Rückzug in die Online-welt
Zwei Schulsozialarbeiterinnen kümmern sich in Steinheim um die Belange der Kinder und Jugendlichen. Corona sowie die Kriege in Syrien und der Ukraine haben hier deutliche Spuren hinterlassen.
Seit neun Jahren ist Anna Di Muro Sozialarbeiterin an der Steinheimer Hillerschule. Seit vergangenem September wird sie von Jenny Ackermann unterstützt, die sich rein um die Belange der Grundschülerinnen und Grundschüler kümmert. Zu tun gibt es genug. Das wurde beim Bericht der beiden deutlich, den sie nun in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats präsentierten.
Zahl der Flüchtlinge verdreifacht
Die Zahl der Schülerinnen und Schüler in Steinheim ist in den vergangenen Jahren noch einmal deutlich gestiegen; allein die Zahl der Flüchtlinge hat sich laut Di Muro verdreifacht. Diese wiederum werden an der Hillerschule in sogenannten Vorbereitungsklassen unterrichtet. „Diese Kinder haben einen sehr hohen Betreuungsbedarf“, sagt Di Muro. Das liegt nicht nur daran, dass die Kinder und Jugendlichen teilweise noch gar nicht alphabetisiert sind, sondern auch daran, dass sie vor und auf ihrer Flucht aus den Kriegsgebieten in einigen Fällen schreckliche Dinge erleben mussten. „Diese Schüler kommen aber mit Eifer regelmäßig in den Unterricht und wir erleben, dass auch ihre Eltern wissen, wie wichtig Bildung für die Zukunft ihrer Kinder ist.“
Da neben den schulischen Herausforderungen zum Teil auch traumatische Erlebnisse verkraftet werden müssen, finden regelmäßige Gespräche zwischen den Eltern und den Sozialarbeiterinnen statt.
„Unsere Hauptaufgabe ist die Einzelhilfe mit Beratung als Hauptwerkzeug“, so Di Muro. Die Probleme der Kinder und Jugendlichen sind die bekannten in diesem Alter und drehen sich hauptsächlich
um die Themen Freundschaft, Ausgrenzung, aber auch um Schicksalsschläge oder um Gewalt und Übergriffe. „Die Fälle der akuten Kindswohlgefährdung haben sich in den vergangenen Jahren verdoppelt“, so die Sozialarbeiterin. Waren es früher noch etwa drei bis vier Fälle jährlich, sind es mittlerweile durchschnittlich acht bis zehn. In diesen Ernstfällen müssen die Sozialarbeiterinnen das Jugendamt informieren.
Rückzug in soziale Medien
Aktuell hat die Schulsozialarbeit laut Di Muro auch noch viel mit den Nachwirkungen der Coronapandemie zu tun. „Die Fälle von offenen körperlichen Auseinandersetzungen haben abgenommen“, sagt Di Muro. „Was sich extrem verändert hat: Jugendliche ab zwölf oder 13 Jahren gehen in den Rückzug und leben in einer Art Parallelwelt aus Social Media.“Dass man ihnen während der Pandemie sagen musste, dass sie möglichst zu Hause bleiben sollen, habe nicht gerade geholfen. „Wir wissen teilweise gar nicht mehr, wer die Jugendlichen sind. Und das ist gefährlicher als die offenen, konfrontativen Auseinandersetzungen.“
Die Rolle des Elternhauses
Bei allem Bemühen, allen Gesprächen und Beratungen: Die Schulsozialarbeit und das, was sie leisten kann, hat auch ihre Grenzen: „Auffälligkeiten und Verhaltensweisen, die die Kinder zeigen, entstammen dem Elternhaus, so Di Muro: „Dort werden die Werte vermittelt.“