Die Kita-kettenreaktion
Sechs Millionen zusätzliche Arbeitskräfte braucht der deutsche Arbeitsmarkt bis 2030. Bundeskanzler Olaf Scholz ist mit dieser Erkenntnis keinem großen Geheimnis auf der Spur – der Mangel an Personal ist allgegenwärtig. Die Bundesregierung hat nicht ohne Grund im vergangenen Jahr Vorschläge vorgelegt, wie sie die Herausforderung mit einer Kombination aus qualifizierter Zuwanderung und dem Blick auf inländisches Erwerbspotenzial angehen will. Wenn der Kanzler von einer Steigerung des Erwerbspotenzials von Eltern spricht, meint er wohl vor allem Mütter. Schließlich sind sie es nach wie vor, die vor allem in Teilzeit arbeiten.
Der Wunsch nach mehr und gleichberechtigter Arbeit scheitert zu oft an den Realitäten. Und deswegen steht und fällt die Erwerbstätigkeit von Müttern an einer Berufsgruppe: Erzieherinnen
und Erziehern. Nur wenn die Kinderbetreuung zuverlässig gewährleistet ist, können Eltern langfristig planen. Doch auch hier herrscht Ebbe bei Nachwuchs- und ausgebildeten Arbeitskräften, bundesweit fehlen schon jetzt zehntausende Beschäftigte. Eine Mutter schlägt deshalb womöglich eine Beförderung mit mehr Verantwortung (und besserer Bezahlung) aus, weil sie dann nicht spontan zur Kita fahren kann, wenn diese mal wieder unvorhergesehen schließt.
Natürlich sind auch Arbeitgeber gefragt, um flexible Lösungen für Eltern zu finden. Doch eine bessere Bezahlung verleiht dem Erzieher-beruf mehr Attraktivität und kann eine Kettenreaktion von mehr Betreuungsplätzen und wiederum mehr arbeitenden Eltern auslösen. Die Lösungen liegen auf dem Tisch, sie müssen ergriffen werden.