„Win-win-situation für alle Beteiligten“
Die Feuerwehren der Städte Herbrechtingen und Giengen übernehmen die Aufgaben der Führungsgruppe, dafür leistet der Landkreis Heidenheim finanzielle Unterstützung.
Großschadenslagen kommen im Landkreis Heidenheim glücklicherweise eher selten vor, doch sie können verheerend sein, wie ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit zeigt: Am 26. Februar 2022 hatte ein Brand die Wentalhalle in Steinheim komplett zerstört. Um bei solchen Großereignissen die Einsatzleitung der örtlichen Feuerwehr, in diesem konkreten Fall der Steinheimer Wehr, besser unterstützen zu können, hält der Landkreis Heidenheim eine Führungsgruppe bereit. Hierfür stand bisher ein Einsatzleitwagen (ELW) und ausgebildetes Führungspersonal bei der Feuerwehr in Nattheim zur Verfügung. Da das Fahrzeug in die Jahre gekommen ist und die Nattheimer Wehr diese Aufgabe personell und strukturell nicht mehr stemmen konnte, hat der Landkreis Heidenheim die Freiwilligen Feuerwehren Herbrechtingen und Giengen für diese Aufgabe gewinnen können.
Synergien für alle drei Parteien
Für diese Feuerwehren spricht, dass sie über einen guten Personalstamm verfügen und Erfahrungen in der Arbeitsweise einer Führungsgruppe haben. Darüber hinaus müssen beide Kommunen die jeweiligen Einsatzfahrzeuge ohnehin zeitnah ersetzen. Indem sich der Landkreis bei deren Finanzierung beteiligt statt das eigene Fahrzeug zu erneuern, ergeben sich Spareffekte für alle Parteien.
Nach einem Abstimmungsgespräch im Juni vergangenen Jahres mit dem Landkreis und der Stadt Giengen wurden erste Eckpunkte vorberaten. Die ausgearbeitete Kooperationsvereinbarung
wurde vom Kreistagsausschuss für Infrastruktur und Umwelt in seiner Sitzung am 10. Oktober 2022 verabschiedet und zwischenzeitlich auch von der Stadt Giengen abgenickt.
Der letzte Kooperationspartner im Bunde, die Stadt Herbrechtingen, hat in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates seine einhellige Zustimmung erteilt.
Landkreis: bis 120.000 Euro
Im Wesentlichen wurde in der Vereinbarung festgehalten, dass
sich der Landkreis an der Beschaffung der erforderlichen Einsatzmittel für die Führungsgruppe beteiligt und dass die Städte Herbrechtingen und Giengen das erforderliche Personal stellt. Die Landkreisverwaltung wird die gemeinsame Ausschreibung der beiden Fahrzeuge – Typ ELW 1 – koordinieren. Die Anschaffungskosten tragen die Kommunen, der Landkreis übernimmt bis zu 50 Prozent des Betrages abzüglich des Zuschusses, maximal jedoch 120.000 Euro pro Fahrzeug. Der
zu beantragende Zuschuss geht nach Bewilligung an die jeweilige Kommune.
Darüber hinaus ist es den Städten erlaubt, die Fahrzeuge und das Personal für die interkommunale Zusammenarbeit untereinander einzusetzen.
Eigentum der Stadt
Falls ein Kooperationspartner vorzeitig aus der Vereinbarung ausscheidet, bleibt das Fahrzeug zwar im Eigentum der Kommune, es ist aber eine Rückerstattung
an den Landkreis Heidenheim zu leisten – pro Jahr zehn Prozent der ursprünglichen Zuwendungssumme, bemessen an der Restlaufzeit der Vereinbarung. Die Rückerstattungssumme bezieht sich auf einen Abschreibungszeitraum von zehn Jahren.
Stadträtin Annette Rabausch (Freie Wähler) merkte an, dass die Stadt sich lieber nicht allzu sehr auf die Kooperationspartner verlassen und sichergehen sollte, dass man für das Fahrzeug notfalls auch allein aufkommen kann. Ihr zufolge wäre es nicht das erste Mal, dass ein Partner Herbrechtingen im Stich lassen würde. Eine weitere Erklärung ihres Seitenhiebs auf den Landkreis blieb die Stadträtin schuldig.
Thomas Österle (CDU) stellte daraufhin klar, dass selbstverständlich nicht die Stadt Herbrechtingen zahlen müsse, sollte der Landkreis vorzeitig aus der Kooperation aussteigen.
„Die Kooperation ist eine Winwin-situation für alle Beteiligten, sowohl in wirtschaftlicher als auch in personeller Hinsicht“, hielt Kirstin Bosch fest, die als Fachbereichsleiterin Schule/ Sport/kultur in der Herbrechtinger Stadtverwaltung auch für die örtliche Feuerwehr zuständig ist. Sascha Frey, der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Herbrechtingen, ist ebenfalls der Meinung, dass man sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen dürfe.
Zuschussantrag noch 2023
Der neue ELW 1, den man sich als modernes Büro auf Rädern vorstellen kann, soll der Herbrechtinger Feuerwehr 2025 zu Diensten sein. Und damit ein Jahr früher als ursprünglich im Feuerwehrbedarfsplan von September 2021 vorgesehen. Der Zuschussantrag soll dieses Jahr noch gestellt werden.
Bürgermeister Daniel Vogt bedankte sich bei den Feuerwehrkameraden, die sich bereit erklärt haben, in der Führungsgruppe mitzumachen.