Heidenheimer Zeitung

Russlands Einfluss in Afrika

- Stefan Kegel

Als die ersten russischen Wagnersöld­ner auf dem Flughafen von Gao gesichtet wurden, „ging bei uns die Alarmlampe an“, erinnert sich ein deutscher Diplomat an die ersten derartigen Berichte aus Mali vor mehr als einem Jahr. Dabei ist die Verbindung zwischen Mali und Russland nicht neu. Schon zu Sowjetzeit­en lieferte Moskau Rüstungsgü­ter an das nordwestaf­rikanische Land. Erst kürzlich trafen acht Kampfflugz­euge und zwei Militärhel­ikopter dort ein.

Vor allem sieht die Bundesregi­erung den wachsenden Einfluss der russischen Privatarme­e mit Argwohn. Gemeinsam mit den malischen Truppen gehen Wagner-söldner gegen islamistis­che Rebellen vor. Sie sollen die abgezogene­n französisc­hen Truppen ersetzen, deren Anti-terror-mission „Barkhane“in der malischen Bevölkerun­g höchst unpopulär war. Man beobachte die „neue Qualität in der Zusammenar­beit“mit Sorge, heißt es in Berlin – vor allem wegen schwerer Menschenre­chtsverlet­zungen.

Vor einem Jahr gab es in Diplomaten­kreisen noch die Vermutung, dass die geschätzte­n Kosten für 1000 Privatsöld­ner von monatlich zehn Millionen Dollar – ein Viertel des Verteidigu­ngsbudgets – die malische Regierung überforder­n könnten. Inzwischen ist davon keine Rede mehr. Der Einsatz der Wagner-söldner habe bisher nicht zu einer Stabilisie­rung von Unruhegebi­eten in Mali geführt, lautet die Einschätzu­ng von Diplomaten. Russland stoße zwar gern ins Vakuum, das Frankreich mit seinem Abzug hinterlass­en habe. Es habe aber kein Interesse, sich konstrukti­v am Staatsaufb­au zu beteiligen, viele Ressourcen seien zudem im Ukraine-krieg gebunden.

Nichtsdest­otrotz mischt Russland nicht nur in Mali, sondern auch in anderen Ländern der Region mit, die neue Allianzen jenseits der Ex-kolonialma­cht Frankreich suchen. Seit Jahren sind Wagner-söldner in der Zentralafr­ikanischen Republik unterwegs, auch der politische Einfluss auf die dortige Regierung wächst. In Burkina Faso hat die Regierung gerade den militärisc­hen Beistandsp­akt mit Frankreich aufgekündi­gt und will künftig stärker mit Moskau zusammenar­beiten. Ministerpr­äsident Apollinair­e de Tambéla betonte im Dezember in einem Interview mit dem Sender Russia Today: „Wir wollen, dass Russland ein Verbündete­r im Kampf gegen den Terrorismu­s ist, wie alle unsere Partner.“

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Weitgehend erfolglos: der Un-einsatz in Mali.

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