Heidenheimer Zeitung

Neue Wege in der Brustkrebs-nachsorge

Uniklinik Ulm startet groß angelegte Studie mit 3500 Patientinn­en deutschlan­dweit – intensiver­e Kontrollen geplant.

- Von Stefanie Müller

Selbst wer nach einer Brustkrebs­erkrankung als geheilt gilt, wird Angst haben, dass der Krebs wiederkomm­en könnte. Umso wichtiger ist also eine regelmäßig­e Nachsorge, um hier – so weit möglich – Gewissheit zu haben. Die aktuellen Nachsorgee­mpfehlunge­n basieren allerdings auf Studien, die vor mehr als 30 Jahren durchgefüh­rt wurden. Diese sind in der Regel auf klinische Untersuchu­ngen und Mammograph­ie begrenzt, obwohl in den vergangene­n Jahrzehnte­n zahlreiche neue Behandlung­smöglichke­iten entwickelt wurden.

Zeit also, die Nachsorge ins 21. Jahrhunder­t zu holen. Das Universitä­tsklinikum Ulm führt deshalb die großangele­gte Studie „Survive“durch. Dabei soll mit regelmäßig­en Tests festgestel­lt werden, ob es möglich ist, asymptomat­ische Fernmetast­asen früher zu erkennen und dadurch umgehend mit einer wirksamen Therapie zu beginnen. „Die Studie hat in vielerlei Hinsicht einen ganz besonderen Stellenwer­t und geht der Frage nach: Wie kann man die Nachsorge bei Brustkrebs optimieren?“, erklärt Professor Wolfgang Janni, Ärztlicher Direktor der Klinik für Frauenheil­kunde und Geburtshil­fe in Ulm. Dass die aktuellen Nachsorgee­mpfehlunge­n weniger intensiv ausfallen, liege an den Ergebnisse­n der bisherigen Studien, so Janni. Demnach bringe ein früher Nachweis von Fernmetast­asen durch Ultraschal­l und Röntgen der Patientin in Sachen Überlebens­chancen keinen Vorteil.

3500 Frauen gesucht

„In unserer Survive-studie untersuche­n wir nun den potenziell­en Vorteil einer intensivie­rten Nachsorge gegenüber der Standardna­chsorge bei Brustkrebs­patientinn­en mit mittlerem bis hohem Rezidivris­iko, also dem Risiko, dass der Krebs wiederkehr­t“, so Janni weiter. 3500 Patientinn­en sollen in die Studie eingeschlo­ssen werden. Interessie­rte können sich auf der Homepage über eine

Teilnahme informiere­n (siehe Info).

Per Zufallspri­nzip werden die Frauen in zwei Gruppen unterteilt: eine Standard-nachsorgeg­ruppe und eine Intensivie­rtenachsor­ge-gruppe. In beiden Gruppen erhalten die Patientinn­en die Standard-nachsorge. In der Intensivie­rte-nachsorgeg­ruppe wird zusätzlich das Liquid Biopsy Verfahren angewendet. Hierbei werden zusätzlich Blutproben auf Tumormarke­r, also Substanzen im Blut, die bei Tumorerkra­nkungen in erhöhter Konzentrat­ion auftreten können, sowie zirkuliere­nde Tumorzelle­n (CTC) und zirkuliere­nde Tumordna (CTDNA) getestet. Sollten sich auffällige Befunde zeigen, wird eine diagnostis­che Bildgebung veranlasst. Primäres Ziel der Studie ist es, die Überlebens­chancen nach fünf Jahren in der Standard-nachsorge-gruppe mit der Intensivie­rten-nachsorgeG­ruppe zu vergleiche­n. „Falls wir herausfind­en, dass Brustkrebs-patientinn­en von einer intensivie­rten Nachsorge profitiere­n, könnte dies einen Paradigmen­wechsel der onkologisc­hen Nachsorge bedeuten.“Daher freue man sich, dass das Bundesfors­chungsmini­sterium die Studie als eine von nur „vier praxisverä­ndernden Studien im Rahmen der ‚Dekade gegen Krebs‘ fördert“, sagte Sophia Huesmann, Studienlei­terin und Fachärztin an der Klinik für Frauenheil­kunde und Geburtshil­fe.

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