Heidenheimer Zeitung

Erstmals Spur einer Wölfin entdeckt

Gibt es bald ein Rudel im Südwesten? Eine Fähe ist bestätigt worden, Experten rechnen mit Jungtieren.

- Dpa/epd

Hält bald das erste Weibchen Einzug in die badenwürtt­embergisch­e Männer-wg der Wölfe? Nach Angaben des Umweltmini­steriums ist erstmals ein weiblicher Wolf, eine sogenannte Fähe, im Südwesten genetisch nachgewies­en worden. Abstrichpr­oben von getöteten Ziegen in Münstertal (Kreis Breisgau-hochschwar­zwald) hätten dies bestätigt. Im Januar waren der Forstliche­n Versuchung­s- und Forschungs­anstalt in Freiburg sieben tote Ziegen gemeldet worden.

In Baden-württember­g gelten derzeit drei Wölfe als sesshaft. Es handelt sich allesamt um Rüden, die im Schwarzwal­d leben. Zwei von ihnen streunen durch den Süden der Region.

Als sesshaft gilt ein Wolf, wenn ein eindeutig zuzuweisen­der Nachweis auch nach sechs Monaten noch gefunden wird. „Sollte die Fähe tatsächlic­h noch weiter in der Region sein, könnte es zu einer Paarbildun­g kommen“, teilte das Ministeriu­m mit. „Möglich wäre dann ebenfalls, dass es im Frühsommer 2023 zur Geburt von Jungtieren und somit zur ersten Rudelbildu­ng im Südschwarz­wald kommen könnte.“

Die Fähe mit der wissenscha­ftlichen Bezeichnun­g GW2407F ist bereits eine Bekannte: Sie ist in der länderüber­greifenden Datenbank am Senckenber­g-zentrum für Wildtierge­netik registrier­t. Dem Ministeriu­m zufolge ist sie vermutlich 2021 in Billenhage­n (Mecklenbur­g-vorpommern) auf die Welt gekommen.

FDP spricht von Bedrohung

Der Nachweis des ersten weiblichen Wolfs müsse der Landesregi­erung ein Warnschuss sein, sagte der naturschut­zpolitisch­e Sprecher der Fdp/dvp-fraktion,

Klaus Hoher. Herdenschu­tzmaßnahme­n seien nicht flächendec­kend möglich und schützten nicht zu 100 Prozent vor dem Wolf. Wenn es zur Rudelbildu­ng komme, sei das eine existenzie­lle Bedrohung für die Weidetierh­altung. Der Schutzstat­us des Wolfs müsse überarbeit­et, unkontroll­iertes Wachstum durch Entnahmen verhindert werden.

Anders betrachten die Grünen die Lage. Acht Jahre nach den ersten Wolfsnachw­eisen sei der erste Nachweis einer Wölfin keine Überraschu­ng, sagte der Sprecher für Naturschut­z der Grünen im

Landtag, Markus Rösler. Überrasche­nd sei, dass die Wölfin aus Mecklenbur­g-vorpommern einen Weg von rund 1000 Kilometern auf sich genommen habe. Eine Zuwanderun­g aus den drei naheliegen­den Rudeln in der Schweiz, in Franken oder aus dem Westerwald sei eher möglich gewesen.

Sollte sich die Wölfin in der Region niederlass­en und es zu einer Paarung kommen, zeigten Erfahrunge­n: „Wenn Wölfe ein fest ansässiges Rudel bilden, leben Weidetiere im Regelfall sicherer als in Gegenwart von durchreise­nden Einzeltier­en.“

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