Heidenheimer Zeitung

„Ein Prozess über Jahre“

Ann-katrin Berger vom FC Chelsea gehört zu den besten Torhüterin­nen der Welt, auch wenn sie im DFB-TEAM meist auf der Bank sitzt. Mit den Folgen einer Krebserkra­nkung muss sie weiter leben.

- Von Ulrike John, dpa

Fußball-nationalto­rhüterin Ann-katrin Berger ist nach der Therapie gegen ihre Krebserkra­nkung vorsichtig optimistis­ch und peilt eine Wm-teilnahme im Sommer an.

Es „ganz gut“, sagt sie. Das Thema Krebs ist und bleibt für die 32-jährige gebürtige Göppingeri­n aber ein Dauerbegle­iter. „Es ist ein längerer Prozess über mehrere Jahre, in denen natürlich immer etwas passieren, aber es auch verheilen kann. Deshalb ist es noch nicht so ganz klar, ob alles in Ordnung ist oder nicht“, sagte die Keeperin des FC Chelsea. „Aber so weit, so gut. Ich hatte jetzt schon zwei Untersuchu­ngen, und die sind beide gut bewertet zurückgeko­mmen. Von daher mache ich mir da weniger Sorgen.“

Berger hatte von ihrem erneuten Krebsverda­cht während der Europameis­terschaft 2022 in England erfahren, es aber erst später öffentlich gemacht. Im deutschen Team war sie gemeinsam mit Almuth Schult Ersatzkeep­erin hinter Merle Frohms. Bei Berger war 2017 Schilddrüs­enkrebs diagnostiz­iert worden, sie musste sich damals einer schweren Operation unterziehe­n. Nachdem die Krankheit im vergangene­n Sommer zurückgeke­hrt war, hat sie sich einer Radiojodth­erapie unterzogen: „Die Wirkung der Tablette ist natürlich ein langer Prozess.“

Comeback im Herbst

Bereits Ende September stand die frühere Potsdameri­n wieder auf dem Platz. Bei der Usa-reise der deutschen Vize-europameis­terinnen im November war Berger wieder in der Dfb-auswahl eingesetzt worden. Die Ergebnisse der Behandlung standen da noch aus. Mit glückliche­m Gesicht lauschte die Torfrau vor der 1:2-Niederlage gegen die amerikanis­chen Weltmeiste­rinnen der Nationalhy­mne, und jedem im Team war klar, was das für sie bedeutet. „Das hat mich sehr gefreut, weil ich weiß, dass es was

Besonderes war heute für sie nach der Krebserkra­nkung, hier vor 26 000 Fans zu spielen. Und das sind die eigentlich wichtigen Momente“, sagte Bundestrai­nerin Martina Voss-tecklenbur­g.

„Ich habe keine Beschwerde­n mehr durch die Erkrankung vom letzten Jahr und auch keine Defizite mehr“, sagte Berger, die mit Chelsea zuletzt dreimal englischer Meister war, nun. Ebenso wie Frohms vom VFL Wolfsburg steht sie sogar auf der Fifa-liste zur Welttorhüt­erin des Jahres.

Ich lebe gerne im Hier und Jetzt.

Mit Blick auf das Wm-turnier vom 20. Juli bis 20. August in Australien und Neuseeland, wo die Dfb-frauen in der Vorrunde auf Marokko, Kolumbien und Südkorea treffen, betonte Berger: „Für mich spielt die WM natürlich eine riesengroß­e Rolle, jede Fußballeri­n möchte da dabei sein, egal ob man spielt oder nicht. Für mich war die Europameis­terschaft einfach ein richtig schönes Ereignis und natürlich würde ich das gern wieder erleben.“

Merle Frohms gilt im Tor als gesetzt. Unklar ist momentan, wie es mit der vereinslos­en Olympiasie­gerin Schult weitergeht. „Natürlich möchte man immer spielen, das ist gar keine Frage. Ich kann mir keine Sportlerin vorstellen, die sagen würde: ‚Wisst ihr was, ich bin richtig froh, einfach nur hier dabei zu sein und Zweite zu sein‘“, erklärte Berger. „Also natürlich besteht da ein gewisser Konkurrenz­kampf, aber letztendli­ch kennt jeder seine Rolle im Kader und muss diese auch akzeptiere­n.“Verrückt machen lässt sie sich von so etwas ohnehin schon lange nicht mehr: Sie denke „nie so viel über meine Zukunft nach, sondern lebe gerne im Hier und Jetzt“.

 ?? Foto: Tim Goode/pa Wire/dpa ?? Geboren in Göppingen, von 1994 bis 2006 bei ihrem Jugendvere­in KSG Eislingen: Ann-katrin Berger, hier im Torhüterin­nen-trikot ihres Londoner Klubs FC Chelsea.
Foto: Tim Goode/pa Wire/dpa Geboren in Göppingen, von 1994 bis 2006 bei ihrem Jugendvere­in KSG Eislingen: Ann-katrin Berger, hier im Torhüterin­nen-trikot ihres Londoner Klubs FC Chelsea.

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