Russlands Einfluss in Afrika
Als die ersten russischen Wagnersöldner auf dem Flughafen von Gao gesichtet wurden, „ging bei uns die Alarmlampe an“, erinnert sich ein deutscher Diplomat an die ersten derartigen Berichte aus Mali vor mehr als einem Jahr. Dabei ist die Verbindung zwischen Mali und Russland nicht neu. Schon zu Sowjetzeiten lieferte Moskau Rüstungsgüter an das nordwestafrikanische Land. Erst kürzlich trafen acht Kampfflugzeuge und zwei Militärhelikopter dort ein.
Vor allem sieht die Bundesregierung den wachsenden Einfluss der russischen Privatarmee mit Argwohn. Gemeinsam mit den malischen Truppen gehen Wagner-söldner gegen islamistische Rebellen vor. Sie sollen die abgezogenen französischen Truppen ersetzen, deren Anti-terror-mission „Barkhane“in der malischen Bevölkerung höchst unpopulär war. Man beobachte die „neue Qualität in der Zusammenarbeit“mit Sorge, heißt es in Berlin – vor allem wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen.
Vor einem Jahr gab es in Diplomatenkreisen noch die Vermutung, dass die geschätzten Kosten für 1000 Privatsöldner von monatlich zehn Millionen Dollar – ein Viertel des Verteidigungsbudgets – die malische Regierung überfordern könnten. Inzwischen ist davon keine Rede mehr. Der Einsatz der Wagner-söldner habe bisher nicht zu einer Stabilisierung von Unruhegebieten in Mali geführt, lautet die Einschätzung von Diplomaten. Russland stoße zwar gern ins Vakuum, das Frankreich mit seinem Abzug hinterlassen habe. Es habe aber kein Interesse, sich konstruktiv am Staatsaufbau zu beteiligen, viele Ressourcen seien zudem im Ukraine-krieg gebunden.
Nichtsdestotrotz mischt Russland nicht nur in Mali, sondern auch in anderen Ländern der Region mit, die neue Allianzen jenseits der Ex-kolonialmacht Frankreich suchen. Seit Jahren sind Wagner-söldner in der Zentralafrikanischen Republik unterwegs, auch der politische Einfluss auf die dortige Regierung wächst. In Burkina Faso hat die Regierung gerade den militärischen Beistandspakt mit Frankreich aufgekündigt und will künftig stärker mit Moskau zusammenarbeiten. Ministerpräsident Apollinaire de Tambéla betonte im Dezember in einem Interview mit dem Sender Russia Today: „Wir wollen, dass Russland ein Verbündeter im Kampf gegen den Terrorismus ist, wie alle unsere Partner.“