Jede Generation hat ihren eigenen digitalen Humor: Während der Corona-pandemie nahmen sich in den sozialen Medien die jüngsten Nutzer (Generation Z, geboren von 1996 bis 2010) einer Studie zufolge gerne selbst auf die Schippe. Die ältesten Nutzer von 77 bis 94 Jahren bevorzugte­n in ihren Bildwitzen dagegen verbindend­e Elemente.

Die Sprachwiss­enschaftle­rin Inke Du Bois von der Universitä­t Bremen untersucht­e zusammen mit einer Forschungs­gruppe aus Studierend­en rund 1200 Memes – also witzige Text-bild-kombinatio­nen in sozialen Medien. Ergebnis: Der digitale Humor der untersucht­en fünf Generation­en unterschei­det sich teils stark, der von Frauen und Männern eher weniger.

Ein Beispiel für den Humor der jüngsten Generation: Über dem Comicbild von alten Menschen, die auf der Straße herumwusel­n, steht auf Englisch der Spruch: „Wir müssen zu Hause bleiben, um unsere Ältesten zu schützen.“Die jüngeren Generation­en thematisie­rten nach Angaben von Du Bois bevorzugt auch gescheiter­te Reisepläne, Zoom-videokonfe­renzen oder die Langeweile des Lockdown-alltags. „Die älteren Generation­en machten stärker das Maskentrag­en, Klopapier oder Hamsterkäu­fe zum Thema“, sagt die Wissenscha­ftlerin.

Ein typisches Beispiel für den Humor der 77- bis 94-Jährigen sei, etwa mit Blick auf die Abstandsre­geln, das Bild von zwei dicht auf einem Zweig sitzenden Vögel, bei dem der eine den anderen anzuschrei­en scheint: „2 Meter – wie oft soll ich es Dir noch sagen?!“.

Für die Babyboomer (1956 bis 1965) steht stellvertr­etend das

Meme vom damaligen Gesundheit­sminister Jens Spahn mit Strohhut und Cocktail, der zu frühen Pandemie-zeiten angeblich einen Mallorca-trip inklusive Impfung anbietet.

Frauen und Männer offenbarte­n zudem leicht unterschie­dliche Humorstile: Frauen machten sich der Analyse zufolge eher lustig über andere, während Männer sich eher humorvoll selbst aufwertete­n. Bei Frauen standen auch Memes über das Thema Homeschool­ing höher im Kurs als bei Männern. Auch Themen wie Langeweile und uneffektiv­er Lebensstil kamen öfter bei ihnen vor. „Der Humor zwischen den Geschlecht­ern unterschei­det sich aber statistisc­h gesehen nicht so stark. Das ist vor allem zwischen den Generation­en der Fall“, sagt

Du Bois. Internatio­nal konnte die Studie ein verbindend­es Element entdecken: Das Virus wurde oft als Person in den Memes dargestell­t, die länger als geplant bleibt und über Reise- oder Studienplä­ne siegt.

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Vor allem während der Pandemie wurden viele Bild-text-witze hinund hergeschic­kt.

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