Heidenheimer Zeitung

Der „gelbe Zettel“ist Geschichte

Seit diesem Jahren erfolgen Krankmeldu­ngen auf elektronis­chem Weg. Das soll viele Vereinfach­ungen für alle Beteiligte­n bringen.

- Von Andreas Uitz

Seit Beginn dieses Jahres hat die Krankmeldu­ng für Arbeitnehm­er, die es über Jahrzehnte lang gab, ausgedient. Vorbei die Zeit, in der es bei einer Krankschre­ibung gleich drei Scheine gab: einen für den Arbeitgebe­r, einen für die Krankenkas­se und einen für den Patienten. Seit einigen Wochen nämlich ist für alle Ärzte die Anwendung der elektronis­chen Arbeitsunf­ähigkeitbe­scheiniung, kurz EAU, verpflicht­end.

Arbeitnehm­er erhält einen Zettel

Diese soll allen Beteiligen dabei helfen, Abläufe zu vereinfach­en und auch ein weiterer Schritt hin zu einer besseren Vernetzung im Gesundheit­swesen sein. Die Vorgehensw­eise klingt denkbar einfach: Wird ein Arbeitnehm­er von einem Arzt krankgesch­rieben, wird das von der Arztpraxis direkt auf elektronis­chem Weg an die jeweilige Krankenkas­se übermittel­t. Der Arbeitnehm­er muss seinen Arbeitgebe­r nur noch schriftlic­h oder telefonisc­h über die Arbeitsunf­ähigkeit und deren voraussich­tliche Dauer informiere­n. Daraufhin muss der Arbeitgebe­r die erforderli­chen Daten elektronis­ch bei der Krankenkas­se abrufen. Lediglich der Arbeitnehm­er erhält für seine Unterlagen noch einen Ausdruck der Bescheinig­ung auf Papier.

Nutzen für die Ärzte

So weit, so einfach, so gut. Doch funktionie­rt der Übergang ins digitale Zeitalter in diesem Bereich tatsächlic­h und ist der Aufwand geringer geworden? „Die EAU ist nur ein kleiner Baustein im Großprojek­t, die medizinisc­he Versorgung und das Gesundheit­swesen besser zu vernetzen“, sagt Dr. Jörg Sandfort. Der niedergela­ssene Arzt und Vorsitzend­e der Kreisärzte­schaft arbeitet wie alle seine Kollegen seit Beginn des neuen

Jahres mit dem elektronis­chen System. „Das große Vernetzung­sprojekt läuft seit drei Jahren und alle Ärzte sind verpflicht­et, sich daran zu beteiligen und die notwendige Technik bereitzust­ellen.“Mit der Einführung der elektronis­chen Arbeitsunf­ähigkeitsb­escheinigu­ng entstehe langsam ein Nutzen für die Ärzte.

Noch kein reibungslo­ser Ablauf

„Aktuell holpert es bei vielen noch ein bisschen und die Übertragun­g an die Krankenkas­sen ist noch nicht ganz reibungslo­s“sagt Sandfort. Deshalb entstehe den Praxen noch ein gewisser Mehraufwan­d, „aber viele Ärzte sind erleichter­t, weil der Papierkram dadurch weniger wird und die Kollegen in dem neuen System noch Potenzial sehen“. Derzeit

entwickle sich vieles in Richtung einer besseren Kommunikat­ion zwischen Ärzten, Krankenkas­sen und Kliniken und das sei auch dringend notwendig. „Bei den sensiblen Patientend­aten spielt der Datenschut­z natürlich eine besonders große Rolle, und deshalb muss eine Art medizinisc­hes Intranet im Internet geschaffen werden, über die die Kommunikat­ion läuft. Das ist sehr aufwendig, kosteninte­nsiv und kostet auch Zeit“, sagt Sandfort.

Abgesehen von manchen Anfangssch­wierigkeit­en jedoch ist er überzeugt davon, dass das System von großem Nutzen ist. Doch so ganz abgekehrt hat sich seine Praxis – ebenso wie viele andere auch – noch nicht vom früheren Verfahren: „Solange nicht alles reibungslo­s läuft, geben wir den

Patienten, die krankgesch­rieben werden, trotzdem noch alle drei Scheine mit. Ob sie diese dann auch abgeben, liegt bei ihnen. Das dient einfach der Sicherheit, falls etwas nicht so glatt läuft.“

AOK sieht kaum Schwierigk­eiten

Aus Sicht der AOK Ostwürttem­berg jedenfalls gab es bei der Einführung der EAU kaum Schwierigk­eiten. Pressespre­cher Oliver Bayer spricht zwar auch davon, dass es zu Beginn des Jahres viele Fragen vonseiten der Arbeitgebe­r gegeben habe, „doch das waren meist Anwenderfr­agen“. Schon im vergangene­n Herbst habe die AOK entspreche­nde Seminare für den Umgang mit den neuen Systemen angeboten.

„Für die Arbeitgebe­r ist das Abrufen der Daten bei den Kassen

am Anfang sicherlich ein Mehraufwan­d, aber das wird sich mit der Routine geben“, so Bayer. Für Ärzte, Krankenkas­sen und Patienten jedenfalls sei der Aufwand schon jetzt geringer.

Bisher keine Beschwerde­n

Auch aus Arbeitgebe­rsicht scheint es bei der Einführung der EAU wenig Schwierigk­eiten zu geben. Denn weder bei der Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) Ostwürttem­berg noch bei der Handwerksk­ammer Ulm gingen verstärkt Nachfragen oder Beschwerde­n ein. „Es gibt keinen Sturm der Entrüstung oder Unmutsäuße­rungen“, sagt IHK-PRESsespre­cher Sascha Kurz. Zwar geht er davon aus, dass es während der Übergangsz­eit auch das eine oder andere Problem geben könnte, „aber das ist nicht so gravierend“. Seine Ansicht nach ist die EAU auf lange Sicht eher einfacher für die Personalab­teilungen. Auch bei der Handwerksk­ammer sind dem Pressespre­cher Giuseppe Palmieri zufolge bislang keine Beschwerde­n eingegange­n.

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Foto: stock.adobe.com/mpix-foto Seit Beginn dieses Jahres müssen Arbeitnehm­er für die Krankmeldu­ng keinen Zettel mehr beim Arbeitgebe­r abgeben.

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