Heidenheimer Zeitung

Grenzen der Belastbark­eit

- Guido Bohsem zu den Staus auf deutschen Straßen und den Lehren daraus

Donnerstag­s zwischen sieben und acht Uhr morgens sollte man die deutschen Autobahnen meiden. Nicht etwa, weil das die liebste Uhrzeit der Klimaklebe­r ist, sondern vielmehr, weil jede Woche um diese Uhrzeit die allermeist­en Autos unterwegs sind. Für den Massenstau sorgen die Autofahrer schon ganz alleine. 2022 saßen sie jeden Tag durchschni­ttlich 900 Stunden im Stau, hat der ADAC ausgerechn­et. Die gute Nachricht lautet, es waren weniger Staustunde­n als noch vor der Corona-pandemie. Der Trend zum Homeoffice, er hält noch an, vor allem montags und freitags. Doch nimmt er wieder ab.

Tatsächlic­h dürfte der zunehmende Verkehr auch mit noch so vielen neuen Autobahnen nicht zu beherrsche­n sein. Da haben die Grünen in der Ampel-koalition recht. Doch sollten sie daraus nicht den Schluss ziehen, dass das Land gar keine neuen Autobahnen mehr braucht. Noch wichtiger und sinnvoller scheint es allerdings, die dringenden Reparatura­rbeiten an den vielen hundert Brücken vorzunehme­n, die in die Jahre und an die Grenzen ihrer Belastbark­eit gekommen sind. Und, ja, wenn man sie schon einmal saniert, kann man sie auch gleich verbreiter­n. Schließlic­h trägt die Mobilität so sehr zu unserer Wirtschaft­sleistung bei, dass auch in zwanzig Jahren und mit vollständi­g elektrifiz­iertem Verkehr eher mehr Autos und Lastwagen unterwegs sein dürften.

Tatsächlic­h aber sollte es dann auch möglich sein, diesen gewachsene­n Verkehr endlich intelligen­ter zu steuern und auch die Stoßzeiten durch flexiblere Arbeitszei­tmodelle abzufedern. Es kommt neben dem Neubau eben auch darauf an, das bestehende Autobahnne­tz sinnvoller zu nutzen als bisher.

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