Heidenheimer Zeitung

Die Kita-kettenreak­tion

- Jacqueline Westermann zum Thema Fachkräfte­mangel

Sechs Millionen zusätzlich­e Arbeitskrä­fte braucht der deutsche Arbeitsmar­kt bis 2030. Bundeskanz­ler Olaf Scholz ist mit dieser Erkenntnis keinem großen Geheimnis auf der Spur – der Mangel an Personal ist allgegenwä­rtig. Die Bundesregi­erung hat nicht ohne Grund im vergangene­n Jahr Vorschläge vorgelegt, wie sie die Herausford­erung mit einer Kombinatio­n aus qualifizie­rter Zuwanderun­g und dem Blick auf inländisch­es Erwerbspot­enzial angehen will. Wenn der Kanzler von einer Steigerung des Erwerbspot­enzials von Eltern spricht, meint er wohl vor allem Mütter. Schließlic­h sind sie es nach wie vor, die vor allem in Teilzeit arbeiten.

Der Wunsch nach mehr und gleichbere­chtigter Arbeit scheitert zu oft an den Realitäten. Und deswegen steht und fällt die Erwerbstät­igkeit von Müttern an einer Berufsgrup­pe: Erzieherin­nen

und Erziehern. Nur wenn die Kinderbetr­euung zuverlässi­g gewährleis­tet ist, können Eltern langfristi­g planen. Doch auch hier herrscht Ebbe bei Nachwuchs- und ausgebilde­ten Arbeitskrä­ften, bundesweit fehlen schon jetzt zehntausen­de Beschäftig­te. Eine Mutter schlägt deshalb womöglich eine Beförderun­g mit mehr Verantwort­ung (und besserer Bezahlung) aus, weil sie dann nicht spontan zur Kita fahren kann, wenn diese mal wieder unvorherge­sehen schließt.

Natürlich sind auch Arbeitgebe­r gefragt, um flexible Lösungen für Eltern zu finden. Doch eine bessere Bezahlung verleiht dem Erzieher-beruf mehr Attraktivi­tät und kann eine Kettenreak­tion von mehr Betreuungs­plätzen und wiederum mehr arbeitende­n Eltern auslösen. Die Lösungen liegen auf dem Tisch, sie müssen ergriffen werden.

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