Es bewegt sich etwas
Der Lehrkräftemangel an den Schulen wird immer dramatischer – davor hat die von der Kultusministerkonferenz beauftragte Ständige Wissenschaftliche Kommission zu Recht gewarnt. Dass sie mit ihren Vorschlägen zur Linderung des Problems mächtig Wirbel auslösen, dürfte den Mitgliedern des Gremiums klar gewesen sein. Und es ist ja auch recht viel verlangt, was sie vorschlagen: weniger Teilzeit, länger arbeiten, größere Klassen unterrichten. Beim Verband Bildung und Erziehung sprach man von „Traumtänzerei“, der Lehrerverband bewertete die Ideen als „praxisfremd und kontraproduktiv“. Soweit alles erwartbar.
Immerhin gab es auch andere Stimmen. So lobte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft die Empfehlung, jetzt fällige Mehrarbeit anzusparen und später – wenn die Misere hoffentlich überwunden ist – durch kürzere Arbeitszeit oder vorgezogenen Ruhestand auszugleichen. Auch der Vorschlag, es trotz der schlechten Erfahrungen während der Coronazeit bei älteren Schülerinnen und Schülern noch einmal mit Lernphasen am Computer zu versuchen, kam bei einigen Bildungspolitikern gut an. Das zeigt: Dass die Kommission mit ihren Ideen an die Öffentlichkeit gegangen ist, hat sich gelohnt. Es bewegt sich etwas.
„Kontraproduktiv“sind eher die Negativ-darstellungen mancher Verbände. Denn viele Lehrkräfte üben ihren Beruf gern aus und sind noch lange nicht am oft genannten Burnout, wenn sich die Arbeitsbedingungen auf die eine oder andere Weise ändern. Und auf junge Menschen, die den Beruf eigentlich ergreifen möchten, wirken die ständigen Warnungen abschreckend. Dabei werden sie doch dringend gebraucht.