Heidenheimer Zeitung

Frieden schaffen, auch mit Waffen

Grünen-politikeri­n Agnieszka Brugger sprach im Kloster Herbrechti­ngen, eine sachliche Diskussion kam dabei kaum zustande.

- Jens Eber

Wer sich von Agnieszka Brugger einfache Antworten erhofft hatte, wurde am Mittwochab­end im Herbrechti­nger Kloster offensicht­lich enttäuscht. Der Kreisverba­nd von Bündnis 90/Die Grünen hatte die stellvertr­etende Grünen-fraktionsv­orsitzende im Bundestag ins voll besetzte Parlatoriu­m eingeladen, ein Themenaben­d zum Ukraine-krieg sollte es werden.

Gegen Waffenexpo­rt, für Panzer

Brugger kennt ihre vermeintli­che offene Flanke sehr genau. „Ich war seit vielen Jahren sehr kritisch gegenüber Rüstungsex­porten“, sagte die 37-Jährige eingangs. So ist es auch auf ihrer Wikipedia-seite

zu lesen. Dennoch sei sie schon früh für Waffenlief­erungen an die Ukraine gewesen, auch die Lieferung von Leopardpan­zern befürworte sie. „Ich hätte ein moralische­s Problem, wenn ich das nicht täte“, verdeutlic­hte Brugger und listete auf, warum der russische Überfall nicht zum Sieg führen dürfe. Nicht zuletzt bedeute der Krieg eine „Attacke auf unsere europäisch­e Friedensor­dnung“, das Blutvergie­ßen würde mit einer Niederlage der Ukraine nicht enden. Es gelte, „unsere Werte zu verteidige­n“.

Zugleich sei es wichtig, diese Fragen, die zweifelsoh­ne viele Menschen beschäftig­en, „nicht nur in den Hauptstädt­en zu besprechen“. Brugger betonte, niemand nehme die mit dem Krieg zusammenhä­ngenden Fragen auf die leichte Schulter. Eine „bittere Wahrheit“sei aber, dass der russische Präsident Wladimir Putin nicht verhandeln wolle. „Putin opfert für ideologisc­hen Wahn 100.000 eigene Soldaten“, so Brugger.

Die Diskussion entgleiste

In der vom Grünen-kreisvorsi­tzenden Marco Combosch moderierte­n Diskussion zeigte sich zum einen, dass es in der Partei durchaus unterschie­dliche Positionen gibt. „Der Klügere gibt nach“, mahnte ein Parteimitg­lied. Brugger entgegnete, ein Sieg wür

de Putin innenpolit­isch stärken und hätte für viele Menschen in der Ukraine „furchtbare“Folgen.

Brugger betonte auf eine Frage hin, es gebe durchaus immer wieder Versuche, mit dem russischen

Machthaber zu verhandeln, bislang aber erfolglos.

Allerdings rutschte das Niveau der Diskussion wegen einiger beharrlich­er Zwischenru­fer und Statements zu Corona-maßnahmen oder dem Aktienkurs von Rüstungsfi­rmen bald ab. Einen besonders lauten Gast bat Combosch schließlic­h zu gehen. Brugger versuchte zwar, auf die allermeist­en Argumente sachlich einzugehen, bemerkte gegenüber einer Besucherin aber, „mit ihrer zynischen Grundhaltu­ng kann ich nichts anfangen“. Die Gelegenhei­t, mit einer ausgewiese­nen Verteidigu­ngspolitik­ern zu diskutiere­n, blieb so weitgehend ungenutzt.

 ?? Foto: Markus Brandhuber ?? Agnieszka Brugger im Kloster Herbrechti­ngen: Auch die grünen sind sich nicht einig über den Krieg.
Foto: Markus Brandhuber Agnieszka Brugger im Kloster Herbrechti­ngen: Auch die grünen sind sich nicht einig über den Krieg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany