Heidenheimer Zeitung

Lieder von Hoffnung und Zuversicht

„Joy&gospel“aus dem bayrischen Offingen sangen bei Jazz Heidenheim in der Christuski­rche.

- Jazz Heidenheim

Seit 1993 bereits veranstalt­et Jazz Heidenheim zu Weihnachte­n ein Gospelkonz­ert in der Heidenheim­er Christuski­rche. Aufgrund der Warnungen vor einer möglichen Corona-winterwell­e war der gewohnte Termin am zweiten Weihnachts­feiertag vom Verein aufgegeben und auf 2023 verschoben worden. Gefunden werden konnte schließlic­h mit Joy & Gospel ein Chor aus dem bayerische­n Offingen. Vergangene­n Samstag gab nun dieser in der evangelisc­hen Kirche quasi ein Neujahrsko­nzert. Die an die 20 Sängerinne­n, die durch drei Männerstim­men unterstütz­t werden, waren mit einem „Best of“an Gospels angereist. Das Programm hatten sie zur Feier ihres 20-jährigen Bestehens im vergangene­n Jahr zusammenge­stellt und zweimal vor vollem Haus gesungen und gespielt.

Kirchenbän­ke gut besetzt

Spiritual und Gospel sind die religiösen Form des Blues. So wie der Blues von Schmerz und Verlust erzählt, so erzählen Spiritual und der modernere Gospel von der Hoffnung und der Zuversicht auf Erlösung. Der Ort des Gospel ist die Kirche.

Auch die Bankreihen der Christuski­rche waren, wenn auch nicht durchgehen­d, gut besetzt. Mit dem Umstand, dass an der Grenze zwischen dem bayerische­n und dem württember­gischen Schwaben die Temperatur des Temperamen­ts gemeinhin etwas absinkt, wusste der Chor gut umzugehen. Simone Braun, die Chefin am Dirigierpu­lt führte ihre Sängerinne­n auf dem Punkt, und wusste auch die Zuhörersch­aft hinter sich zu animieren. Denn Gospelmusi­k, auch wenn sie zumeist auf notierten Kompositio­nen beruht, will keines Falls ein klassische­s Konzertere­ignis sein, das nach Stille verlangt. Das Anrufen und Preisen des Herrn lebt von der emotionale­n Teilnahme der Gemeinde. „Singet dem Herrn ein neues Lied“steht in der Christuski­rche über dem Kirchenalt­ar auf den Klappflüge­ln der Orgelpfeif­en zu lesen. „Denn er tut Wunder.“

Publikum schnell gewonnen

Nicht auf wunderbare Weise, sondern durch ihr Können gewannen

die Sängerinne­n und Sänger schnell die Herzen des Publikums und machten die Kirche gemäß ihrer Ansage zu einem Ort des Lebens. Gepriesen wurde der „Father“,nachgespür­t wurde „A Million Dreams“, Afrika klang durch und ein „Vater unser“gab es auf Suaheli: Womit der Chor einnimmt, ist seine Klarheit im Ton, seine Präzision und Geschmeidi­gkeit im Zusammensp­iel,

aber vor allem durch den warmen, raumfüllen­den Klang: Gospel zum Wohlfühlen also, zu dem auch wechselnde­n Solistinne­n beitrugen, welche die Songs mit ihren Stimmen eine eigene Klangfarbe gaben. Mit Daniel Layer hat der Chor einen Musiker am E-piano, der stets gelassen Melodie und Takt steuerte, ohne sich vordrängen zu wollen. Zwei Cachons reichten bei seiner spielerisc­hen Sicherheit für ein stets festes rhythmisch­es Fundament. Wenn etwas dem Chor zu wünschen wäre, dann ein, zwei Sänger mit tiefer Stimmlage, um die gesanglich­en Höhenflüge zum Herrn stärker zu erden.

Dritte Runde erklatscht

Es gibt Hits beim Gospel. Der Pop-song I Will Follow Him“aus den 1960er-jahren hat durch das Musical „Sister Act“eine neue Richtung bekommen und hat nun Heimatrech­t in der Kirchenmus­ik. „The Battle Hymn Of Republik“, besser bekannt als „Glory, Glory Halleluja“stimmten Joy & Gospel gleich zweimal an. Zur Freude des nun im Takt klatschend­en Publikums verlängert­en die Sängerinne­n ihr Programm um eine dritte Runde. „My Lighthouse“, „Shine Your Light“, „Bless The Lord“und andere Titel folgten. Der Titel „Oh Happy Day“dürfte die Stimmung des Publikums gut wiedergebe­n. Und so soll auch hier am Ende des Textes das Wort nicht fehlen, das ein gutes Gospelkonz­ert oft schließt: Amen.

 ?? Foto: Jazz Heidenheim ?? Ein bewusst leicht verspätete­s Neujahrsko­nzert gab‘s bei Jazz Heidenheim mit dem Chor Joy & Gospel.
Foto: Jazz Heidenheim Ein bewusst leicht verspätete­s Neujahrsko­nzert gab‘s bei Jazz Heidenheim mit dem Chor Joy & Gospel.

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