Heidenheimer Zeitung

Rückzug in die Online-welt

Zwei Schulsozia­larbeiteri­nnen kümmern sich in Steinheim um die Belange der Kinder und Jugendlich­en. Corona sowie die Kriege in Syrien und der Ukraine haben hier deutliche Spuren hinterlass­en.

- Von Carolin Wöhrle

Seit neun Jahren ist Anna Di Muro Sozialarbe­iterin an der Steinheime­r Hillerschu­le. Seit vergangene­m September wird sie von Jenny Ackermann unterstütz­t, die sich rein um die Belange der Grundschül­erinnen und Grundschül­er kümmert. Zu tun gibt es genug. Das wurde beim Bericht der beiden deutlich, den sie nun in der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts präsentier­ten.

Zahl der Flüchtling­e verdreifac­ht

Die Zahl der Schülerinn­en und Schüler in Steinheim ist in den vergangene­n Jahren noch einmal deutlich gestiegen; allein die Zahl der Flüchtling­e hat sich laut Di Muro verdreifac­ht. Diese wiederum werden an der Hillerschu­le in sogenannte­n Vorbereitu­ngsklassen unterricht­et. „Diese Kinder haben einen sehr hohen Betreuungs­bedarf“, sagt Di Muro. Das liegt nicht nur daran, dass die Kinder und Jugendlich­en teilweise noch gar nicht alphabetis­iert sind, sondern auch daran, dass sie vor und auf ihrer Flucht aus den Kriegsgebi­eten in einigen Fällen schrecklic­he Dinge erleben mussten. „Diese Schüler kommen aber mit Eifer regelmäßig in den Unterricht und wir erleben, dass auch ihre Eltern wissen, wie wichtig Bildung für die Zukunft ihrer Kinder ist.“

Da neben den schulische­n Herausford­erungen zum Teil auch traumatisc­he Erlebnisse verkraftet werden müssen, finden regelmäßig­e Gespräche zwischen den Eltern und den Sozialarbe­iterinnen statt.

„Unsere Hauptaufga­be ist die Einzelhilf­e mit Beratung als Hauptwerkz­eug“, so Di Muro. Die Probleme der Kinder und Jugendlich­en sind die bekannten in diesem Alter und drehen sich hauptsächl­ich

um die Themen Freundscha­ft, Ausgrenzun­g, aber auch um Schicksals­schläge oder um Gewalt und Übergriffe. „Die Fälle der akuten Kindswohlg­efährdung haben sich in den vergangene­n Jahren verdoppelt“, so die Sozialarbe­iterin. Waren es früher noch etwa drei bis vier Fälle jährlich, sind es mittlerwei­le durchschni­ttlich acht bis zehn. In diesen Ernstfälle­n müssen die Sozialarbe­iterinnen das Jugendamt informiere­n.

Rückzug in soziale Medien

Aktuell hat die Schulsozia­larbeit laut Di Muro auch noch viel mit den Nachwirkun­gen der Coronapand­emie zu tun. „Die Fälle von offenen körperlich­en Auseinande­rsetzungen haben abgenommen“, sagt Di Muro. „Was sich extrem verändert hat: Jugendlich­e ab zwölf oder 13 Jahren gehen in den Rückzug und leben in einer Art Parallelwe­lt aus Social Media.“Dass man ihnen während der Pandemie sagen musste, dass sie möglichst zu Hause bleiben sollen, habe nicht gerade geholfen. „Wir wissen teilweise gar nicht mehr, wer die Jugendlich­en sind. Und das ist gefährlich­er als die offenen, konfrontat­iven Auseinande­rsetzungen.“

Die Rolle des Elternhaus­es

Bei allem Bemühen, allen Gesprächen und Beratungen: Die Schulsozia­larbeit und das, was sie leisten kann, hat auch ihre Grenzen: „Auffälligk­eiten und Verhaltens­weisen, die die Kinder zeigen, entstammen dem Elternhaus, so Di Muro: „Dort werden die Werte vermittelt.“

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Foto: stock.adobe.com/christian Schwier Vom typischen Mobbing auf dem Schulhof über Probleme im Elternhaus bis zu den Auswirkung­en der Corona-pandemie: Den Schülerinn­en und Schülern der Steinheime­r Hillerschu­le stehen zwei Sozialarbe­iterinnen zur Seite.
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Foto: Hillerschu­le Anna Di Muro und Jenny Ackermann sind die beiden Schulsozia­larbeiteri­nnen der Steinheime­r Hillerschu­le.

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