Heidenheimer Zeitung

Heilung für das System?

- Marc Hosinner blickt auf die vergangene Woche

Ging es Ihnen in den vergangene­n Tagen auch so? Um Sie herum wurde gehustet und geschnieft, klagten Bekannte oder Kolleginne­n und Kollegen über Kopf- und Gliedersch­merzen. Typisch Winter eben. Wenn es schlimm wird mit dem Infekt, wenn das Husten zum Dauergebel­l oder der Gebrauch vom Taschentuc­h zur Ganztagesb­eschäftigu­ng wird, bleibt nur: ins Bett legen und auskuriere­n.

Das kann schon einige Tage dauern. Bei Beschäftig­ten reicht keine Entschuldi­gung der Eltern aus. Es braucht eine Arbeitsunf­ähigkeitsb­escheinigu­ng vom Arzt oder der Ärztin.

Menschen im Kreis Heidenheim, die Patient oder Patientin in einer der gut funktionie­renden Hausarztpr­axen sind, sind da klar im Vorteil. Sie rufen an oder gehen in die Praxis und bekommen bei ausgeprägt­en Symptomen eine Krankschre­ibung. Menschen, die jedoch neu in der Region sind, weil es hier gute Arbeitspla­tzangebote gibt, haben ihre Schwierigk­eiten, eine ärztliche Betreuung zu finden, wie solche, deren Praxis nicht weiter betrieben wird, weil keine Nachfolger/keine Nachfolger­in zur Verfügung steht.

Wir nehmen keine Patienten mehr auf: Diesen Satz hören Suchende sehr oft. Den bestehende­n Praxisteam­s daraus einen Vorwurf zu machen, wäre unlauter. Voll ist voll. Mehr als 100 Prozent zu leisten, ist schlicht nicht machbar.

Den Kranken, die ohne ärztliche Versorgung dastehen, bleibt dann wohl nur der Weg in die Klinik, um sich krankschre­iben zu lassen. Wegen grippalen Infekts in die Notaufnahm­e? Das ist auch nicht im Sinne des Erfinders. Aber offenbar unausweich­lich.

Auf dem Schlossber­g sind, wie in dieser Woche berichtet, die Probleme auch nicht klein:

500 Mitarbeite­nde des Klinikums werden in den nächsten sieben Jahren in Rente gehen. Dazu kommen die, die wechseln oder ihre Stundenzah­l reduzieren.

Ärzte und Ärztinnen in den Praxen, Personal in den Kliniken: Hier wie dort droht eine Unterverso­rgung, weil auch, wie man hört, viele Hausärzte und Hausärztin­nen in den kommenden Jahren das Stethoskop zur Seite legen und in Ruhestand gehen. Es ist eine verzwickte Situation. Das System kränkelt, leider auch im Landkreis Heidenheim.

Ob sich die vom Gesundheit­sminister angekündig­te „Revolution“positiv auf die personelle­n Probleme in Kliniken auswirken wird? Abwarten.

Schönes und gesundes Wochenende.

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