Heidenheimer Zeitung

Finanzausg­leich: Süden trägt 75 Prozent der Kosten

Baden-württember­g und Bayern zahlen zusammen 14,4 Milliarden Euro für finanzschw­ächere Länder. Minister Bayaz dringt auf Reformen.

- Von Roland Muschel

Die beiden Südländer Bayern und Badenwürtt­emberg finanziere­n mehr als drei Viertel des Finanzkraf­tausgleich­s zwischen den 16 Bundesländ­ern. Das geht aus Zahlen des Bundesfina­nzminister­iums für die Länder hervor. Der Freistaat musste demnach 2022 auf rund 9,9 Milliarden Euro und Badenwürtt­emberg auf rund 4,5 Milliarden Euro verzichten, damit finanzschw­ache Länder ihren Einwohnern vergleichb­are Lebensverh­ältnisse bieten können. Hauptempfä­nger sind Berlin mit 3,6 Milliarden Euro und Sachsen mit 3,3 Milliarden Euro. Zu den Einzahlern gehören auch Hessen mit 3,3 Milliarden Euro, Hamburg mit rund 800 Millionen Euro und Rheinland-pfalz mit rund 100 Millionen Euro.

Insgesamt wurden 2022 rund 18,5 Milliarden Euro zwischen finanzstar­ken und finanzschw­achen Ländern verschoben. Angesichts der Zahlen regt sich in den Hauptzahle­rländern Unmut. Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) will gegen den Finanzkraf­tausgleich – vormals Länderfina­nzausgleic­h – sogar vors Bundesverf­assungsger­icht ziehen: „Wir klagen auf jeden Fall gegen den Länderfina­nzausgleic­h, weil der völlig aus dem Ruder gelaufen ist.“

Baden-württember­gs Finanzmini­ster Danyal Bayaz (Grüne) dringt ebenfalls auf Reformen, setzt sich aber von Söders Kurs ab. „Statt mit Klagen vor dem Hintergrun­d einer Landtagswa­hl zu drohen, wäre es besser, das Thema in einer Föderalism­uskommissi­on zu überprüfen“, sagte Bayaz dieser Zeitung. „Da sollte dann aber nicht nur über das Verhältnis der Länder untereinan­der, sondern auch dringend über die Finanzbezi­ehungen zwischen Bund und Ländern gesprochen werden. Denn da wurden Aufgaben und ihre Finanzieru­ng zuletzt zunehmend vermischt.“Doch auch beim Finanzkraf­tausgleich zwischen den Ländern sieht Bayaz Korrekturb­edarf: „Solidaritä­t zwischen finanzstar­ken und -schwächere­n Ländern ist ein wichtiger Bestandtei­l unseres föderalen Systems. Allerdings muss es auch ein Mindestmaß an Anreizen für wirtschaft­lichen Erfolg geben.“

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