Neue Meilensteine und große Genugtuung
Mit Nebengeräuschen: Novak Djokovic feiert den zehnten Melbourne-triumph, Aryna Sabalenka ihren ersten.
Ein Jahr nach dem Einreise-wirbel hat Novak Djokovic, 35, seine Rückkehr zu den Australian Open mit einem triumphalen Ende gekrönt. Der serbische Tennisstar gewann das Finale am Sonntag gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas, 24, mit 6:3, 7:6 (7:4), 7:6 (7:5) und feierte seinen 22. Grand-slam-turniersieg. Damit zog Djokovic mit Rekordhalter Rafael Nadal gleich und setzte weitere Meilensteine in seiner beeindruckenden Karriere.
Durch den zehnten Triumph in seinem zehnten Finalmatch des Hartplatzturniers in Melbourne löst Djokovic den verletzt abwesenden Spanier Carlos Alcaraz als Nummer eins der Weltrangliste ab. Einen Tag nach dem ersten Grand-slam-triumph der Belarussin Aryna Sabalenka unter neutraler Flagge demonstrierte
Djokovic seine Ausnahmestellung. Obwohl er im kompletten Turnierverlauf nur einen Satz abgab, war sein Weg zum Titel gepflastert von Hindernissen: Er stand wegen der Vorkommnisse im Vorjahr stark unter Beobachtung, wurde wegen seiner Oberschenkelprobleme teilweise der
Schauspielerei bezichtigt, wehrte sich gegen Vorwürfe einer angeblich unerlaubten Toilettenpause und verteidigte öffentlich seinen Vater wegen eines Vorfalls mit einer pro-russischen Zuschauer-gruppe. Djokovic steckte all das weg. „In meinem Fall habe ich das Gefühl, dass sich die
Dinge aus dem ein oder anderen Grund anhäufen“, sagte er. Es ist „keine ideale Situation“, sich mit solchen Dingen abseits des Platzes beschäftigen zu müssen, „aber es ist Teil meines Lebens“. Er versuche, daraus einen Vorteil für sich zu ziehen und „widerstandsfähiger und stärker“zu werden.
Erstmals ohne die Bandage
Und das bewies er auch in seinem 33. Grand-slam-finale. Mit herausragenden Aufschlägen, starken Returns und großer Nervenstärke wie im hart umkämpften zweiten Satz zwang Djokovic seinen griechischen Gegner, immer wieder ans Limit zu gehen, um überhaupt eine Chance zu haben. Erstmals spielte Djokovic im Turnier ohne die weiße Bandage um seinen linken Oberschenkel, der ihn anders als noch in den ersten Runden überhaupt nicht zu behindern schien.
Aryna Sabalenkas Auftritt, der mit Triumph am Samstag beim 4:6, 6:3, 6:4 gegen die kasachische Wimbledon-gewinnerin Jelena Rybakina endete, war von einer politischen Debatte begleitet worden, da die Belarussin als erste neutrale Spielerin ein Grandslam-turnier gewann. Dass auf der Trophäe zwar ihr Name, nicht aber der ihres Heimatlandes Belarus eingraviert war, schmälerte ihre Freude kaum. „Ich fühle mich immer noch wie auf einem anderen Planeten“, sagte Sabalenka beim Foto-shooting am Sonntag im auffällig verzierten rosa Kleid und in hohen blauen Schuhen: „Ich mag das Posieren – besonders als Grand-slam-champion. Es ist der beste Morgen meines Lebens“.