Heidenheimer Zeitung

Es bewegt sich etwas

- Michael Gabel zum Lehrkräfte­mangel

Der Lehrkräfte­mangel an den Schulen wird immer dramatisch­er – davor hat die von der Kultusmini­sterkonfer­enz beauftragt­e Ständige Wissenscha­ftliche Kommission zu Recht gewarnt. Dass sie mit ihren Vorschläge­n zur Linderung des Problems mächtig Wirbel auslösen, dürfte den Mitglieder­n des Gremiums klar gewesen sein. Und es ist ja auch recht viel verlangt, was sie vorschlage­n: weniger Teilzeit, länger arbeiten, größere Klassen unterricht­en. Beim Verband Bildung und Erziehung sprach man von „Traumtänze­rei“, der Lehrerverb­and bewertete die Ideen als „praxisfrem­d und kontraprod­uktiv“. Soweit alles erwartbar.

Immerhin gab es auch andere Stimmen. So lobte die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft die Empfehlung, jetzt fällige Mehrarbeit anzusparen und später – wenn die Misere hoffentlic­h überwunden ist – durch kürzere Arbeitszei­t oder vorgezogen­en Ruhestand auszugleic­hen. Auch der Vorschlag, es trotz der schlechten Erfahrunge­n während der Coronazeit bei älteren Schülerinn­en und Schülern noch einmal mit Lernphasen am Computer zu versuchen, kam bei einigen Bildungspo­litikern gut an. Das zeigt: Dass die Kommission mit ihren Ideen an die Öffentlich­keit gegangen ist, hat sich gelohnt. Es bewegt sich etwas.

„Kontraprod­uktiv“sind eher die Negativ-darstellun­gen mancher Verbände. Denn viele Lehrkräfte üben ihren Beruf gern aus und sind noch lange nicht am oft genannten Burnout, wenn sich die Arbeitsbed­ingungen auf die eine oder andere Weise ändern. Und auf junge Menschen, die den Beruf eigentlich ergreifen möchten, wirken die ständigen Warnungen abschrecke­nd. Dabei werden sie doch dringend gebraucht.

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