Wende zum Besseren ist nicht in Sicht
Der VFB Stuttgart verliert gegen Werder Bremen 0:2, fällt auf Relegationsrang 16 zurück und zeigt nach einem guten Start eine richtig schwache zweite Hälfte.
Die Fans pfiffen sich den Frust von der Seele, riefen in voller Lautstärke: „Aufwachen! Aufwachen!“Vor ihnen standen die Vfbprofis im Regen, ließen die Köpfe hängen. Die Lage beim VFB Stuttgart wird nach dem 0:2 gegen Werder Bremen immer prekärer – zumal der Trainerwechsel in der Winterpause bisher ohne große Wirkung geblieben ist. Nur zwei Punkte in vier Spielen gab es unter Bruno Labbadia, das Team fiel auf Relegationsrang 16 zurück.
Die Wende zum Besseren? Ist nicht in Sicht! Zwei Treffer von Jens Stage (59.) und Marvin Ducksch (77.) besiegelten die Niederlage des nach der Pause erschreckend harm- und hilflosen VFB. „Wir sind enttäuscht, uns fehlt es an Präzision“, sagte Bruno Labbadia, „das war eine richtig bittere Niederlage. Es ist jetzt wichtig, die Ruhe zu bewahren.“
Nicht immer ist es ein Vorteil, über die Ergebnisse der Konkurrenz Bescheid zu wissen: Heimsiege für den FC Augsburg und den VFL Bochum, ein Punkt für den FC Schalke 04 – der Druck auf den VFB war enorm. Labbadia wusste vor dem Anpfiff, was zählt. „Wir müssen“, sagte der Coach, „eine Top-leistung abrufen.“Seine Spieler hatten offenbar zugehört. Denn der VFB, bei dem Neuzugang Genki Haraguchi in der Startelf stand, legte furios los.
Hohes Tempo, großer Einsatz, spielerische Dominanz – Werder Bremen zeigte sich beeindruckt. Doch Serhou Guirassy (3.), Chris Führich (6.), erneut Guirassy nach einem kapitalen Fehler von Gäste-keeper Jiri Pavlenka (9.) und noch einmal Führich (10.) scheiterten bei den ersten vier Torschüssen. Die Führung wäre nicht nur möglich und verdient gewesen, sondern auch hilfreich. Denn den 47 500 Zuschauern war klar: In dieser vollen Fahrt kann es nicht weitergehen. Allerdings nahm der VFB den Fuß viel zu sehr vom Gas.
Werder Bremen, bis dahin nicht aus der eigenen Hälfte gekommen, schaltete einen Gang
nach oben – und gab die Richtung vor. Erschwerend hinzu kam, dass Serhou Guirassy nach 25 Minuten angeschlagen raus musste. Der torgefährliche Stürmer, der auch Bälle sichern und damit Angriffe einleiten kann, fehlte sichtlich. Das fand auch Bruno Labbadia: „Besser kann man nicht in ein Spiel kommen. Doch durch diese Verletzung kam es zu einem Bruch.“Dafür hatte der VFB in zwei anderen Szenen ziemliches Glück.
Nationalstürmer Niclas Füllkrug (13 Saisontore) hatte Werder in dieser Saison schon sechs Mal 1:0 in Führung gebracht, diesmal traf er per Kopf (35.). Doch Schiedsrichter Frank Willenborg gab den Treffer nicht – weil Füllkrug Innenverteidiger Hiroki Ito leicht weggeschubst hatte. Kurz darauf folgte ein Aussetzer von
Nikolas Nartey. Nach einem Eckball des VFB klärte die Werderabwehr hoch und weit, Nartey stand als Absicherung zehn Meter vor der Mittellinie und ließ sich naiv den Ball abluchsen. Niklas Schmidt lief alleine auf Florian Müller zu, wurde erst von Top-sprinter Chris Führich gestellt und dann von Nartey, der dafür die Gelbe Karte sah, Zentimeter
vor der Strafraumgrenze abgeräumt. Den Freistoß setzte Marvin Ducksch knapp neben den Pfosten.
Kurz vor der Pause war wieder der VFB dran. Doch Führich scheiterte an Pavlenka, dann vergab Pfeiffer eine sehr gute Kopfballchance. Labbadia ärgerte sich, zugleich machten die Szenen Hoffnung für die zweite Hälfte – doch es folgte die komplette Enttäuschung.
Werder Bremen musste nicht viel machen, nicht überragend spielen. Sondern nur die Fehler des VFB ausnutzen. Zweimal zeigte Atakan Karazor bei weiten Bällen gegen Niclas Füllkrug große Schwächen im Luftzweikampf, zweimal sah danach Konstantinos Mavropanos unglücklich aus – Jens Stage und Marvin Ducksch nahmen dankend an und versenkten ihre Fernschüsse sehenswert.
Den Gastgebern fehlte es an Kreativität und dem Willen, das Spiel in der Schlussphase noch zu drehen. Am Ende standen die Vfb-profis im Regen wie begossene Pudel. „Wir haben die entscheidenden Zweikämpfe verloren“, sagte Verteidiger Waldemar Anton, „und wir hätten noch mal 90 Minuten spielen können, ohne ein Tor zu schießen.“Es wird Zeit, endlich aufzuwachen.