Das alte Quartier ist bereit für Neues
Im Sommer soll der Bau des Barfüßer beginnen. Der Abriss hat sich über Monate hingezogen und kam nicht ohne Verzögerungen aus. Ein Rück- und Ausblick.
Die ehemalige Metzgerei, in der zuletzt Döner und andere türkische Spezialitäten verkauft wurden, ein Optiker, der über viele Jahre in Nachbarschaft zum Lamm Menschen zu einem besseren Durchblick verholfen hat, alte Scheunen oder auch Wohnungen: Alles längst weg.
Als im April des vergangenen Jahres der Abriss auf dem Lammareal begonnen hatte, ging es zunächst ziemlich zügig vonstatten.
In der Kirchgasse, an der Langen Straße oder auch im Schlössle am Bauzaun stehen und dem Baggerfahrer bei der Arbeit zusehen: Nicht wenige Menschen, die in der Innenstadt etwas zu erledigen hatten, waren seit dem Frühjahr 2022 an den Abbrucharbeiten im Quartier interessiert und sahen zu, wie Dächer und Wände fielen, wie unterschiedliche Materialien in bereit gestellte Container sortiert wurden. Baustoffe wie Holz, Beton oder Ziegel wurden noch an Ort und Stelle getrennt.
Als es an die größeren Einheiten gehen sollte, also an das Sudhaus, den neueren, nicht denkmalgeschützten Teil des Gasthauses und Hotels Lamm sowie an den Anbau Richtung Norden, musste ein wenig auf den großen Bagger gewartet werden, der dann auch kam und jede Menge Schutt übrig ließ.
Spezieller Blick auf Bau-ruine
Bis August war der Großteil der Abbrucharbeiten erledigt. Aber halt nicht alles. Wer beispielsweise die „Halb8“-konzerte auf dem Rathausplatz besuchte, dem fiel unübersehbar beim Blick an der
Bühne vorbei auch eine Art Hotel-ruine ins Auge.
Brocken oder Mauerreste bewegten sich eine ganze Weile nicht. Aus gutem Grund: Der Abriss musste gestoppt werden. Warum? Weil der Dachstuhl am Gebäude Marktstraße 19 gesichert werden musste.
Die Dachstuhl-balken des denkmalgeschützten Gebäudes, das stehen bleiben soll, waren bei den angrenzenden Abbrucharbeiten am Aufzugsschacht teilweise etwas verrutscht – daher auch die Sicherungsmaßnahmen. Im Anschluss mussten die Balken am Dachstuhl teilweise ausgetauscht werden.
Es dauerte schließlich bis Oktober, ehe es auf der Fläche weiter gehen und der Rest abgeräumt werden konnte.
„Das Projekt ist im Plan“, so Oberbürgermeister Dieter Henle kürzlich beim städtischen Neujahrsempfang. Das Projekt Barfüßer im Lamm-areal befinde sich nach wie vor auf gutem Weg: Nachdem die oberirdischen Abbrucharbeiten abgeschlossen sind, folgen archäologische Untersuchungen, bevor die vorhandenen Kellerräume abgebrochen werden und die Aushubarbeiten für die Tiefgarage vorgenommen werden können. „Mitte des Jahres sollen die Arbeiten am Neubau starten“, so das Stadtoberhaupt.
Erster Schritt bereits 2018
Abriss und Neubau haben natürlich auch eine Vorgeschichte: Den ersten Schritt des Vorhabens auf dem Lamm-areal bildete im Mai 2018 der Beschluss des Gemeinderates über die Schwerpunktsetzung der weiteren Innenstadtentwicklung im Areal, konkretisiert im April 2019 durch die Festlegung auf einen Wettbewerb zur Realisierung. Im November 2019 folgte der Zwischenerwerb der Grundstücke durch die Stadt Giengen.
Der Gemeinderat beschloss im März 2020 die europaweite Ausschreibung des Projekts. Das Verfahren endete im März 2022 mit der Beurkundung des Grundstückskaufvertrags und der damit erfolgten Vergabe der Grundstücke des etwa 2100 Quadratmeter großen Geländes an die Barfüßer Gastronomie-betriebs Gmbh & Co. KG. Eberhard Riedmüller stellte das Vorhaben dann im Gremium öffentlich vor.
Nach der Beurkundung des notariellen Kaufvertrags zwischen Stadt und Investor wurde Anfang April 2022 durch den Gemeinderat Baurecht geschaffen.
Mit einer Brutto-vergabesumme in Höhe von 537.000 Euro investiert die Stadt mehr als eine halbe Million Euro in die Baureifmachung des Grundstücks.